Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Bienentod lauert im Rapsfeld

Hintergrun­d Nach Glyphosat nehmen Artenschüt­zer seit einiger Zeit auch „Neonics“ins Visier. Die CSU im Landtag tut sich schwer damit, sich vom Einsatz dieser Pestizide zu verabschie­den

- VON ULI BACHMEIER

München „Wenn ich Insekten mit Gift bekämpfe, dann brauche ich mich nicht zu wundern, dass ich ein Insektenst­erben habe.“Auf diesen simplen Nenner bringt der Vorsitzend­e des Umweltauss­chusses im Landtag, der Grünen-Abgeordnet­e Christian Magerl, die Debatte – und trifft damit die CSU ins Mark. Längst nämlich hat auch in der Regierungs­partei, die sich traditione­ll schützend vor die konvention­elle Landwirtsc­haft stellt, eine gewisse Nachdenkli­chkeit eingesetzt. Wie schwierig es ist, die Interessen des Artenschut­zes und der Landwirtsc­haft unter einen Hut zu bringen, zeigte sich diese Woche im Landtag am Beispiel von Bienen und Raps.

Dass zumindest drei der fünf Wirkstoffe aus der Gruppe der Neonicotin­oide (kurz: „Neonics“) gefährlich für Bienen sind, ist seit längerer Zeit schon bekannt. Ihr Einsatz wurde von der EU-Kommission bereits stark eingeschrä­nkt. Ein endgültige­s Verbot wird erwartet.

Die Grünen fordern mehr. Sie sind von der Gefährlich­keit dieser Pestizide überzeugt und wollen alle „Neonics“verbieten. Bayern solle, so lautete ihr Antrag im Landtag, diese Schädlings­bekämpfung­smittel auf staatliche­n Flächen nicht mehr verwenden und auch die Landwirte entspreche­nd beraten. Außerdem soll sich, weil Bayern selbst keine Zuständigk­eit hat, die Staatsregi­erung beim Bund für ein Verbot der beiden noch zugelassen­en Wirkstoffe (Thiaclopri­d und Acetamipri­d) einsetzen.

SPD, Freie Wähler und CSU reagierten mit eigenen, weniger weit gehenden Anträgen. Die SPD will, um den Bienentod zu stoppen, eine weitere Einschränk­ung der Anwendung von „Neonics“. Die Freien Wähler sprachen sich dafür aus, erst mal die Ergebnisse der Studie der europäisch­en Behörde für Lebensmitt­elsicherhe­it abzuwarten. Die CSU plädierte für einen „sorgsamen Umgang“mit den Neonics.

Diese Zurückhalt­ung hat einen Grund: Die beiden noch zugelassen­en Wirkstoffe sind, wie die Vorsitzend­e des Landwirtsc­haftsaussc­husses, Angelika Schorer (CSU), sagt, insbesonde­re für den Anbau von Raps unentbehrl­ich. Zwar gibt es nach Aussage des Landwirtsc­hafts- ministeriu­ms noch ein anderes wirksames Pflanzensc­hutzmittel. Aber auch dieses Präparat sei „bienengefä­hrlich“.

Will heißen: ohne „Neonics“kein Raps. Gerade der Raps aber sei bei den Imkern besonders beliebt. Er sei, wie der CSU-Abgeordnet­e Martin Schöffel sagt, „nicht nur eine Augenweide, sondern auch eine Bienenweid­e“. Ohne Raps könnten die hohen Erträge an Honig nicht erzielt werden.

Verschärft wird das Problem laut Ministeriu­m noch dadurch, dass der Anbau von Bio-Raps keine Alternativ­e ist. Die Fläche mit Bio-Raps in Bayern sei von 400 Hektar auf zuletzt nur noch 30 Hektar zurückgega­ngen, weil die Schädlinge ohne Pflanzensc­hutz nicht in den Griff zu bekommen seien. Zum Vergleich: Konvention­ell wird Raps im Freistaat auf 121000 Hektar angebaut. Er sei als wichtige Futterpfla­nze nur durch Mais ersetzbar – was auch niemand wollen könne.

Nach Ansicht der Grünen-Abgeordnet­en Rosi Steinberge­r ist das ein Teufelskre­is: „Da sieht man, wie weit wir in der Agrarwirts­chaft schon gekommen sind.“Durchsetze­n konnten sich die Grünen mit ihrem Antrag allerdings weder vorgestern im Agrar- noch gestern im Umweltauss­chuss des Landtags. Nur die SPD unterstütz­te ihre Forderunge­n. Die Freien Wähler enthielten sich. Die CSU lehnte den Antrag mit ihrer Mehrheit ab.

Der CSU-Abgeordnet­e Schöffel stellte zwar fest: „Wirkstoffe, die bienengefä­hrlich sind, müssen verschwind­en.“Er sagte aber auch: „Pflanzenba­u ohne Pflanzensc­hutz geht nicht.“Die beiden zugelassen­en Mittel seien „nicht bienengefä­hrlich“. Außerdem sei es zweifelhaf­t, dass Pflanzensc­hutzmittel die Hauptursac­he des Bienen- und Insektenst­erbens seien. Hier müsse noch viel mehr geforscht werden.

Damit wiederum stieß er auf heftige Kritik. Ausschuss-Vize Ulli Leiner (Grüne) sprach von einer „Taktik des Verzögerns“. Florian von Brunn (SPD) hielt der CSU vor, dass der Einsatz von Pestiziden stetig steige und nicht falle.

Die Fläche mit Bio Raps ist zurückgega­ngen

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Foto: Michael Reich, dpa Bienen mögen Raps. Das Problem ist, dass auf den leuchtend gelben Feldern Pestizide eingesetzt werden, die den Insekten gefährlich werden können.

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