Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Prüfer sehen viele Mängel in der Pflege
Gesundheit Es kommt zu oft zum Wundliegen. Auch Schmerzbehandlung muss besser werden
Augsburg/Berlin Kaum haben sich CDU/CSU und SPD auf Verbesserungen in der Versorgung von Pflegebedürftigen geeinigt, zeigen die Krankenkassen, wo es aktuell hapert. Bei der stationären Pflege in Heimen bemängeln die Prüfer des Medizinischen Dienstes der Kassen (MDK) besonders die Schmerzbehandlung und unzureichende Wundversorgung. Bei der ambulanten Pflege stießen sie auf Defizite in der Intensivpflege und der Beratung der Pflegebedürftigen. Abhilfe tut not: Der Vorstand des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV), Gernot Kiefer, forderte bei der Vorlage der Untersuchung in Berlin, die Bedingungen für die Pflegekräfte zu verbessern, damit sich mehr Menschen dauerhaft für diesen Beruf entscheiden.
Die Zahlen des MDK beziehen sich auf 2016, erhoben werden sie jährlich, ausgewertet und veröffentlicht aber nur alle drei Jahre. Sie gelten als repräsentativ. Die Basis sind 26000 Prüfungen, bei denen die Versorgungsqualität von rund 175 000 der drei Millionen Pflegebedürftigen untersucht wurde.
Die Prüfer sahen Licht und Schatten in der deutschen Pflegelandschaft. Sie sprachen von einem generell guten Niveau, das aber in einigen Bereichen weiter verbessert werden könne. Insgesamt entwickle sich die Pflegequalität in die richtige Richtung, sagte Kiefer: „Richtig gut ist die Entwicklung bei der Vorbeugung gegen Stürze.“92 Prozent der Pflegeeinrichtungen, so Kiefer, würden mittlerweile die Anforderungen erfüllen. 2013 waren es erst 86 Prozent. Leichte Verbesserungen gab es auch bei der Vorbeugung vor Druckgeschwüren durch Wundliegen (Dekubitus). Allerdings wurde dies weiter in jedem fünften Fall, in dem es nötig gewesen wäre, versäumt. Rückläufig (von 12,5 auf 8,9 Prozent) ist ebenso der Anteil der Heimbewohner, für die Bauchgurte oder andere freiheitsentziehende Maßnahmen eingesetzt werden mussten.
Zu den Fehlentwicklungen gehört unter anderem eine verschlechterte Wundversorgung nach aktuellem Wissensstand: 2013 funktionierte das in fast 80 Prozent, drei Jahre später nur in gut 75 Prozent der Fälle. Kritisiert wird auch, dass bei jedem vierten Heimbewohner das Gewicht nicht kontrolliert werde, obwohl Gefahr für einen erheblichen Gewichtsverlust bestand. Und noch etwas bemängeln die Prüfer scharf: Bei mehr als jedem dritten Pflegedienst entdeckten sie mindestens eine nicht korrekte Leistungsabrechnung. Bei einigen (sieben Prozent der Dienste) gab es sogar sechs oder mehr derartige Auffälligkeiten.
Die Pflegepläne von Union und SPD, die unter anderem die Schaffung von 8000 neuen Stellen für zusätzliche Pflegekräfte vorsehen, bewertet Kassen-Chef Kiefer zurückhaltend. Es ginge zwar in die richtige Richtung, sie seien aber nicht durchgängig sachgerecht.
Lesen Sie dazu den Leitartikel von Rudi Wais. Hintergrundinformationen zur Lage in der Pflege sowie weitere Zahlen finden Sie auf der Seite Politik.