Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Tuscheln verboten!

Papst Gläubige sollen während des Gottesdien­stes nicht herumreden

- VON DANIEL WIRSCHING Foto: Imago

Augsburg Ich fühle mich ertappt. Von Papst Franziskus. Aber woher weiß er nur, dass wir Ministrant­en einst im Gottesdien­st miteinande­r tuschelten? Weiß er womöglich auch, dass wir Donald-Duck-Heftchen ins Gotteslob steckten, für den Fall, dass uns die Predigt zu lange gedauert hätte? Gelesen haben wir die Heftchen nicht.

Das ging dann doch gegen unsere Ministrant­en-Ehre.

Und am folgenden Sonntag hörten wir, ganz reumütig, umso konzentrie­rter dem Pfarrer zu. Zumindest unser Getuschel im Gottesdien­st scheint kein Einzelfall zu sein. Hätte Papst Franziskus sonst kürzlich gesagt: Es gehöre sich nicht herumzured­en, während das Wort Gottes aus der Bibel vorgetrage­n werde? „Ach, hör dir das mal an … oder guck dir mal den Hut von der Frau da an, wie lächerlich … So macht man Kommentare. Oder etwa nicht?“, sagte der Papst. Und: Es gehe darum, das Herz für das Wort Gottes zu öffnen und dabei nicht an etwas anderes zu denken. Das leuchtet selbst pubertiere­nden Ministrant­en ein, die hinter Kirchensäu­len sitzend miteinande­r tuscheln. Wo der Papst aber das mit der Zeitung aufgeschna­ppt hat? Franziskus jedenfalls wäre nicht Franziskus, wenn er nicht auch Geistliche ermahnt hätte: „Ich habe gehört, dass jemand auch einmal eine Nachricht aus der Zeitung vorliest anstelle der Lesung. Nein!“Keinesfall­s dürften Geistliche Lesungen ersetzen. Dies belaste den Dialog zwischen Gott und Gläubigen. „Die Zeitung können wir hinterher lesen.“Auch das leuchtet mir, inzwischen Zeitungsre­dakteur, ein. Anderersei­ts schadet es gewiss nicht, aktuelle Themen aus der Zeitung aufzugreif­en. Zum Beispiel in der Predigt. Die sollte ja ihren Sitz im Lebensallt­ag der Gläubigen haben. Hab ich mal in der Zeitung gelesen. Aber nicht während des Gottesdien­stes. Ehrlich!

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