Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Tuscheln verboten!
Papst Gläubige sollen während des Gottesdienstes nicht herumreden
Augsburg Ich fühle mich ertappt. Von Papst Franziskus. Aber woher weiß er nur, dass wir Ministranten einst im Gottesdienst miteinander tuschelten? Weiß er womöglich auch, dass wir Donald-Duck-Heftchen ins Gotteslob steckten, für den Fall, dass uns die Predigt zu lange gedauert hätte? Gelesen haben wir die Heftchen nicht.
Das ging dann doch gegen unsere Ministranten-Ehre.
Und am folgenden Sonntag hörten wir, ganz reumütig, umso konzentrierter dem Pfarrer zu. Zumindest unser Getuschel im Gottesdienst scheint kein Einzelfall zu sein. Hätte Papst Franziskus sonst kürzlich gesagt: Es gehöre sich nicht herumzureden, während das Wort Gottes aus der Bibel vorgetragen werde? „Ach, hör dir das mal an … oder guck dir mal den Hut von der Frau da an, wie lächerlich … So macht man Kommentare. Oder etwa nicht?“, sagte der Papst. Und: Es gehe darum, das Herz für das Wort Gottes zu öffnen und dabei nicht an etwas anderes zu denken. Das leuchtet selbst pubertierenden Ministranten ein, die hinter Kirchensäulen sitzend miteinander tuscheln. Wo der Papst aber das mit der Zeitung aufgeschnappt hat? Franziskus jedenfalls wäre nicht Franziskus, wenn er nicht auch Geistliche ermahnt hätte: „Ich habe gehört, dass jemand auch einmal eine Nachricht aus der Zeitung vorliest anstelle der Lesung. Nein!“Keinesfalls dürften Geistliche Lesungen ersetzen. Dies belaste den Dialog zwischen Gott und Gläubigen. „Die Zeitung können wir hinterher lesen.“Auch das leuchtet mir, inzwischen Zeitungsredakteur, ein. Andererseits schadet es gewiss nicht, aktuelle Themen aus der Zeitung aufzugreifen. Zum Beispiel in der Predigt. Die sollte ja ihren Sitz im Lebensalltag der Gläubigen haben. Hab ich mal in der Zeitung gelesen. Aber nicht während des Gottesdienstes. Ehrlich!