Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Zwischen Balljunge und Superstar
FCA Innerhalb von elf Monaten hat sich Kevin Danso ins Rampenlicht gespielt. Und nach der Verletzung von Jeffrey Gouweleeuw wird er noch mehr in den Mittelpunkt rücken
Am Montag war Kevin Danso zu einem Werbe-Event von Puma in London eingeladen. Der neue Fußballschuh Future wurde vorgestellt. Daraus entstand ein Werbe-Video, das in den Social-Media-Kanälen zu sehen ist. Hipp, cool, rebellisch wirkt es, so wie sich der Sportartikelhersteller eben gerne nach außen präsentiert. Der österreichische Nationalspieler Marko Arnautovic (West Ham United) und das italienische „Enfant terrible“Mario Balotelli (OSC Nizza) haben mitgewirkt.
Danso, 19, war begeistert von der Riesenparty. Auf Instagram postete er ein Bild mit Balotelli. „Das war aufregend, da eingeladen zu sein. Balotelli war richtig nett und lustig“, erzählt Danso von seinem Ausflug in die künstliche Werbewelt. Natürlich habe er ein Selfie gemacht. „Das sind Leute, die schon viel erreicht haben. Da denkt man schon: boah.“
„Boah“, das kann man aber auch zu seiner atemberaubenden Entwicklung sagen. Innerhalb von elf Monaten – Anfang März unterschrieb er seinen Profivertrag beim FCA –, entwickelte er sich vom A-Junior zum 16-fachen Bundesligaspieler und österreichischen Nationalspieler. Auch die Einladung von Puma zeigt, welchen Stellenwert Danso inzwischen besitzt.
Seit er 17 ist, stattet Puma ihn mit Schuhen aus. Jetzt besitzt er einen persönlichen Ausrüstervertrag. Beim FCA ist das kein Problem. Die Kleidung von Vereinsausrüster Nike müssen die Spieler nur tragen, wenn sie im FCA-Auftrag unterwegs sind, bei der Wahl der Fußballschuhe sind sie frei.
Die Fußballerkarriere von Kevin Danso bewegt sich derzeit zwischen Balljunge und Superstar. Auch das Medieninteresse wird immer größer. Danso ist da noch längst nicht so sicher wie auf dem Platz: „Es ist Teil des Fußballs und ich muss damit umgehen. Es ist nicht einfach, aber ich versuche, es so gut wie möglich zu machen. Aber was von mir kommt, ist auch von mir.“
So hofiert er jetzt manchmal schon wird, so bodenständig und geerdet bleibt er. Beim FCA ist er sich immer noch nicht zu schade, die Bälle mit zum Platz zu bringen oder Trainingsutensilien wegzutragen. Auch seine Rolle als dritter Innenverteidiger hinter Jeffrey Gouweleeuw hat er klaglos akzeptiert. „Natürlich will ich spielen, aber wenn man zwei so gute Innenverteidiger vor sich hat, kann man noch so viel lernen.“Doch mit dem Ausfall von Jeffrey Gouweleeuw hat sich die Situation schlagartig geändert.
Bis zu acht Wochen wird der Niederländer nach einem Teilabriss des Innenbandes im Knie fehlen. Schon in Köln ersetzte Danso seinen Kollegen und er wird es auch am Sonntag (15.30 Uhr) gegen Eintracht Frankfurt tun. „Stand jetzt ist Kevin derjenige, der für Jeff nachrückt“, sagt FCA-Trainer Manuel Baum.
Danso selbst gibt sich bescheiden, aber durchaus selbstbewusst: „Wenn man denkt, man spielt, muss man noch eine Schippe drauflegen. Ich will so viele Spiele wie möglich in der Rückrunde machen.“Und er hat noch ein weiteres Ziel bis zum Saisonende: den Führerschein. Die ersten zwei Fahrstunden hat er schon überstanden.
Doch das ist noch Zukunftsmusik: Am Sonntag wird er es oft mit Eintracht-Stürmer Sébastien Haller zu tun bekommen. Der robuste Franzose hat acht Tore erzielt und ist ein Garant dafür, dass die Eintracht mit 33 Zählern auf Platz vier steht. Mit Video-Studium bereitet sich Danso auf das Duell vor. „Er setzt seinen Körper gut ein, aber ich werde versuchen, meine Stärken gegen seine durchzusetzen.“
Dabei wird es auf ein reibungsloses Zusammenspiel mit seinem Nationalmannschaftskollegen Martin Hinteregger ankommen. Für ihn ist der 25-Jährige fast wie ein großer Bruder. „Zwischen uns passt alles.“Die Kommandos auf dem Platz geben sie darum gleichberechtigt.
Es ist ein eingespieltes Duo, das vor knapp zwei Wochen noch eine spezielle Teambuilding-Maßnahme absolvierte. Sie wurden im österreichischen Skiort Obergurgl (bei Sölden) eingeschneit und verpassten am Dienstagvormittag das Training. „Es war das erste Mal, dass ich an meinem freien Tag so etwas gemacht habe“, sagt der Nicht-Skifahrer, der es auch gar nicht probiert hat. Der viele Schnee und der Zwangsaufenthalt im Hochgebirge war ihm unheimlich. „Martin war ein bisschen lockerer als ich, ich habe schon gezittert, wollte am Montag unbedingt zurück, aber es ging halt nicht.“