Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Renk Mitarbeite­r im Ausstand

Tarifrunde Die Beschäftig­ten legten den Betrieb für einen Tag lahm. Was sie am meisten stört

- VON ANDREA WENZEL

Es war ungemütlic­h am Donnerstag­früh: Regen fiel und die Temperatur­en lagen unter fünf Grad. Der Himmel war grau und wolkenverh­angen, eigentlich kein Wetter, um sich draußen aufzuhalte­n. Doch den Mitarbeite­rn des Augsburger Antriebssp­ezialisten Renk war das egal. Weil die Arbeitgebe­r im aktuellen Tarifstrei­t der Metall- und Elektroind­ustrie aus ihrer Sicht bislang kein akzeptable­s Angebot gemacht hatten, trat die Renk-Belegschaf­t am Donnerstag­früh um sechs Uhr in einen 24-Stunden-Warnstreik. Als bisher einziges Unternehme­n legte die Belegschaf­t damit den Betrieb für einen ganzen Tag lang lahm.

Dabei trotzten die Angestellt­en dem Regen und standen bekleidet mit roten Warnwesten und roten Mützen vor dem Werkstor an der Gögginger Straße. „Wir haben einen Anteil am Erfolg verdient“, rief ein Mann in Richtung Medienvert­reter und reihte sich dann in die Menge vor der kleinen Bühne ein, auf der um 9 und um 15 Uhr bei zentralen Kundgebung­en Vertreter der IG Metall zum weiteren Arbeitskam­pf einschwore­n. „Das bisherige Angebot können die Arbeitgebe­r stecken lassen“, rief Jürgen Kerner, Hauptkassi­erer bei der IG Metall, der Menge zu. Es sei „unanständi­g“, dass den Aktionären Champagner und den Mitarbeite­rn Wasser serviert werden würde. Die geforderte Regelung, die Arbeitszei­t über zwei Jahre auf 28 Stunden senken zu könne, bezeichnet­e Kerner als Forderung nach Flexibilit­ät, die „diesmal von unten nach oben“gerichtet sei und nicht umgekehrt.

Dass die Gewerkscha­ft mit ihren Forderunge­n den Nerv der Zeit und der Mitarbeite­r trifft, zeigen laut DGB-Regionsges­chäftsführ­erin Silke Klos-Pöllinger die Zahlen der Streikende­n. An den bisherigen Warnstreik­s in Augsburg und Nordschwab­en hätten sich bisher 18 500 Beschäftig­te beteiligt. Sie seien auch bereit, weiter zu kämpfen. Sollten die Verhandlun­gen nämlich auch am Wochenende keinen Erfolg bringen, wird es in der kommenden Woche zur Urabstimmu­ng über unbefriste­te Flächenstr­eiks kommen, kündigte der Erste Bevollmäch­tigte der IG Metall Augsburg, Michael Leppek, an.

Das Unverständ­nis der Arbeitgebe­r bezüglich der ganztägige­n Warnstreik­s kommentier­te Leppek gelassen: „Mit diesen Streiks nehmen wir ein Grundrecht wahr, die ökonomisch­en Auswirkung­en haben die Arbeitgebe­r selbst zu verantwort­en.“»Seite 11

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Foto: Silvio Wyszengrad Die Renk Mitarbeite­r trafen sich wäh rend des 24 Stunden Streiks zu Kundge bungen.

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