Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Renk Mitarbeiter im Ausstand
Tarifrunde Die Beschäftigten legten den Betrieb für einen Tag lahm. Was sie am meisten stört
Es war ungemütlich am Donnerstagfrüh: Regen fiel und die Temperaturen lagen unter fünf Grad. Der Himmel war grau und wolkenverhangen, eigentlich kein Wetter, um sich draußen aufzuhalten. Doch den Mitarbeitern des Augsburger Antriebsspezialisten Renk war das egal. Weil die Arbeitgeber im aktuellen Tarifstreit der Metall- und Elektroindustrie aus ihrer Sicht bislang kein akzeptables Angebot gemacht hatten, trat die Renk-Belegschaft am Donnerstagfrüh um sechs Uhr in einen 24-Stunden-Warnstreik. Als bisher einziges Unternehmen legte die Belegschaft damit den Betrieb für einen ganzen Tag lang lahm.
Dabei trotzten die Angestellten dem Regen und standen bekleidet mit roten Warnwesten und roten Mützen vor dem Werkstor an der Gögginger Straße. „Wir haben einen Anteil am Erfolg verdient“, rief ein Mann in Richtung Medienvertreter und reihte sich dann in die Menge vor der kleinen Bühne ein, auf der um 9 und um 15 Uhr bei zentralen Kundgebungen Vertreter der IG Metall zum weiteren Arbeitskampf einschworen. „Das bisherige Angebot können die Arbeitgeber stecken lassen“, rief Jürgen Kerner, Hauptkassierer bei der IG Metall, der Menge zu. Es sei „unanständig“, dass den Aktionären Champagner und den Mitarbeitern Wasser serviert werden würde. Die geforderte Regelung, die Arbeitszeit über zwei Jahre auf 28 Stunden senken zu könne, bezeichnete Kerner als Forderung nach Flexibilität, die „diesmal von unten nach oben“gerichtet sei und nicht umgekehrt.
Dass die Gewerkschaft mit ihren Forderungen den Nerv der Zeit und der Mitarbeiter trifft, zeigen laut DGB-Regionsgeschäftsführerin Silke Klos-Pöllinger die Zahlen der Streikenden. An den bisherigen Warnstreiks in Augsburg und Nordschwaben hätten sich bisher 18 500 Beschäftigte beteiligt. Sie seien auch bereit, weiter zu kämpfen. Sollten die Verhandlungen nämlich auch am Wochenende keinen Erfolg bringen, wird es in der kommenden Woche zur Urabstimmung über unbefristete Flächenstreiks kommen, kündigte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Augsburg, Michael Leppek, an.
Das Unverständnis der Arbeitgeber bezüglich der ganztägigen Warnstreiks kommentierte Leppek gelassen: „Mit diesen Streiks nehmen wir ein Grundrecht wahr, die ökonomischen Auswirkungen haben die Arbeitgeber selbst zu verantworten.“»Seite 11