Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Gutes Gewissen beim Kaffeetrinken
sind dabei, weitere zu gewinnen.“10 000 Becher seien schon mal vom städtischen Abfallwirtschaftsund Stadtreinigungsbetrieb bei Recup in Auftrag gegeben worden. Auf ihnen wird Augsburgs Stadtsilhouette mit Perlachturm und Rathaus zu sehen sein. „Leute, die mit so einem Kaffeebecher in Augsburg in den Zug nach München steigen, können ihn dann auch dort abgeben.“Auch an anderer Stelle rührt sich etwas im Kampf gegen den Kaffeebecher-Müll.
Die Initiative „Forum Plastikfreies Augsburg“hat eine Kampagne ins Leben gerufen mit dem Namen: „Bring your own cup“, also „bring deine eigene Tasse mit“. Die grünen Aufkleber mit dem Slogan kleben inzwischen an Fenstern, Türen oder Kaffeemaschinen von rund 25 Cafés und Bäckereien in der Stadt. Sie signalisieren dem Kunden, dass er hier den Kaffee oder Tee in seinem eigenen mitgebrachten Becher ausgeschenkt bekommt. Bei manchen gibt es dafür sogar ein paar Cent Rabatt. „Bei vielen Coffee-to-go-Aus- schankstellen rennen wir mit den Aufklebern offene Türen ein,“erzählt Sylvia Schaab, Sprecherin der Initiative. Stefan Wolf, Geschäftsführer der gleichnamigen Bäckerei, habe sogar versprochen, die Aufkleber eigenhändig an die Türen seiner 31 Filialen zu kleben. Schaab berichtet, dass die Mitarbeiter zeitgleich geschult wurden, wie sie die Hygiene hinter der Theke einhalten. Eine Übersicht über die teilnehmenden Betriebe gibt es auf der Internetseite des Forums: www.plastikfreies-augsburg.de/bringyourowncup. Dort erfährt man auch, wie hoch der Rabatt jeweils ausfällt. Im Kitzenmarkt am Ulrich etwa spart sich der Kunde mit einem eigenen Becher 20 Cent, bei der Bio Bäckerei Schubert zehn Cent. „Bring your own cup“– Schaab erklärt, warum sie einen englischen Slogan wählten.
„Wir haben lange darüber disku„Wir tiert, ob deutsch oder englisch. Aber Coffee-to-go ist nun mal englisch und die Leute, die das nutzen, sind mit diesen Begriffen vertraut.“Auch bei Starbucks, das bald nach Augsburg kommt, wolle man für die Kampagne werben. Die Kaffeehauskette zieht, wie berichtet, nach dem Umbau in das ehemalige K&L-Gebäude am Königsplatz ein. Diese Nachricht sorgte bei etlichen Augsburgern bereits für Freude. Manche aber befürchten, dass der Müll nur noch weiter zunehme.
Starbucks allerdings bietet seinen Kunden nach eigenen Angaben bereits seit 16 Jahren an, eigene Tassen und Becher mitbringen zu können. Man lege sehr großen Wert auf Nachhaltigkeit, betont Annick Eichinger, PR-Managerin Starbucks Europe. Durch das Angebot wolle man den Abfall reduzieren. „Als kleines Dankeschön erhalten die Gäste 30 Cent Nachlass auf das Getränk.“Sylvia Schaab vom „Forum Plastikfreies Augsburg“sieht Starbucks gelassen entgegen. „Ich finde es gut, dass im Starbucks selber die Getränke in Porzellan ausgeschenkt werden. Das macht auch nicht jeder.“Ob in Augsburg dann mehr Kaffee-to-go konsumiert werde, müsse sich erst zeigen. „Vielleicht verlagert sich das Geschäft auch nur.“»Kommentar O
Info Interessenten am Recup Mehr wegsystem können sich an die Abfall beratung beim aws wenden unter 0821/324 4890 oder: abfallbera tung@augsburg.de. Aufkleber für die Kampagne „Bring your own cup“u. a. über: info@plastikfreies augsburg.de.
Heute schon einen Kaffee oder Tee unterwegs getrunken? Den Plastikbecher danach weggeworfen? Dann war das einer von fast drei Milliarden Einwegbechern, die jedes Jahr laut Umwelthilfe im deutschen Abfall landen. Oder in der Natur. Das ist unglaublich viel Müll für ein kurzes Getränk zwischen Tür und Angel. Das scheint den Menschen bewusster zu werden. Konsumenten wie auch Anbietern. Nicht umsonst beteiligen sich immer mehr Geschäfte an der Kampagne „Bring your own cup“. Dass Augsburg nun doch ein einheitliches Pfand-Mehrwegsystem bekommt, ist zu begrüßen. Vor wenigen Monaten noch wollten Cafés und Bäckereien nichts davon wissen. Man wollte lieber weiterhin mit eigenem Logo auf eigenen Bechern werben. Umweltreferent Reiner Erben und seine Mitarbeiter haben offenbar gute Überzeugungsarbeit geleistet, dass sich jetzt doch ein paar Firmen am Mehrwegsystem beteiligen. Der Anfang ist gemacht, das ist gut. Erfreulich wäre es, wenn weitere Anbieter nachziehen und die künftigen Mehrwegbecher mit Augsburg-Silhouette als Imagepflege betrachten. Weniger Müll ist immer wünschenswert. Das Kaffee-to-go-Phänomen an sich wird nicht verschwinden. Muss es auch nicht. Es ist praktisch. Es ist nicht immer Zeit für einen Café-Besuch. Aber man kann sich überlegen, aus was man trinkt. Lassen Sie es sich schmecken.
Becher können auch in München abgegeben werden