Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Mann, ein Macher
Porträt Diplom-Ingenieur Stefan Steinbacher hat in den vergangenen 30 Jahren mit Steinbacher Consult ein Unternehmen aufgebaut, das in ganz Schwaben und darüber hinaus bekannt ist. Was den Lindacher antreibt
Dinkelscherben Lindach/Neusäß Er ist, das darf man ohne Übertreibung sagen, eine Institution in Schwaben. Zumindest, was seine berufliche Präsenz anbelangt. Denn welche Kommune im Schwäbischen – und auch weit darüber hinaus – kennt nicht das Markenzeichen „Steinbacher Consult“? Nahezu überall hat Stefan Steinbacher mit seinen Mitarbeitern, allesamt Spezialisten der Ingenieurskunst auf verschiedensten Ebenen, schon Kläranlagen und Wasserleitungen gebaut, Straßenkreuzungen und Bebauungspläne verwirklicht, Kanäle vermessen und saniert, Hochwasserfreilegungen vorgenommen, Energiekonzepte entwickelt, ganze Stadtareale mit Fußgängerzonen in Szene gesetzt – um nur einige Beispiele des, in der Kunst würde man sagen „OEuvres“, des Unternehmens zu nennen. „Vergangenes Jahr haben wir mehr als 60 Brücken gebaut“, bemerkt der 65-jährige Chef der Ingenieurgesellschaft lapidar. Im Jahr würden 1200 bis 1400 Projekte durchgezogen.
Dabei hat der Mann, dessen Betrieb sich von 1986 bis heute auf zehn Niederlassungen in Deutschland (Neusäß ist der Hauptsitz) sowie mehrere Standorte im Ausland zwischen Moskau und Sofia vergrößert hat, ganz bescheiden angefangen. In Lindach nämlich, wo er als Bauernbub geboren wurde und auch heute noch mit der Familie lebt. In dem idyllischen, nur knapp 150 Einwohner zählenden Ortsteil von Dinkelscherben war es klar, dass der junge Stefan nach der achten Volksschulklasse eigentlich den Hof übernehmen, auf jeden Fall zuerst einen Beruf lernen sollte. Das machte er: eine komplette Maurerlehre, und „Maurer war ich mit Leib und Seele!“Der junge Mann merkte aber gleich, dass er „mehr draufhatte.“So boxte er sich nach der Arbeit auf dem Bau abends im Telekolleg bis zum Abitur durch, zu Hause auf der Wohnzimmercouch vor dem Fernseher. An der Fachhochschule Augsburg machte Stefan Steinbacher danach den Diplom-Ingenieur FH, um trotz dieses Abschlusses dann an der TU München zwölf Semester Bauingenieurwesen zu studieren. Ein Studium an der TU gilt als „Krönungsdisziplin“im Bauingenieurwesen, ist Steinbacher stolz: „Damit habe ich die höchste Hürde genommen.“
Ja, was nicht vergessen werden darf im Leben des erfolgreichen Geschäftsmannes: Auch die Familiengründung bekam Stefan Steinbacher bereits in jungen Jahren auf die Reihe – auch, wenn das zunächst nicht so geplant war: Mit 20 wurde er schon Vater, Tochter Sandra kam auf die Welt. Mit 21 heiratete er seine Frau Renate, Sohn Frank wurde 1978, Tochter Bettina 1979 geboren. Alle Kinder sind heute im Betrieb tätig, Frank und Bettina Steinbacher als Juniorchefs.
Seine Laufbahn begann Stefan Steinbacher 1979 im Büro Garreis in Augsburg. Als er sich 1986 entschloss, diesen Betrieb zu kaufen, musste er Geld aufnehmen. „Bua, du machsch jetzt alles hie!“, er- damals seine Eltern. Zu Deutsch: kaputt. Aber: „Ich bin strebsam, fleißig, ehrgeizig, zuverlässig.“1992 verlegte Steinbacher den Firmensitz nach Neusäß in die Richard-Wagner-Straße, damals schon mit 40 Mitarbeitern. Heute sind am Hauptstandort 115 Leute beschäftigt, in der Firmengruppe insgesamt rund 300. „Man schafft im Leben alles mit Ehrgeiz und Fleiß“, sagt der Boss. Ohne Zweifel: Er ist ein „Alphatier“, aber „frei von Allüren.“Darauf legt er Wert.
Doch ohne Einsatz geht das eben nicht, wenn man sich einen guten Ruf weit über die Region hinaus erwerben, das Vertrauen der Auftraggeber gewinnen will, zeigen muss, „dass man es am besten kann. Man muss arbeiten wie ein Viech!“20 Jahre verbrachte er jeden Werktagabend auf Sitzungen in Gremien, um Projekte vorzustellen. Trotz des Arbeitstags mit mindestens zwölf Stunden: Er habe, sagt Steinbacher gelassen, mehr Zeit gehabt als die, die 40 Stunden in der Woche arbeiten: „Weil ich effektiv bin in allem, was ich mache!“
Kein Wunder, dass so ein energiegeladener Macher auch in vielen Verbänden der Wortführer ist, dass er, heimatverbunden und bodenständig, sich zudem 33 Jahre im Marktgemeinderat Dinkelscherben engagierte und immer noch, seit 36 Jahren, als Kreisrat für die Freien Wähler dem Kreistag angehört. Kein Wunder auch, dass für solch einen Mann das „Wichtigste im Leben ein zufriedenes Arbeiten ist. Am Arbeitsplatz muss man sich wohlfühlen.“Der Betrieb müsse alles tun, damit dies so sei. „Wir sitzen in einem Boot – das leben wir“, sagt Steinbacher über sich und die Mitarbeiter. Sprich: Beide tragen zum Erfolg bei. Trotzdem: Dafür zu sorgen, dass sich „das Rad immer dreht“, sei eine enorme Herausforderung. „Die hört nie auf! Es darf keinen Stillstand geben.“
Was macht ein solcher „Häuptschraken ling“, der – obwohl nach eigenen Worten Familienmensch – zu Hause weder Rasen mäht noch eines der vier Enkelkinder vom Kindergarten abholt, eigentlich noch, außer die Firma? Golf spielen, möchte man meinen. Unvorstellbar. „Nein, dafür habe ich keine Zeit und will das auch nicht.“Steinbacher steht jeden Tag um sechs Uhr auf. Dreimal die Woche joggt er im stillen Lindach eine Runde. Ja, er sei „stinknormal.“Noch etwas? Ein diskretes Lächeln zeigt sich auf Steinbachers Gesicht: Alte Autos sammeln, natürlich auch am Steuer sitzen. Die Leidenschaft entstand vor 15 Jahren – und um dieses Thema würde sich Stefan Steinbacher unter anderem auch gern mehr kümmern, wenn er im Ruhestand ist. Den Rentenbescheid habe er ja schon gekriegt, erzählt Steinbacher und lacht. Aber er will jetzt erst einmal so lang arbeiten, wie er etwas Positives in der Firma beitragen könne – und seinen Nachfolgern den Rücken im Familienunternehmen freihalten, denn: „Es ist hoch spannend, was sich alles Neues entwickelt.“
Seine Leidenschaft: Alte Autos sammeln