Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Chips für Mülleimer und Bäume
Technik Dank moderner Technik können Schwabmünchner Probleme an die Stadt melden. Seit der Einführung ist einiges geschehen. Das Projekt bekommt sogar eine Auszeichnung
Schwabmünchen Michael Lodes sitzt vor seinem Computer im Schwabmünchner Rathaus und arbeitet Vermessungsergebnisse in eine Datenbank ein. Plötzlich öffnet sich das Fenster der Überwachungssoftware des Projekts „EineStadt“und zeigt auf einer Karte, dass die Meldung eines Bürgers über einen überfüllten Papierkorb im Stadtgarten eingegangen ist. „Da die Papierkörbe dort immer am Donnerstag oder Freitag geleert werden, ist eine sofortige Weitergabe der Meldung an den Bauhof am heutigen Mittwoch nicht erforderlich“, sagt er und schließt das Meldungsfenster.
Seit zehn Monaten läuft der vom Bauausschuss im April 2017 beschlossene Einsatz des Projekts von Michael Lodes und Sebastian Seitz (wir berichteten), das mithilfe von sogenannter Nahfeldkommunikation (Near Field Communication, NFC) eine Meldung über einen Handlungsbedarf durch den Bürger per Handy ermöglicht. „Die Meldungen über volle Mülleimer oder Hundekotbehälter sowie defekte Lampen sind nur ein kleiner Bereich dieses integrierten Systems“, erläutert Lodes. Hauptsächlich sei es dazu geschaffen, die Realisierung und Planung von Verwaltungsaufgaben zu erleichtern. So seien im Stadtgebiet und den Stadtteilen zur Überwachung ebenso 200 Bäume 400 Spielgeräte mit den kleinen Chips versehen. Die Bauhofmitarbeiter, die erforderliche Überprüfungen durchzuführen hätten, könnten mithilfe der kleinen, im Zentimeterbereich arbeitenden Sender das Objekt genau identifizieren und seinen Befund sofort in das zentrale Überwachungssystem der Stadt einspielen. „Die Zeitersparnis ist enorm. Mit der herkömmlichen Methode benötigte der Mitarbeiter im Schnitt 25 Minuten zum Suchen, Erfassen und zur Dokumentation. Mit der Chip-Methode liegt er unter sieben Minuten“, rechnet Lodes vor. Die so gewonnene Zeit könne von den Bauhofmitarbeitern zur Erfüllung von anderen ihrer vielfältigen Aufgaben genutzt werden, führt er weiter aus.
Die Idee und die Möglichkeiten der Erfassung über NFC haben mittlerweile über die Stadtgrenze hinaus Schule gemacht: Michael Lodes und Sebastian Seitz bekamen für ihre Idee im Rahmen des Innovationspreises der Lechwerke den Sonderpreis im Bereich „#smarteRegion“für zukunftsweisende Digitalprojekte zugesprochen.
„Vieles von dem, was hinter dem Projekt steht, sieht der Bürger nicht, da es hauptsächlich ein Hilfsund mittel für eine effiziente Verwaltung, wie beispielsweise das Baumkataster, ist“, sagt Bürgermeister Lorenz Müller, der die Ergebnisse für seine Stadt positiv bewertet. „Was will man mehr, wenn sich dazu auch noch ein Benefit für den Bürger ergibt“, ergänzt er.
„Die Akzeptanz durch die Bürger ist bisher positiv. Zwölf defekte Lampen, acht überfüllte Abfallbehälter und 35 Mängel an Hundekotstationen wurden gemeldet. Dabei kam es in wenigen Fällen zu Doppelmeldungen, nur eine Falschmeldung wurde registriert“, berichtet Lodes aus dem umfangreichen Zahlenwerk der ersten zehn Monate. Mit einer Reaktionszeit von zwei bis drei Tagen seien die Mängel abgestellt worden. Dabei würden die Mitarbeiter nicht wahllos mit der Abarbeitung beauftragt, sondern aus Effizienzgründen entsprechende Routen geplant.
Lodes und Seitz haben noch viel zu tun: „Aufgrund der Erfahrungen sowie der Rückmeldungen schließen wir Lücken, die durch den täglichen Gebrauch offensichtlich werden“, sagt Lodes. Ebenfalls müssen in Schwabmünchen noch 2000 Bäume und Beleuchtungseinrichtungen mit den NFC versehen werden. Einige Firmen und Städte haben sich schon vor Ort ein Bild gemacht und Interesse an dem System angemeldet. Die digitale Zukunft in der Stadt hat begonnen.