Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Von Mozart beschenkt
Konzert Renaud Capuçon und Sebastian Knauer mit Violinsonaten
Welch ein Glück (und welche Gnade!), sich im magischen Ambiente des Kleinen Goldenen Saales zurückzulehnen und sich von zwei fabelhaften Künstlern mit Violinsonaten von Mozart beschenken zu lassen, die allesamt so klingen, als seien sie soeben vom Himmel gefallen! Denn, Hand aufs Herz, wie viele von den zahlreichen Zuhörern an diesem denkwürdigen Abend (Geigenprofis und Mozartexperten ausgenommen) könnten von sich behaupten, sie hätten diese grandiosen Werke wirklich gekannt – so wie man die Kleine Nachtmusik kennt und den Türkischen Marsch und – viel eher – die Violinkonzerte? (Allein diese Frage wirft schon ein bezeichnendes Licht auf das Kammermusikangebot in der Mozartstadt A.!).
Aber mussten es denn gleich vier Mozart-Sonaten sein, und sonst nichts („die sind doch alle so ähnlich“)? Ja, genau so musste es sein. Denn nur so erschloss sich das Geheimnis von Mozarts Schaffen: die Vielfalt in der Einheit. Alles ist auf den ersten Blick „ähnlich“, aber Alles ist auch immer wieder neu.
Ein paar Glanzlichter unter vielen: Die Sonate G-Dur KV 379 mit ihrer feierlichen Adagio-Einleitung, gefolgt von einem stürmischen Moll-Allegro, rückte die jeweiligen Qualitäten der beiden Musiker aufs Schönste ins Licht: Renaud Capu- çons großen Atem weit gespannter Bögen im Adagio und Sebastian Knauers leidenschaftlich vorwärts drängendes, gleichwohl streng kontrolliertes Klavierspiel. Auf einer eher heiteren Ebene wiederholte sich das in der Sonate A-Dur KV 305 mit ihrem übermütig sprudelnden Einleitungssatz und den graziösen Variationen. Die traditionsbedingte Dominanz des Klaviers in Mozarts früheren Duo-Kompositionen verschwand im Laufe des Abends immer mehr zugunsten eines echten Dialogs unter Partnern, am schönsten vielleicht im spätesten Werk des Abends, der Sonate EsDur KV 481. Im Adagio dieser Sonate tauchten die beiden Musiker gemeinsam ebenso tief wie klar in die „labyrinthischen Modulationen..., die in einen Abgrund der Seele führen“(Mozart-Forscher Alfred Einstein).
Obwohl dieser Abend ganz „im Dienste“Mozarts stand und nicht primär der Künstler-Profilierung dienen sollte, muss doch gesagt werden: Dank an Sebastian Knauer (der seine pianistischen Qualitäten wieder glanzvoll unter Beweis stellte), für die Gewinnung des WeltklasseGeigers Renaud Capuçon mit dessen prägnant leuchtendem, echt kammermusikalischem Spiel (und mit seiner wunderbaren Guarneri del Gesù). Und an beide der diskrete Hinweis: Es gibt noch mehr Violinsonaten von Mozart zu „entdecken“. Also bitte wiederkommen!