Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Gersthofen baut ganz groß um
Bildung Stadt und Landkreis investieren im Norden von Augsburg in den kommenden Jahren vornehmlich in Schulen und Kitas 180 Millionen Euro. Auch in der Nachbarstadt Neusäß werden riesige Beträge in die Schulen gesteckt
Gersthofen/Landkreis Augsburg Anfang und Ende stehen in Gersthofen derzeit ganz dicht beieinander. Die nagelneue Mittelschule schmiegt sich beinahe an die alte – aber nicht mehr lange. Die Abrisstrupps sind schon am Werk und entkernen das Gebäude, das seine Schuldigkeit getan hat. Doch fertig sind die Arbeiter in der 22000-Einwohner-Stadt damit noch lange nicht. Im Gegenteil: Jetzt scheint es erst richtig loszugehen. Das vergangene Jahr eingerechnet, sollen bis zum Jahr 2021 120 Millionen Euro verbaut werden.
Dank des prall gefüllten Festgeldkontos der Stadt (rund 38 Millionen Euro Rücklagen) gibt es dafür erneuerte Feuerwehrhäuser und einen neuen Bahnhof – vor allem aber viel Geld für den Um- und Ausbau von Schulen, Kindergärten und Horten. Denn Gersthofen wird weiter wachsen. Inzwischen hat die Ballonstadt Neusäß als zweitgrößte Stadt im Augsburger Land abgelöst – in den nächsten Jahren könnten es bis zu 30 000 Einwohner werden.
Auch im Nachbarort Langweid stehen die Zeichen seit Jahren auf Wachstum. Innerhalb von sechs Jahren stieg die Einwohnerzahl um zehn Prozent auf mehr als 8000, derzeit entstehen in einem weiteren Baugebiet Häuser für 500 Menschen. Der Markt Meitingen schließlich hat mit gut 11000 Einwohnern die Dimensionen einer kleinen Stadt erreicht.
Der Landkreis Augsburg reagiert auf die Bevölkerungszuwächse im nördlichen Landkreis. Nach jahrelangen Verzögerungen geht es jetzt an den Neubau des Gersthofer Gymnasiums. Längst ist die Schule für ihre rund 900 Schüler zu klein, Unterricht in Containern gehört seit Jahren zum gewohnten Bild. Doch inzwischen ist ein Ende in Sicht. Ab dem Jahr 2021 soll auf dem Gersthofer Volksfestplatz eine neue Schule entstehen. Kostenschätzung: 60 Millionen Euro.
Schon in den vergangenen Jahren hat der Landkreis Augsburg in seine Bildungseinrichtungen mächtig investiert. Bekanntestes Beispiel ist das Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf, das inzwischen fünfte im Landkreis. Für 40 Millionen Euro entstand Europas größter Schulbau aus Holz, der vergangenes Jahr mit dem Deutschen Architekturpreis geadelt wurde. Beinahe zeitgleich wuchs zudem das Berufliche Schulzentrum in Neusäß in die Höhe.
8000 Quadratmeter gab es für rund 36 Millionen Euro.
Dieses Tempo will der Landkreis auch im kommenden Jahrzehnt beibehalten. Neben dem Neubau des Gersthofer Gymnasiums ist die Generalsanierung des Liebig-Gymnasiums in Neusäß geplant. Hier will man – nach derzeitiger Schätzung – mit 40 Millionen Euro auskommen und verwandelt das Schulzentrum in Neusäß, wo sich altes und neues Berufsschulzentrum, die Realschule
und das Gymnasium Einrichtungen teilen, auf Jahre hinaus in eine Baustelle. Wenn bis Mitte des kommenden Jahrzehnts das Gymnasium umgebaut ist, soll es gleich mit dem Ausbau der Realschule weitergehen.
Vom einst beabsichtigen Abriss des alten Berufsschulzentrums spricht derzeit übrigens niemand. Die alte Schule ist vielmehr ein wichtiges Ausweichquartier – demnächst für zwei kirchliche Bildungseinrichtungen aus Augsburg. Statt geweitet werden. Hierfür liegt aber noch kein Kosten und Zeitplan vor. (ziss)
● Aichach Friedberg
Noch nie in seiner 45 jährigen Ge schichte hat der Landkreis Aichach Friedberg so viel Geld in Gebäude und Straßen investiert wie derzeit. Das liegt vor allem an der zeitlichen Über schneidung der Großprojekte Klinik Aichach und Gymnasium Mering. In den Jahren 2015 und 2016 wurden je
Abriss stehen deshalb weitere Bauvorhaben an: Der Landkreis muss die sich verschärfende Parkplatznot am Schulzentrum angehen.
Die bevorstehenden Investitionen haben ihren Preis. Denn im Gegensatz zu reichen Städten wie Gersthofen oder Neusäß hat der Landkreis Augsburg Schulden und die sollen vor dem nächsten finanziellen Kraftakt um zehn Millionen runter.
Deshalb wird der Landkreis auch weils rund 27 Millionen Euro ver baut, 2017 belief sich das Baubudget auf 32 Millionen. 2018 sind es laut Haushaltsplan rund 28 Millionen, davon rund 17 Millionen in die Klinik. Allein in den Schulbau hat das Wittelsbacher Land seit dem Jahr 2000 rund 125 Millionen Euro gesteckt. Laut Finanz planung sollen von 2018 bis 2022 weitere knapp 110 Millionen Euro in die Infrastruktur der Schulen im Wittels bacher Land fließen. (cli)
seine Kreisumlage von 49 Prozentpunkten nicht senken – obwohl diese im schwäbischen Vergleich jetzt schon überdurchschnittlich hoch ist und die Steuereinnahmen derzeit sprudeln. Mit Blick auf die Ausgaben im Bildungssektor haben die Bürgermeister im Landkreis das geschluckt. Dabei stehen viele Gemeinden im Augsburger Land vor ähnlichen Herausforderungen wie die Gersthofer: Sie müssen in Schulen und Kitas investieren.