Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Stadtwerke testen selbst fahrenden Bus
Verkehr Das Projekt könnte im Jahr 2020 im Innovationspark ins Rollen kommen. Obwohl es Probleme mit der Förderung gibt, wollen die Verkehrsbetriebe an der Idee festhalten. Weitere Strecken könnten folgen
Ab Mitte 2020 wollen die Stadtwerke auf dem Gelände des Innovationsparks zwischen Univiertel und B 17 einen selbst fahrenden ElektroAutobus rollen lassen. Das Projekt erlitt zuletzt einen Rückschlag, weil ein Antrag zur Förderung als Forschungsprojekt beim Bundesverkehrsministerium scheiterte. Hintergrund ist, dass auch etliche andere Städte momentan ähnliche Vorhaben starten und die Förderung bis 2020 ausgelaufen wäre.
Momentan finden Gespräche zu verschiedenen anderen Fördermöglichkeiten statt. Die Stadtwerke setzen die Planungen für das Projekt aber unbeirrt im ursprünglichen Zeitplan fort, um zumindest auf dem Papier die Voraussetzungen für einen Linienbetrieb zu schaffen.
Stadtwerke-Sprecher Jürgen Fergg sagt, dass es vor allem darum gehe, die neuen technischen Möglichkeiten auszuprobieren. Der Innovationspark sei dafür ein symbolträchtiger Ort. „Und das Konzept kann in Zukunft grundsätzlich interessant sein, wenn es um die Feinerschließung von Quartieren und die Überbrückung der Strecke von der nächsten Straßenbahnhaltestelle zur Haustür des Fahrgasts geht.“Auch für flexible Betriebsformen – etwa bei Veranstaltungen im künftigen Kreativquartier am Gaswerk – könne ein solcher Bus geeignet sein.
Zunächst soll der fahrerlose Bus aber auf einen etwa 1000 Meter langen Rundkurs durch das entstehende Gewerbe- und Forschungsgebiet an der B 17 gehen. Er soll dabei auch die Entfernung von der nächsten Haltestelle der Linie 3 (Innovationspark/LfU) ins Herz des Areals überbrücken. Der Bus soll die vier Haltestellen im 15-Minuten-Takt bedienen und darüber hinaus via Handy-App bei Bedarf anforderbar sein. Die Stadt baut auf dem Areal, das östlich der B17 zwischen Fußballstadion und Universität liegt, momentan die ersten Straßen. Die Firma Leitwerk will als Erstes einen Bürokomplex errichten, die Nachfrage nach weiteren Grundstücken sei hoch, heißt es bei der Stadt.
Fergg betont, dass das Fahrzeug mit den herkömmlichen Linienbussen hinsichtlich Kapazität und Geschwindigkeit nicht zu vergleichen sei. Im niederbayerischen Bad Birnbach fährt seit vergangenem Herbst der erste computergesteuerte Elek- trobus in Deutschland auf einer öffentlichen Straße – mit maximal 15 Kilometern pro Stunde und sechs Sitzplätzen. Momentan muss in autonom gesteuerten Fahrzeugen auf öffentlichen Straßen noch jemand mitfahren, der im Notfall eingreifen kann – das wäre auch in Augsburg der Fall. In Bad Birnbach ist von Gesamtkosten von 900 000 Euro die Rede. Die Stadtwerke haben aktuell noch keine belastbare Kalkulation – der Markt der autonomen Busse sei gerade stark in Bewegung. Künftig, so Fergg, würden die Fahrzeuge wohl deutlich billiger werden.
Langfristig ist im Gespräch, den Innovationspark mit einer zweiten Straßenbahnlinie anzubinden. Dafür könnte die Linie 4, die momentan am Hauptbahnhof endet, nach Fertigstellung des Bahnhofstunnels nach Süden verlängert werden. Die Planspiele sehen vor, sie über die Rosenaustraße Richtung Süden zur Messe und zum Innovationspark fahren zu lassen. Im Bebauungsplan auf dem Areal ist eine Trasse dafür freigehalten. Damit wäre die Universität mit einer zweiten Straßenbahnlinie erschlossen. Allerdings ist – auch angesichts der laufenden Planungen für die Verlängerung der Linie 3 nach Königsbrunn und den Neubau der Linie 5 zum Klinikum – eine konkrete Weiterverfolgung des Projekts nicht absehbar.
Es könnte auch eine zweite Tramlinie geben