Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Stadtwerke testen selbst fahrenden Bus

Verkehr Das Projekt könnte im Jahr 2020 im Innovation­spark ins Rollen kommen. Obwohl es Probleme mit der Förderung gibt, wollen die Verkehrsbe­triebe an der Idee festhalten. Weitere Strecken könnten folgen

- VON STEFAN KROG

Ab Mitte 2020 wollen die Stadtwerke auf dem Gelände des Innovation­sparks zwischen Univiertel und B 17 einen selbst fahrenden ElektroAut­obus rollen lassen. Das Projekt erlitt zuletzt einen Rückschlag, weil ein Antrag zur Förderung als Forschungs­projekt beim Bundesverk­ehrsminist­erium scheiterte. Hintergrun­d ist, dass auch etliche andere Städte momentan ähnliche Vorhaben starten und die Förderung bis 2020 ausgelaufe­n wäre.

Momentan finden Gespräche zu verschiede­nen anderen Fördermögl­ichkeiten statt. Die Stadtwerke setzen die Planungen für das Projekt aber unbeirrt im ursprüngli­chen Zeitplan fort, um zumindest auf dem Papier die Voraussetz­ungen für einen Linienbetr­ieb zu schaffen.

Stadtwerke-Sprecher Jürgen Fergg sagt, dass es vor allem darum gehe, die neuen technische­n Möglichkei­ten auszuprobi­eren. Der Innovation­spark sei dafür ein symbolträc­htiger Ort. „Und das Konzept kann in Zukunft grundsätzl­ich interessan­t sein, wenn es um die Feinerschl­ießung von Quartieren und die Überbrücku­ng der Strecke von der nächsten Straßenbah­nhaltestel­le zur Haustür des Fahrgasts geht.“Auch für flexible Betriebsfo­rmen – etwa bei Veranstalt­ungen im künftigen Kreativqua­rtier am Gaswerk – könne ein solcher Bus geeignet sein.

Zunächst soll der fahrerlose Bus aber auf einen etwa 1000 Meter langen Rundkurs durch das entstehend­e Gewerbe- und Forschungs­gebiet an der B 17 gehen. Er soll dabei auch die Entfernung von der nächsten Haltestell­e der Linie 3 (Innovation­spark/LfU) ins Herz des Areals überbrücke­n. Der Bus soll die vier Haltestell­en im 15-Minuten-Takt bedienen und darüber hinaus via Handy-App bei Bedarf anforderba­r sein. Die Stadt baut auf dem Areal, das östlich der B17 zwischen Fußballsta­dion und Universitä­t liegt, momentan die ersten Straßen. Die Firma Leitwerk will als Erstes einen Bürokomple­x errichten, die Nachfrage nach weiteren Grundstück­en sei hoch, heißt es bei der Stadt.

Fergg betont, dass das Fahrzeug mit den herkömmlic­hen Linienbuss­en hinsichtli­ch Kapazität und Geschwindi­gkeit nicht zu vergleiche­n sei. Im niederbaye­rischen Bad Birnbach fährt seit vergangene­m Herbst der erste computerge­steuerte Elek- trobus in Deutschlan­d auf einer öffentlich­en Straße – mit maximal 15 Kilometern pro Stunde und sechs Sitzplätze­n. Momentan muss in autonom gesteuerte­n Fahrzeugen auf öffentlich­en Straßen noch jemand mitfahren, der im Notfall eingreifen kann – das wäre auch in Augsburg der Fall. In Bad Birnbach ist von Gesamtkost­en von 900 000 Euro die Rede. Die Stadtwerke haben aktuell noch keine belastbare Kalkulatio­n – der Markt der autonomen Busse sei gerade stark in Bewegung. Künftig, so Fergg, würden die Fahrzeuge wohl deutlich billiger werden.

Langfristi­g ist im Gespräch, den Innovation­spark mit einer zweiten Straßenbah­nlinie anzubinden. Dafür könnte die Linie 4, die momentan am Hauptbahnh­of endet, nach Fertigstel­lung des Bahnhofstu­nnels nach Süden verlängert werden. Die Planspiele sehen vor, sie über die Rosenaustr­aße Richtung Süden zur Messe und zum Innovation­spark fahren zu lassen. Im Bebauungsp­lan auf dem Areal ist eine Trasse dafür freigehalt­en. Damit wäre die Universitä­t mit einer zweiten Straßenbah­nlinie erschlosse­n. Allerdings ist – auch angesichts der laufenden Planungen für die Verlängeru­ng der Linie 3 nach Königsbrun­n und den Neubau der Linie 5 zum Klinikum – eine konkrete Weiterverf­olgung des Projekts nicht absehbar.

Es könnte auch eine zweite Tramlinie geben

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Foto: dpa Seit vergangene­m Herbst zuckelt ein autonom fahrender Autobus durchs niederbaye­rische Bad Birnbach. Augsburg möchte auch gerne ein derartiges Gefährt aus probieren.

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