Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Gersthofen ist gar nicht so reich
Wirtschaft Wenn es nach der Kaufkraft seiner Einwohner geht, ist der Krösus unter den Kommunen im Augsburger Land „nur“guter Durchschnitt. Wir zeigen die Prognose für 2018 – und die fällt rosig aus
Lansdkreis Augsburg Wie viel Geld haben die Menschen im Augsburger Land in der Tasche? Antwort: Das ist von Ort zu Ort unterschiedlich. Und: Wenn eine Gemeinde viel Geld hat, heißt das noch lange nicht, dass auch ihre Bewohner zu den Top-Verdienern zählen. Das belegt unsere Grafik, in der die Kaufkraft für jede Gemeinde und Stadt im drittgrößten bayerischen Landkreis gezeigt wird.
Für das Augsburger Land lässt sich zunächst einmal ein StadtLand-Gefälle feststellen. Während Augsburg mit einem Wert von knapp unter 100 ziemlich genau im bundesdeutschen Durchschnitt liegt, geht es den Menschen in angrenzenden Orten im Westen im Durchschnitt materiell deutlich besser. Wohlhabendere Einwohner bedeuten aber nicht unbedingt, dass die Kommunen besonders finanzstark sind. Wie die Karte zeigt, sind finanzstarke Orte wie Fischach oder Gersthofen bei der Kaufkraft ihrer Bürger keineswegs spitze. Sie haben ihr Geld zum größeren Teil den Steuern der Betriebe am Ort zu verdanken.
Woher die Daten stammen? Einmal jährlich ermittelt das Bonner Geomarketing-Unternehmen Nexiga, die Kaufkraft deutscher Verbraucher. Unter dem dabei verwendeten Begriff „Kaufkraft“wird der Anteil des „verfügbaren Einkommens“der Wohnbevölkerung verstanden. Basis ist die Erfassung des Nettoeinkommens der privaten Haushalte. Neben dem Erwerbseinkommen zählen dazu auch Renten, Arbeitslosengeld, Transferleistungen (Hartz IV), Kindergeld und Kapitaleinkünfte. Es handelt sich also um einen Durchschnittswert, der nichts über die Einkommenssituation einzelner aussagt.
Die Kaufkraft wird am Wohnort erfasst und sagt somit nicht aus, wo das verfügbare Geld ausgegeben wird. Quellen sind eigene Berechnungen von Nexiga auf Basis von Daten des DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung), des Statistischen Bundesamts und der Bundesanstalt für Arbeit.
Die aktuelle Auswertung, welche die prognostizierte Kaufkraft 2018 für ganz Deutschland auf Gemeinde-Ebene darstellt, verspricht rosige Zeiten: Lag die Kaufkraft 2017 noch bei 22 847 Euro pro Kopf, wird sie dem Trendbarometer zufolge 2018 schon bei 23525 Euro pro Einwohner liegen. Somit hätten die Deutschen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum
Es wird nicht dazu gesagt, wo das Geld dann ausgegeben wird
Gegenüber Spitzenreiter Grünwald fällt sogar Aystetten ab
im Schnitt 678 Euro mehr zur Verfügung, ein Plus von knapp drei Prozent.
Das Bild im Augsburger Land entspricht dem bundesweiten IstZustand. Vor allem in und um Großstädte ist die Kaufkraft in Deutschland nach Angaben von Nexiga besonders hoch.
Halbmondförmig ziehen sich die Gemeinden mit der höchsten Kaufkraft durch den Westen Deutschlands: von Hamburg über Hannover, die Rheinschiene mit Düsseldorf, das Rhein-Main Gebiet um Frankfurt und die Region Stuttgart bis in den Raum München. Zu den kaufkraftstärksten Gemeinden gehören laut Vergleichsindex Grünwald bei München (263,1), Wohltorf bei Hamburg (223,8) und Königstein im Taunus (207,9). Dort verfügen die Einwohner über mehr als doppelt so viel Kaufkraft wie im Bundesdurchschnitt.
Zu den „ärmsten“Gemeinden zählen Anklam in MecklenburgVorpommern (81,0), Zittau in Sachsen (81,6) und Prenzlau in Brandenburg (82,2) - allesamt Gemeinden in den neuen Bundesländern. Aber auch im Westen Deutschlands gibt es kaufkraftschwächere Städte wie zum Beispiel Bremerhaven in Bremen (85,4) oder Duisburg in Nordrhein-Westfalen (87,0).