Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Den Müll der Zukunft vorhersagen
Wie die Digitalisierung die Abfallwirtschaft verändern könnte
Augsburg Heute schon wissen, wo es morgen etwas zu recyceln gibt. Das könnte der Abfallkreislauf der Zukunft sein. „Wer weiß am besten, wer welches Handy hat und wie alt es ist?“, fragt Professor Wolfgang Rommel vom bifa Umweltinstitut. Die Antwort ist einfach: diejenigen, die es verkauft haben. Genau die könnten also auch weiterhelfen, wenn es darum geht, wiederverwertbare Materialen zu finden und zu recyceln. „Beim Wort Digitalisierung denken viele an schnelles Internet. Das ist aber nicht des Pudels Kern. Es geht um die Verarbeitung von Informationen – auch in der Abfallwirtschaft“, sagt Rommel. Deswegen stehen die Chancen, aber auch die Risiken der Digitalisierung auf der Agenda der 19. Bayerischen Abfall- und Deponietage, die heute und morgen im Landesamt für Umwelt in Augsburg stattfinden.
Möglichst viele Materialien sollen im Kreislauf gehalten werden, und je besser sie erfasst sind, desto leichter
Der Datenschutz als Abfallproblem
können sie wiederverwertet werden, erklärt Rommel. Ein Beispiel sind Handys. In ihnen befinden sich zahlreiche Edelmetalle, von denen viele sogenannte Konfliktmaterialien sind. Also Materialien, die unter fragwürdigen Umständen gewonnen wurden, beispielsweise in Bürgerkriegsländern. Die bereits vorhandenen Metalle zu recyceln sei daher umso wichtiger. „Wer ein altes Handy hat, dem könnte ein neues Handy angeboten werden, samt der Möglichkeit, das alte zurückzunehmen“, sagt der Experte. Aber er betont auch: „Das wäre in dieser Art und Weise ein glatter Verstoß gegen den Datenschutz.“Wie dieses Dilemma gelöst werden kann, das wird auch Thema bei den Deponietagen sein. Eine Möglichkeit wäre, beim Kunden beim Neukauf das Einverständnis einzuholen, angeschrieben zu werden, sobald das Telefon ein gewisses Alter erreicht hat.
Wichtig sei auch, besser kenntlich zu machen, in welchen Produkten welche Materialien verwertet wurden. Auch da kann die Digitalisierung helfen. „In einem Mittelklassewagen sind etwa 65000 Teile verbaut“, sagt Rommel. „Hier wäre es gut, wenn die Recycler auf eine Datenbank zurückgreifen könnten.“