Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein „poppiger“Fugger für die Freilichtbühne
Musical Das Theater erzählt im Sommer die Geschichte des einflussreichen Kaufmanns. Berlin kennt sie bereits
Niemand hat die Geschichte Augsburgs so stark geprägt wie Jakob Fugger. Mit einem Musical soll das Leben des Kaufmanns, der sich bis an die Spitze der Finanz- und Weltpolitik arbeitete, im Juni auf der Augsburger Freilichtbühne erzählt werden. Das Theater präsentierte das Stück am Freitag in der Bayerischen Landesvertretung in Berlin.
Das Stück, das Theater-Intendant André Bücker extra dafür schreiben ließ, will die Vielschichtigkeit der einflussreichen Person darstellen. Fugger als knallharter Geschäftsmann und Machtmensch, aber auch Fugger als sozial engagierter, tiefgläubiger Christ und unglücklich Verliebter. Unter dem Titel „Herz aus Gold“erzählt das Musical, wie Fugger als junger, ausgebildeter Kaufmann aus Italien nach Augsburg zurückkehrt und dort auf seine bereits verheiratete Jugendliebe Sibylla trifft. Um sich von der unerfüllten Liebe zu ihr abzulenken, stürzt sich Fugger in die elterlichen Geschäfte und bringt es zu immensem Reichtum. Ein Treffen mit Luther wird ebenso thematisiert wie die Auseinandersetzungen mit seinem Widersacher Welser und seine heimliche Liaison mit Sibylla.
Dabei mischen sich historische Fakten mit fiktionalen Elementen. Denn über das Privatleben des Kaufmannes ist relativ wenig bekannt. „Diese Lücken haben wir mit Fantasie gefüllt“, sagte Bücker bei der Vorstellung des Musicals. Dementsprechend ist die Liebesgeschichte mehr oder weniger frei erfunden. „Wir wollten keinen Wikipedia-Eintrag mit Musik untermalen, sondern Spannung erzeugen“, betonte Regisseur Holger Hauer. So würde eine Liebesgeschichte parallel zu einer Art Wirtschaftskrimi erzählt.
Dafür komponierte Stephan Ka- der für sein Musical „Einstein“für den Deutschen MusicalPreis 2016 nominiert war, insgesamt 24 Lieder. Zu hören gibt es große Balladen, Chorstücke, aber auch rockige Elemente. In manches Stück webte Kanyar sogar alte Kirchentonarten mit ein, um Fuggers tiefer Religiosität musikalisch Ausdruck zu verleihen. Insgesamt beschreibt er das Musical als „relativ poppig“. Die Augsburger Philharmoniker übernehmen mit dem Opernchor des Theaters die musikalische Gestaltung. Mit auf der Bühne steht das Augsburger Ballett.
Zudem gebe es eine Kooperation mit der Münchner Theaterakademie August Everding, erklärte Bücker. Einige Absolventen stünden als Darsteller auf der Freilichtbühne. Die Hauptrollen spielen Chris Murray als Jakob Fugger und Roberta Valentini als Sibylla. Beide sind etablierte Musicaldarsteller und standen schon in Hamburg, Berlin oder Wien auf der Bühne.
Inszeniert wird das Musical in üppigen, historischen Kostümen auf einer Drehbühne. In ihr spiegeln sich die zwei Seiten Jakob Fuggers wider, das Private und das Weltlinyar, che. Eine Treppe aus goldenen Münzen symbolisiert seinen Aufstieg, die alten Mauern am Roten Tor sollen in das Bühnenbild integriert werden. „Es wird ein schöner Wechsel aus kammerspielartigen Szenen und großen Tableaus“, sagt Regisseur Hauer.
Bisher lockte die Freilichtbühne mit berühmten Musicals wie die „Rocky Horror Show“und versüßte damit dem Theater in guten Sommern manche Bilanz. Allein zur „Blues Brothers“-Aufführung vor zwei Jahren kamen 45 000 Besuchern. Die Open-Air-Bühne spielte damit 1,2 Millionen Euro ein.
Ob das auch mit dem FuggerMusical, das am 30. Juni auf der Freilichtbühne Premiere feiert, gelingen kann, bleibt abzuwarten. Intendant André Bücker zeigt sich optimistisch. „Das Thema und die Umsetzung sind so gut, ich mache mir keine Sorgen.“Gängige Stücke seien toll, aber man müsse auch mal etwas Neues schaffen. Zudem stünden die Sparkasse Augsburg sowie das Goldhandelshaus Degussa als Sponsoren hinter dem Stück. „Mein Traum wäre es, jedes Jahr eine kleine Serie des Fugger-Musicals als feste Marke im Programm zu haben“, sagt Bücker. Aber es sei noch zu früh, darüber zu spekulieren, wie es nach dem Sommer weitergehe.