Augsburger Allgemeine (Land Nord)
China wird immer wichtiger für Kuka
Hintergrund In dem asiatischen Land steigt die Nachfrage nach Robotern in den kommenden Jahren massiv an. Das erfordert enorme Investitionen
Augsburg Wenn Kuka-Chef Till Reuter ein wenig ehrfürchtig von „dem großen Markt“spricht, meint er natürlich China. Dort will der Manager mit dem börsennotierten Maschinenbauer die Nummer eins werden. Dazu muss das Augsburger Unternehmen aber noch den japanischen Rivalen Fanuc und den schweizerisch-schwedischen Wettbewerber ABB überholen. Das Manöver könnte gelingen, haben die Kuka-Manager doch mit dem chinesischen Haushaltsgeräte-Konzern Midea einen mächtigen Partner an ihrer Seite, der zugleich Eigentümer des schwäbischen Automatisierungs-Spezialisten ist.
Wie groß und damit lukrativ der chinesische Markt ist, zeigt eine Grafik, die Reuter am Donnerstag bei der Vorlage der Bilanzzahlen den Journalisten in Augsburg erläutert. Danach werden in den kommenden Jahren immer mehr Roboter in China gekauft. Waren es im vergangenen Jahr noch 83652, soll die Zahl in diesem Jahr auf 100 000, 2020 schon auf 150 000 und 2024 auf gut 262000 steigen. Zuletzt bestellten Kunden in Europa insgesamt rund 48000 Roboter im Jahr.
Hauptwachstumsmarkt bleibt ganz klar China. Denn wie Deutschland ist das Riesenreich ein alterndes Land. Wenn Experten rar sind und Arbeit teurer wird, steigt der Druck, Fertigungsprozesse zu automatisieren. Hier hat China gegenüber Deutschland einen enormen Nachholbedarf. Angesichts dieses Hintergrunds wird es verständlicher, warum der chinesische Konzern Midea, der bislang Geräte für den Haushalt wie Kühlschränke oder Klimaanlagen verkauft, sich mit der Robotik ein neues Standbein verschafft. Der Riese aus Fernost musste den Einstieg in die neue Branche mit 115 Euro pro Aktie, also einem Kaufpreis von gut 4,5 Milliarden für Kuka, teuer bezahlen.
Die Erwartungen der Chinesen an die Manager des deutschen Unternehmens sind dem Vernehmen nach hoch. Mancher Midea-Mann setzt große Hoffnungen auf Roboter für den Haushalt. Wenn die Menschen auch in China älter werden, könnten speziell auf die Bedürfnisse von Se- nioren zugeschnittene automatische Helfer einen interessanten Markt darstellen. Noch ist es nicht so weit.
Nach wie vor macht Kuka-Chef Reuter vor allem mit Industrie-Robotern gute Geschäfte. So wurde unlängst ein Großauftrag eines amerikanischen Automobilherstellers im hohen zweistelligen MillionenEuro-Bereich bekannt. Den Namen nennt die bayerische Firma nicht.
Roboter für die USA werden wie für den europäischen Markt in Augsburg produziert. Was passiert aber, wenn Trumps protektionistische Politik irgendwann doch den Augsburger Maschinenbauer erfasst? Reuter bleibt gelassen: Dann würde Kuka unter Umständen eine kleine Roboter-Fertigungslinie in Amerika aufziehen. Der Manager will das nicht, aber er scheint für einen derartigen Fall gerüstet.
Im Zentrum seines Denkens stehen zwei andere Regionen: Augsburg und China. In Augsburg investiert das Unternehmen in den kommenden Jahren gut 100 Millionen Euro und in dem asiatischen Land sind es rund 400 Millionen, was viel ist für ein Unternehmen, das im vergangenen Jahr nach Steuern 88,2 ge- genüber 86,2 Millionen Euro im Vorjahr verdient hat. Dabei lag der Umsatz 2017 bei 3,48 Milliarden Euro – ein Plus von 18 Prozent. So will der Konzern unverändert eine Dividende von 0,50 Euro je Aktie ausschütten. Die chinesischen Eigentümer können sich nicht beklagen. Damit die Zahlen über höhere Umsätze in Asien noch erfreulicher ausfallen, werden Kuka und Midea in China über Gemeinschaftsunternehmen enger verzahnt. Ziel ist es, dass der Konzern dort bis 2024 rund 100 000 Roboter gegenüber heute rund 15000 produzieren kann. In Augsburg werden pro Jahr rund 22 000 Roboter gefertigt.
Bei aller Asien-Euphorie fällt auf: Reuter spricht ebenso häufig über Augsburg wie China. Er will den Standort stärken und an der Zahl von insgesamt rund 4000 Mitarbeitern festhalten, auch wenn im Anlagenbau etwa 250 Stellen abgebaut werden, weil die Branche durch enormen Kostendruck und Überkapazitäten gekennzeichnet ist. An anderer Stelle wird der Konzern aber zum Beispiel Software-Spezialisten einstellen, sodass unterm Strich die Zahl der Mitarbeiter stabil bleibt.