Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Solange das Gedächtnis mitspielt
Fernsehen Claus Theo Gärtner hat Privatdetektiv Matula zur Marke gemacht. Jetzt ermittelt er in den bayerischen Alpen. Hier verrät der 74-Jährige, wie lange er noch schauspielern will
Herr Gärtner, im neuesten Krimispecial „Matula – Der Schatten des Berges“fahren Sie mit einem klapprigen VW-Bus über die Alpen. Früher war der Privatdetektiv im sportlichen Alfa Romeo unterwegs. Was sagen Sie als Hobbyrennfahrer zum Umstieg? Claus Theo Gärtner: Also, den VWBus im Film haben wir schon seit 14 Jahren. Den hat meine Frau mal gekauft. Mein Sohn hat den dann ausgebaut zum Camper. Das ist ein alter Postbus, ein T2, Baujahr 1968. Den benutzt meine Frau, wenn sie auf Festivals oder Konzerte fährt. Er ist aber nicht im täglichen Gebrauch.
Oh, da kennt sich einer mit Autos aus und stellt sein eigenes für den Film zur Verfügung. Wie kam denn das? Gärtner: Bei der Regiebesprechung hieß es, der Matula braucht wieder ein Wohnmobil. Im letzten Film ist seines ja ausgebrannt. Und da zeigte ich auf meines und alle waren sich sofort einig: Das isser! Und damit fährt Matula in Urlaub und hat mitten in den Alpen eine Panne. So geht der neue Film los.
Was fahren Sie eigentlich privat? Gärtner: Einen Alfa.
So einen, wie Sie früher in der Serie „Ein Fall für zwei“fuhren?
Gärtner: Ich habe den Wagen, einen 159er, der Produktionsfirma nach der letzten Folge abgekauft.
Der neue Matula ist nicht der alte Matula aus „Ein Fall für zwei“. Er darf in Würde altern, sagen Kritiker. Sind Sie mit sich zufrieden?
Gärtner: Ja. Das kann ich so sagen. Das ist genau der richtige Krimi für Karfreitag.
Wieso für Karfreitag?
Gärtner: Na ja, das ist kein lustiger Film, er ist sozusagen das krasse Gegenteil einer Komödie.
Mit Matula haben Sie gemeinsam, dass beide im Ruhestand arbeiten. Gibt es für Sie privat eine Altersgrenze? Gärtner: Schauspieler können ja arbeiten, bis sie tot umfallen. Ich will arbeiten, solange ich den Text noch behalten kann und geradeaus gehen kann. Aber ich will das auch nicht übertreiben. Ich bin ja früher zur Arbeit gegangen wie andere ins Glühwerk, Halle sieben. 30 Jahre lang hieß es für mich: Jeden Tag neun Uhr Drehbeginn!
Wie viele Tage im Jahr haben Sie beim „Fall für zwei“gedreht? Gärtner: Das waren mindestens zehn Monate im Jahr. Immer zehn Folgen, pro Folge einen Monat drehen.
Ihr Hund im Film heißt „Dr. Renzi“, wie Günther Strack, Ihr Partner in „Ein Fall für zwei“. Sie haben mal gesagt, Strack sei der Mann, dem Sie Ihre Rente verdanken. Warum? Gärtner: Als wir 1981 mit „Ein Fall für zwei“anfingen, hat Günther Strack gesagt: „Claus, du musst in die Pensionskasse.“Und ich dachte mir: „Was interessiert dich denn, was in 30 Jahren mal ist?“Aber Günther blieb hartnäckig. Eines Tages stand er bei mir in der Garderobe mit einem Zettel und sagte: „So, jetzt unterschreibst du das, vorher gehe ich hier nicht raus.“Und dann habe ich das unterschrieben.
Viele Ihrer Kollegen haben keinen Günther Strack und im Alter finanzielle Probleme.
Gärtner: Ja, wer nur die staatliche Rente bekommt, der hat es nicht leicht. Das sind bei mir 1400 Euro. Da könnte ich noch nicht mal meine Miete bezahlen. Ich weiß nicht, wie manche da durchkommen. Ich für meine Person kann sagen: Finanziell kann ich relaxed dem Ende entgegensehen.
Matula haben Sie zur Marke gemacht. Gärtner: Also, ich glaube, es ist so lange gut gegangen, weil der Matula authentisch war. Mit dem konnte man sich identifizieren. Das war kein James Bond, sondern der war auch mal der Verlierer. Die Leute haben oft mit ihm gezittert. Das hat denen wohl Spaß gemacht.
Wie gingen Sie an die Rolle ran? Gärtner: Wie an jede andere Rolle auch. Das sollten ja anfangs nur sechs Folgen werden. Ich habe da auch nicht groß recherchiert und kenne auch keinen Privatdetektiv. Aber immerhin wurde ich mal zum Detektiv des Jahres ernannt.
Ach, das gute Werk vom Bund Deutscher Detektive? Gärtner: Ja, genau. Die wollten ein bisschen Aufmerksamkeit generieren und haben mir so eine Oscar-Figur geschenkt, die man in jedem Ramschladen kaufen kann.
Hat Ihnen das immer Spaß gemacht, all die Jahre den Matula zu geben, oder hatten Sie auch mal eine Krise? Gärtner: Nein, hatte ich eigentlich nicht. Nur wenn ich Rollenangebote wie vom „Traumschiff“bekam, dann ärgerte es mich, dass ich nicht mitspielen konnte, weil wir ja dauernd drehten. Dann habe ich mal in einem Interview gesagt: „Ich würde da so gerne mal mitfahren.“Das hat der Wolfgang Rademann gelesen. Er hat mich sofort angerufen und gesagt: „Claus Theo, du spielst bei mir. Wir müssen nur noch eine Rolle für dich finden.“Kurz danach ist er gestorben. Seitdem ist das vergessen.
Wer war Ihr Lieblingspartner in „Ein Fall für zwei“?
Gärtner: Mit meinem letzten Partner Paul Frielinghaus bin ich bis heute befreundet. Wir haben zwölf bis 15 Jahre miteinander gedreht. Wir wohnen nah beisammen und sehen uns fast täglich.
Sie haben gesagt, Sie seien durch Matula als Schauspieler „verbrannt“. Gärtner: Ich habe mal in der Verfilmung „Der Mann aus der Pfalz“den Heiner Geißler gespielt. Dann habe ich als Kritik in der Zeitung gelesen: „Was macht Matula in der Pfalz?“In dem Moment war mir klar, ich kann spielen, was ich will – ich werde immer der Matula sein.
Gibt es eine Rolle, die Sie unbedingt noch mal spielen wollen?
Gärtner: Nein. Es gibt ja Leute, die sagen: Der King Lear soll es sein. Aber, ganz ehrlich: Das wäre mir zu viel Text zu lernen. Ich tue mich schwer beim Text-Lernen. Ich muss mich da mühsam reinbeißen.
Sie haben mal gesagt, im Gegensatz zu Matula seien Sie privat kein einsamer Wolf. Wie ist denn Claus Theo Gärtner zu beschreiben?
Gärtner: Ich bin sicher kein einsamer Wolf. Ich bin ein lebensbejahender Optimist. Interview: Josef Karg
O
Zur Person Claus Theo Gärtner, 74, debütierte 1981 als Matula in der da mals neuen ZDF Krimiserie „Ein Fall für zwei“und füllte die Rolle 32 Jahre lang aus. Sein neuer Krimi läuft am Karfreitag, 30. März, um 20.15 Uhr im ZDF.