Augsburger Allgemeine (Land Nord)
So haben Kinder Freude am Lesen
Bildung Die „Leseinseln“, eine Art kleine Bibliothek in Grundschulen, gelten als Erfolgsprojekt. Nun wurde die zehnte dieser modernen Büchereien in Augsburg eröffnet. Und weitere sollen folgen
Ein Schüler behauptete kürzlich, er müsse nicht lesen und schreiben können – sein Smartphone habe schließlich Spracherkennung. Augsburgs Schulreferent Hermann Köhler hält das nicht für stichhaltig: „Erst muss eine Grundbildung da sein. Dann kann man ins Internet gehen.“Um dieses Fundament zu legen, bieten inzwischen zehn Augsburger Grund- und Mittelschulen Leseinseln an – die zehnte wurde soeben an der Wittelsbacher Grundschule eröffnet. Eine erste Bilanz wurde dort gezogen, wo 2010 die erste Leseinsel entstanden ist, in der St.-Georg-Volksschule.
Bibliothekenberater Klaus Dahm erkannte damals, dass Bücher auch deshalb Kinder nicht mehr hinter dem Ofen hervorlockten, weil die Schul- und Klassenbüchereien in der Stadt eher abschreckend waren. Oft nur am Freitagnachmittag geöffnet, kleine Räume, die mit Regalen zugestellt waren, mit einem Buchbestand, der schon viele Jahre alt war, zerfleddert und inaktuell. Die Leseinsel in der St.-GeorgVolksschule sah dann völlig anders aus: Bunt bemalte Wände und Möbel, moderne Bücher, gemütliche Sitzecken, Computer, über die man auch die Verbindung zur Stadtbücherei herstellen kann. Durch Lesewettbewerbe mit schönen Preisen oder Vorleseaktionen werden die Schüler zum Mitmachen animiert. Und wichtig ist auch: Aufsicht in der Leseinsel sind Ehrenamtliche, nicht Lehrer, was die Hemmschwelle der Kinder senkt.
Unterstützt wird das Projekt von den Freunden der Neuen Stadtbibliothek und dem Netzwerk Lesen. Hauptsponsor ist der Rotary Club Augsburg.
Die Zahlen an der St.-Georg- Schule: Wurden zuvor hier gerade mal 20 Bücher pro Monat ausgeliehen, sind es heute etwa 250. Dabei gibt es in der 400-köpfigen Schulgemeinde neben Leseratten auch eher Lesefaule. Aber es wird schon als Erfolg betrachtet, wenn Schüler in der Pause in die Leseinsel kommen und dabei mal das eine oder andere Buch zur Hand nehmen.
Ohne Lesen geht es eben nicht, wie Schulreferent Köhler verdeutlichte: Einige Migranten könnten Alltagsdeutsch und beispielsweise das Wort „Baum“, aber nicht Details wie etwa das Wort „Kastanie“. Wenn es um höhere Bildung gehe, merkten sie, dass sie die deutsche Sprache nicht gut genug beherrsch- ten. Doch Defizite sind auch bei muttersprachlichen Schülern zu beobachten. Nach Aussage der Leiterin der Leseinsel, Nicole Rollin, fehlt oft das Vorbild der Eltern. Ein Bücherschrank in der Wohnung sei nicht mehr selbstverständlich. In der Familie werde nur noch wenig vorgelesen. Als die beliebtesten Druckwerke in den Leseinseln haben sich Comics und Sachbücher entpuppt. In Kürze wird die Leseinsel in St. Georg auch Jugendzeitschriften wie „Geolino“oder die „Bravo“vorhalten.
Die zehn Leseinseln zu schaffen, war laut Köhler durchaus ein finanzieller und organisatorischer Kraftakt. Derzeit haben sich zwei weitere Schulen, die Hans-Adlhoch-Schule und die Schule Vor dem Roten Tor, um eine Leseinsel beworben. Rund 20 Grundschulen haben noch keine. Dankbar ist Köhler daher für die Hilfe, die er erfährt.
Das gilt insbesondere für die angesprochenen Freunde der Neuen Stadtbibliothek und das Netzwerk Lesen, die sich um den Betrieb der Leseinseln kümmern. Als Hauptsponsor tritt der Rotary Club Augsburg Renaissance-Stadt auf; laut dem ehemaligen Vorsitzenden Willi Peter Ihle wurden bisher 215 000 Euro für die Leseinseln gespendet. Er nannte dies das nachhaltigste Projekt, für das sich die Rotarier bisher engagiert haben. Initiiert wurde es von Buchhändler Kurt Idrizovic, der für dieses Engagement 2013 auch den City-Preis erhielt.
Die Stadt sieht das Projekt als großen Erfolg. Am Freitag feierten die Partner aus der Schullandschaft und der Stadtgesellschaft in einem Festakt mit Oberbürgermeister Kurt Gribl in der Stadtbücherei. von Wincent Weiss. Die Jury um Musikproduzent Dieter Bohlen war zufrieden. Er sprach von einer „sehr überzeugenden Leistung“und sah ihn als Nummer zwei in dem Trio. Sein Tipp an den „singenden Fliesenleger“: „Lass dich nicht so leicht ablenken.“
Während Rauscher weiterkam, mussten sechs Kandidaten die Sendung verlassen. Für Michael Rauscher geht die Show am Samstag, 31. März, um 20.15 Uhr weiter.