Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wo die Gewöhnlichkeit siedelt
BBK Ausstellung Garagen und andere menschenleere Nicht-Orte: „Urbane Landschaft“in Malerei und Fotografie
Garagen, Fassaden, Reihenhausleblosigkeit, tote Zwischenräume, Balkone ohne Aussicht, zugeparkte Straßen ohne Menschen – es ist die unauffällige Ödnis, die als Normalzustand unsere Städte und Vorstädte füllt. Auf die gebaute Gewöhnlichkeit und vertraute Banalität schauen Maler und Fotografen in der neuen Ausstellung des BBK mit dem Titel „Urbane Landschaft“. Andreas Decke aus Zusmarshausen beispielsweise malt Sujets, die schwer zu verorten sind, weil sie so allgegenwärtig und austauschbar sind: Garagen in einer Siedlung, ein Mehrfamilienhaus mit Balkonen, die an der Fassade kleben wie Bierkästen, ein breites Wohnzimmerfenster, hinter Gardinen uneinsehbar die Privatheit und ein Fernsehlicht. Kein Mensch erscheint auf den flächigen Gemälden, die Ausschnitte eines Überall der Zivilisation zeigen, das kaum mehr bewusst wahrgenommen wird. „Nicht-Orte“nennt Christian Odato seine Serie von kleinen Aquarellen in Grau- und Schwarztönen, die ebenfalls Ansichten aus dem Alltag der Stadt zeigen, die weit entfernt sind vom üblichen Begriff der Sehenswürdigkeit. Unwirtliche Orte mit stillem Eigenleben. Weiteres Beispiel für das Interesse an diesen Motiven ist die Acrylmalerei von Wilfried Wurtinger, der mit wenigen groben schwarzen Pinselhieben eine leere Halle, eine Industriebrache und eine verlassene Baustelle auf die Leinwand bringt.
Auch Jochen Eger, Bernd Hohlen oder Joe Rieder zeigen auf ihren Fotografien die Gewöhnlichkeit, die es nicht auf Postkarten schafft. Eine Satellitenschüssel an einer Balkonbrüstung, ein verwinkelter Hinterhof, eine Tanksäule. Wer hält vor so etwas sonst inne? Jo Thoma zeigt Bildserien von Vorgärten, in denen alles unter Stein gebändigt und schön sauber aufgehübscht ist. Hier wird die Natur nicht nur in Schach gehalten, sondern meist auch schachmatt gesetzt.
Die Bandbreite der 64 gezeigten Werke von 40 Künstlerinnen und Künstlern ist groß. Die Qualitätsunterschiede sind es – nahezu zwangsläufig bei solchen Gruppenschauen – ebenfalls. Manch Belangloses und Unbedarftes bleibt dem Besucher zwar nicht erspart, gleichwohl hat die Jury des Berufsverbandes in der BBK-Galerie im Kulturhaus Abraxas eine spannungsreiche Ausstellung zusammengestellt.
In ihren verwischten, großformatigen Nachtgemälden, wo sich Lichter zu Farbflecken weiten, zeigt Dorothea Dudek eine andere ästhetische Qualität des urbanen Raums als Max Biller, der auf seinem Ölbild den „Maler in der Stadt“in verspiegelter Enge auftreten lässt. Abstrahierend zeigen Wolfgang Bauer (Fotografie) und Hannes Goullon (Malerei) ihre Bildfindungen. Bauer zeichnet mit Licht, Goullon malt Raster und Muster, wie sie Siedlungsstrukturen aufweisen.
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Laufzeit bis 20. Mai. Geöffnet Diens tag, 14 bis 18 Uhr, Donnerstag bis Sonntag, 14 bis 18 Uhr.