Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Dachser bleibt auf Kurs
Der Transport-Riese knackt beim Umsatz die Sechs-Milliarden-Marke. In Innenstädten setzen die Allgäuer auch auf Elektrofahrzeuge – für große Tonnagen geht aber nichts ohne den Diesel
München/Kempten Das gelb-blaue Firmenlogo auf Sattelzügen ist ein gewohnter Anblick auf Autobahnen. Doch seit einiger Zeit prangt der Schriftzug Dachser auch auf kleinen Elektro-Trucks und sogar akkugetriebenen Lastenfahrrädern: Der Logistik-Riese mit Sitz in Kempten lotet konsequent aus, wie der Transport der Zukunft aussehen kann – bis hin zum Einsatz sogenannter Pedelecs, die einzelne Paletten bis zur Ladentüre in der Fußgängerzone ziehen können. Diese „Beiboote“liefern inzwischen in den Innenstädten von Stuttgart und Kopenhagen Waren dorthin, wo herkömmliche Fahrzeuge nicht oder nur noch unter erschwerten Bedingungen hinkommen.
Noch sind es Exoten, die Dachser an ausgewählten Standorten ins Rennen schickt. Doch Vorstandschef Bernhard Simon will auch beim immer bedeutenderen Thema „Citylogistik“passgenaue Lösungen bieten, wenn Dieselfahrverbote und autofreie Innenstädte neue Lösungen erfordern. Wobei es aus seiner Sicht bei der Elektromobilität bis- lang klare Grenzen gibt: Bei GroßTonnagen blieben Dieselfahrzeuge aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit noch lange die Nummer eins. Die Industrie komme außerdem mit der Lieferung brauchbarer E-Trucks nicht hinterher. „Und wenn in allen Umschlagzentren Elektrofahrzeuge zum Einsatz kämen, würden die Stromnetze das nicht verkraften.“
So oder so: Die Ausgangslage, um sich der Logistik von morgen innovativ zu nähern, ist für das Familienunternehmen mit weltweit 396 Standorten gut: 2017 hat Dachser mit 6,12 Milliarden Euro (Vorjahr 5,71 Milliarden) einen Brutto-Umsatzrekord eingefahren, sagte Simon am Dienstag bei der Vorstellung der Jahreszahlen in München. „Dachser ist und bleibt auf Kurs“, so der Enkel von Firmengründer Thomas Dachser nicht ohne Stolz.
Auch bei der Zahl der Sendungen (81,7 Millionen) und der beförderten Tonnage (39,8 Millionen Tonnen) verzeichnete die Spedition Zuwächse von bis zu vier Prozent. Den größten Anteil daran hatte die Straßenlogistik mit 4,44 Milliarden Euro Umsatz. Der Bereich Luft- und Seefracht (1,79 Milliarden) verzeichnete mit fast 16 Prozent das größte Plus. „Daran können auch die jüngsten Diskussionen über Handelskriege nichts ändern“, betonte Simon. Rückgrat des Logistik-Riesen sind nach wie vor Transport und Lagerung von Gütern in Deutschland. Dort arbeitet etwa die Hälfte der weltweit 29 098 Mitarbeiter (plus 1648). „Gut möglich, dass wir die 30 000er-Marke 2018 noch überspringen“, sagte Simon.
In den vergangenen Jahren hat Dachser intensiv in sein StandortNetzwerk in Nord- und Mitteleuropa investiert. „Hier ernten wir jetzt, was wir zuvor gesät haben“, sagte Simon gestern. Besonderes Augenmerk gelte nun – auch dank steigender Frachtraten im Segment „Air & Sea“– dem Raum Asien/Pazifik sowie den USA. Wenn Dachser investiert, dann richtig: 2017 flossen 136 Millionen Euro in Standorte, Fuhrpark, Technik und IT-Systeme. Für 2018 kündigte Simon gestern Investitionen in Höhe von 188 Millionen Euro an.