Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Brücke und der eng getaktete Zeitplan
Verkehr Innerhalb weniger Tage musste das Bauwerk an der Bahnlinie zwischen Gablingen und Gersthofen fertig sein. Warum dafür eine jahrelange Vorplanung nötig war
Innerhalb weniger Tage musste die neue Brücke an der Bahnlinie zwischen Gablingen und Gersthofen fertig sein.
Gablingen Die Megabaustelle an der Bahnlinie zwischen Gersthofen und Gablingen war am Wochenende das etwas andere Ausflugsziel. Radfahrer und Spaziergänger kamen vorbei, um einen Blick auf die neu eingeschobene Bahnbrücke und die großen Maschinen zu werfen. Die Arbeiter dagegen scherten sich wenig um die Zaungäste. Sie hatten schlichtweg keine Zeit dafür, denn sie hatten ein genau getaktetes Pensum zu schaffen. Die Vorgabe war klar: Heute, Montag, um fünf Uhr musste die Strecke wieder für den Bahnverkehr freigegeben werden.
Seit Donnerstag war die Linie gesperrt. Damit in dieser Zeit die alte, 118 Jahre alte Brücke abgerissen und die neue, breite eingeschoben werden konnte, war eine jahrelange Vorarbeit nötig. Der Grund: Die Strecke gehört zur transeuropäischen Netzwerktrasse von Berlin nach Palermo. Im Fernverkehr geht es dabei auch um die wichtige Achse zwischen Augsburg und Nürnberg. Projektingenieur Thomas Loder von der Deutschen Bahn erklärt: „Wer in diese Strecke eingreifen will, muss dies schon drei Jahre vorher anmelden.“Es folgen viele wei- tere Zwischenschritte, bis es dann tatsächlich zur Sperrung der Strecke kommt.
Angesichts dieser Zusammenhänge wird klar, warum in dem engen Zeitfenster, das für den Bau der Brücke vorgesehen ist, alles klappen muss. Loder berichtet, dass man bei den Erdarbeiten sogar schneller als geplant fertig gewesen sei. Allerdings hätte der Einbau der Brückenflügel, sprich der Befestigung zur Seite hin, ein bisschen länger gedauert. Unterm Strich lagen die Arbeiten aber bis zum Sonntagabend im Zeitplan.
Auf der Großbaustelle schufteten aber nicht nur die Arbeiter, auch Gutachter waren vor Ort, um die einzelnen Schritte genau zu überprüfen. So kontrollierte beispielsweise ein Bodengutachter die eingebauten Schichten, damit diese auch den Anforderungen gerecht werden. Außerdem ist laut Loder ein Fachbauüberwacher rund um die Uhr auf der Baustelle. Am Sonntagnachmittag kam schließlich ein Inbetriebnahmeverantwortlicher vorbei, der nochmals kontrollierte, ob alles den Vorschriften entsprach.
Währenddessen arbeiten die verschiedenen Trupps ohne Pause weiter. Sie brachten den neuen Schotter, Schwellen und Gleise auf der Brücke auf. Von der Absperrung aus beobachtete auch Lothar Pest aus Gablingen, was sich an der Bahnbrücke alles tat. Er war extra dorthin geradelt, um den Fortschritt der Arbeiten zu sehen. „So eine gewaltige Baustelle hat man nicht so oft in der Nähe“, sagte er. Bis übrigens die Autofahrer die Strecke unter der neuen Brücke nutzen können, wird es noch dauern. Bis zum 8. August ist die A 5 ab der Ausfahrt des Kreisverkehrs der Anschlussstelle Gersthofen Nord in Richtung Gablingen nicht befahrbar.