Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wer Schuld an schmutzigen Scheiben hat
Wenn die Sonne weiter oben am Himmel steht und kräftiger scheint, dann fällt es plötzlich auf. Es wird ganz offensichtlich, weil man nichts sieht. Der Blick nach draußen auf das Himmelblau und Blättergrün dringt nicht nach drinnen durch. Schuld sind verstaubte Fensterscheiben. Im Einheitsgrau der Winterfarben fällt das nicht auf. Im Frühling schon. Und mir wird jedes Jahr bewusst: Jetzt ist es wirklich an der Zeit, die Fenster zu putzen. Aber leider kann ich nicht.
Das liegt nicht daran, dass ich nicht wüsste, wie man Fenster putzt. Das könnte ich schon. Ich habe sogar einen Lappen, der die Scheiben fast alleine reinigt. Ich scheitere an der Wahl des richtigen Zeitpunkts. Denn Anfang des Frühjahrs wird der Staub erst schlimmer. Pollen mischen sich unter den Winterdreck und machen die Fenster fast undurchsichtig. Dann kann ich natürlich nicht putzen. Denn sekündlich kommt neuer gelber Staub nach. Die ganze Wischerei wäre umsonst. Also warte ich.
Aber dann wird es viel zu sonnig und zu warm. Und das ist genauso schlecht wie herumfliegende Pollen. Denn an zu sonnigen Tagen ist die Gefahr, dass beim Putzen Schlieren entstehen, irrsinnig hoch. Und Schlieren auf frisch geputzten Fenstern wären noch ärgerlicher als gelber Staub. Die hätte ich ja selbst erzeugt. Also warte ich. Nur, wenn es nicht mehr sonnig ist, steigt das Regenrisiko. Und wer putzt schon Fenster, wenn ein Schauer bevorsteht? Das wäre Unfug. Der Regen spritzt die Scheiben wieder voll. Die Arbeit wäre umsonst. Also warte ich. Und dann ist es jedes Jahr aufs Neue fast wieder Winter. Und da guckt eh keiner raus.