Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ist das gerecht?
Gerechtigkeit ist ein großes Wort. Im Fußball wird gern mit großen und größten Wörtern jongliert. Ein Freistoßtor aus 25 Metern: sensationell. Der Torwart mit einem Schnauzbart: Kult-Keeper. Am Ende der Saison dann eben Gerechtigkeit. Weil: Die Tabelle lügt nicht, und sollte sie es irgendwann doch mal gemacht haben, hätte das nach 34 Spieltagen keine Auswirkungen mehr. Der Fan kann und soll also davon ausgehen, dass das Tableau am Ende der Spielzeit seine moralische Richtigkeit hat.
Als affirmatives Beispiel dient das Tabellenende. Niemand, der es nicht mit dem 1. FC Köln, dem HSV oder Wolfsburg hält, würde auf die Idee kommen, die Teams hätten Besseres verdient, als am Ende der Rangliste zu stehen. Was aber ist mit Borussia Dortmund? Ist es fairer Lohn dieses Teams, in der kommenden Saison in der Champions League zu spielen? Ist das gerecht?
Eine Mannschaft, die aus Spielern mit allerlei Sonderbegabungen besteht, agiert größtenteils lustlos bis planlos und rettet sich als Vierter aufgrund des besseren Torverhältnisses in die Königsklasse. Wahrscheinlich ist das ebenso gerecht wie die auf dem ersten Platz zementierten Münchner. Beide haben sich – auf verschiedenen Ebenen – den Vorteil erarbeitet, schlechte Entscheidungen auf und neben dem Feld besser ausbalancieren zu können.
Freilich bleibt die Frage, ob es ein fairer Wettbewerb ist, wenn alle Teilnehmer mit unterschiedlichen Ausgangsbedingungen an den Start gehen. Neu ist das allerdings nicht, und einige Vereine ziehen auch Motivation aus der Tatsache, mit wenig viel erreichen zu müssen. Dies ist in dieser Saison zum wiederholten Mal den Freiburgern und dem FC Augsburg gelungen. Vereine, für die es auch in absehbarer Zeit nicht selbstverständlich sein wird, Klubs der Größenordnung Hamburg/Köln/ Wolfsburg hinter sich zu lassen. Die auch kommende Saison als Ziel den Klassenerhalt ausgeben und damit sicher nicht verkehrt liegen.
Vereine, die auch anderen Teams als Vorbild dienen können. Nicht immer nämlich entscheidet der Etat über die Platzierung. Mit guter Arbeit und ein wenig Glück ist mehr möglich ist, als es die Ausgangslage vermuten lässt. Und dann braucht es noch Mut. Mut, an Außergewöhnliches zu glauben. Große Worte. Pathos. Der ganz normale Fußball eben.