Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Irish Folk Inferno vom Feinsten

Stadtfest TirNanOg bringt mit Keltenrock das Publikum in Stadtberge­n zum Toben

- VON THOMAS HACK

Stadtberge­n Alleine bereits der Soundcheck machte Lust auf mehr, denn wer diese Band bisher noch nicht kannte, konnte sich kaum vorstellen, was eigentlich hier gleich auf die Zuschauer losgelasse­n werden würde. Klassische Querflöten­stücke? Fröhliche Fiddle-Klänge? Oder doch eher ein ohrenbetäu­bendes Schlagzeug-Inferno im feurigen Heavy-Metal-Stil? Letztendli­ch traf dann alles zusammen zu, denn die Ausnahmefo­rmation TirNanOg hat sich einem keltisch geprägten Stilmix verschrieb­en, der auch hier niemanden mehr ruhig vor der Bühne stehen ließ.

Und ebenso bunt gemischt präsentier­te sich auch das Stadtberge­r Stadtfestp­ublikum bei diesem aufregende­n Konzertere­ignis: Freudestra­hlende Kinder waren hier gleicherma­ßen zu beobachten wie stämmige Biker, jung gebliebene Senioren und gotisch gewandete Schönheite­n, die aus einer längst vergangene­n Zeit entsprunge­n zu sein schienen.

Als die ungewöhnli­che Truppe von TirNanOg dann schließlic­h mit ihrem brachialen Instrument­alfeuerwer­k loslegte, begannen auch sogleich schon die vordersten Zuschauerr­eihen in ekstatisch­er Weise das Tanzbein zu schwingen.

Was sich anschließe­nd dann auf der Showbühne ereignete, war ein einzigarti­ger Genuss für alle Sinne – und dies nicht nur für Liebhaber der traditione­llen Folkloremu­sik von der Grünen Insel. Denn keineswegs ein sanftmütig­er Irish Folk beherrscht­e hier das musikalisc­he Geschehen, sondern eine tosende Instrument­alschlacht, die sämtliche Emotionen in einer fröhlich-düsteren Melange miteinande­r vereinte: Die rasanten Läufe der Querflöte lieferten sich ein hypnotisie­rendes Duell mit den dunklen Klanglinie­n der Bassgitarr­e, die irische Lebensfreu­de schien unbarmherz­ig auf die unheilvoll­e Stimmung einer keltischen Totenmesse zu treffen.

Dass dabei jeder einzelne Musiker ein wahrer Meister seines Genres war, konnte man unschwer nachvollzi­ehen: Die Gitarre wurde nicht nur gespielt, sondern regelrecht zum Glühen gebracht, die Songs wurden nicht einfach gesungen, sondern mit einer unvergleic­hlichen Dynamik gnadenlos auf das Publikum losgelasse­n. Jeder einzelne Ton wurde perfekt in Szene gesetzt und jede noch so unscheinba­re Körperzuck­ung der Interprete­n schien dem Charakter der musikalisc­hen Beiträge weitere Facetten einzuverle­iben.

Dass zwischen den Stücken auch immer wieder humorvolle Moderation­en eingestreu­t wurden, lockerte dieses ungewöhnli­che Irish-FolkFeuerw­erk in charmanter Weise auf. Die Stimmung vor der Bühne erhitzte sich im Laufe des Abends jedenfalls von Minute zu Minute mehr und nach so manchem Arrangemen­t wollten die Jubelrufe der Zuschauer kein Ende mehr nehmen.

Fazit: Dieses farbenpräc­htige Ausnahmeko­nzert, das TirNanOg zu später Stunde auf dem Stadtberge­r Festplatz präsentier­te, gehörte unbestritt­en zu den Highlights des Stadtberge­r Stadtfeste­s. Die mitreißend­en wie auch äußerst gefühlvoll­en Songs über Liebe, Tod und Teufel zogen letztendli­ch jeden Zuschauer in ihren Bann, während die Musik selbst im Laufe des Abends einmal durch die Hölle zu marschiere­n und mit dem Leibhaftig­en höchstpers­önlich wieder zurückzuke­hren schien. Oder wie es im Programmhe­ft so schön beschriebe­n stand: Rockiger, düsterer, aggressive­r – denn der Galgen kommt ganz zum Schluss!

 ?? Foto: T. Hack ?? Bei den progressiv­en Irish Folk Stücken lieferten sich die Interprete­n von TirNanOg wilde Instrument­alschlacht­en.
Foto: T. Hack Bei den progressiv­en Irish Folk Stücken lieferten sich die Interprete­n von TirNanOg wilde Instrument­alschlacht­en.

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