Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Liebesnest für Bienenköniginnen
Natur Was die Belegstelle Scheppacher Forst leistet – und warum sie für die Imker in der Region so wichtig ist
Zusmarshausen/Scheppach Was ist eine Bienenbelegstelle? Um es kurz zu sagen: So etwas wie ein Liebesnest für Bienenköniginnen. Die Belegstelle ist ein Ort für junge, unbegattete Bienenköniginnen und Drohnen zur gezielten Zucht derselben Bienenrasse. In Schwaben gibt es fünf Belegstellen, eine derer befindet sich im Scheppacher Forst, direkt neben der B10 an der Landkreisgrenze zwischen Glöttweng und Zusmarshausen. Ab sofort ist sie wieder jeden Freitag bis zum 6. Juli zwischen 18.30 und 20 Uhr geöffnet.
„Belegstellen sind ein wichtiger Beitrag, um die Rasse zu erhalten und den Weiterbestand zu gewährleisten“, sagt Belegstellenleiter Josef Strobel. Vor allem gehe es auch darum, Krankheiten oder Fremdeinwirkungen durch andere Rassen innerhalb eines Bienenvolks zu vermeiden. Mit einer Belegstelle bestehe für den Bienenzüchter die Möglichkeit, an das Reinzuchtmaterial, in diesem Fall ist es die Carnica-Biene, die am häufigsten bei uns verbreitete Honigbiene, zu gelangen.
Wie funktioniert das Ganze? Im hinteren Bereich des Waldwegs sind gezielt Drohnenvölker derselben Bienenrasse aufgestellt.
Die Drohnen, die männlichen Bienen, sind inzwischen herangewachsen. Ein Großteil der Bienenzüchter, die ihre Begattungsvölker mit Arbeitsbienen und der unbefruchteten Königin anliefern, stammt aus dem Landkreis. Jede Anlieferung wird vom Aufsichtspersonal streng kontrolliert: Damit es zu keinen Fehlpaarungen kommt, dürfen sich keine Fremddrohnen unter den Völkern befinden. Dadurch wäre eine Reinheit der Rasse nicht mehr gewährleistet. Anschließend werden sogenannte Begat- tungskästchen aufgestellt. Von diesen begibt sich die Königin zu ihrem Hochzeitsflug zu den Drohnenvölkern und kehrt anschließend dorthin wieder zurück. Nach zwei Wochen kann der Züchter das Volk mit der begatteten Königin wieder abholen.
Einer derer, der an diesem Freitag Jungköniginnen anliefert, ist Thomas Weilbach aus Burtenbach. Ihm gehe es vorrangig darum, dass seine Völker keine Fremdeigenschaften aufweisen. Besonders wichtig seien ihm Eigenschaften wie Honigertrag, Sanftmütigkeit und Schwarmträgheit – und damit eine saubere Zucht, wie er sagt. Wichtig sei neben dem Honigertrag, dass brave Königinnen herangezüchtet würden und keine möglicherweise aggressiven Kreuzungen entstünden, fügt Züchter Josef Braun aus dem Bibertaler Ortsteil Bühl hinzu. „Hier gibt es gute Drohnen, ich vertraue auf ihre Eigenschaften“, bemerkt die Imkerin aus Dillingen, die ebenfalls ihre Begattungsvölker an der Belegstelle Scheppacher Forst anliefert.
Ganz wichtig seien gesunde Herkunftsbestände, betont Dr. Max Schubert, Amtstierarzt am Land- ratsamt Günzburg. Jeder Imker, der zur Belegstelle komme, müsse dazu ein vom Veterinäramt ausgestelltes Zeugnis vorlegen. Dieses sage aus, dass beispielsweise keine Anzeichen von Faulbrut vorliegen oder die Bienen aus einem möglicherweise gesperrten Bezirk stammen. Im Landkreis gebe es zudem drei ehrenamtliche und speziell ausgebildete Bienensachverständige, die dies kontrollierten.
Belegstellenleiter Josef Strobel sieht in der Belegstelle eine wichtige Unterstützung für die Natur und den Weiterbestand der Bienenvölker: Intensiv betriebene Landwirtschaft und Maisanbau, aber auch oft unbewusster Umgang mit Giften in Kleingärten schränke sowohl den Lebensraum der Insekten als auch deren Nahrungsquellen ein.
Derzeit ist es nur ein unscheinbarer grüner Bauwagen, der am Wegrand steht. Sein Wunsch wäre ein Bienenhaus mit einem Lehrpfad, um auch der Bevölkerung bei Führungen die Bienenzucht und die Arbeit der Imker etwas näherzubringen. Gespräche mit der dort zuständigen Forstbetriebsstelle haben am vergangenen Freitag bereits stattgefunden.