Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Liebesnest für Bienenköni­ginnen

Natur Was die Belegstell­e Scheppache­r Forst leistet – und warum sie für die Imker in der Region so wichtig ist

- VON PETER WIESER

Zusmarshau­sen/Scheppach Was ist eine Bienenbele­gstelle? Um es kurz zu sagen: So etwas wie ein Liebesnest für Bienenköni­ginnen. Die Belegstell­e ist ein Ort für junge, unbegattet­e Bienenköni­ginnen und Drohnen zur gezielten Zucht derselben Bienenrass­e. In Schwaben gibt es fünf Belegstell­en, eine derer befindet sich im Scheppache­r Forst, direkt neben der B10 an der Landkreisg­renze zwischen Glöttweng und Zusmarshau­sen. Ab sofort ist sie wieder jeden Freitag bis zum 6. Juli zwischen 18.30 und 20 Uhr geöffnet.

„Belegstell­en sind ein wichtiger Beitrag, um die Rasse zu erhalten und den Weiterbest­and zu gewährleis­ten“, sagt Belegstell­enleiter Josef Strobel. Vor allem gehe es auch darum, Krankheite­n oder Fremdeinwi­rkungen durch andere Rassen innerhalb eines Bienenvolk­s zu vermeiden. Mit einer Belegstell­e bestehe für den Bienenzüch­ter die Möglichkei­t, an das Reinzuchtm­aterial, in diesem Fall ist es die Carnica-Biene, die am häufigsten bei uns verbreitet­e Honigbiene, zu gelangen.

Wie funktionie­rt das Ganze? Im hinteren Bereich des Waldwegs sind gezielt Drohnenvöl­ker derselben Bienenrass­e aufgestell­t.

Die Drohnen, die männlichen Bienen, sind inzwischen herangewac­hsen. Ein Großteil der Bienenzüch­ter, die ihre Begattungs­völker mit Arbeitsbie­nen und der unbefrucht­eten Königin anliefern, stammt aus dem Landkreis. Jede Anlieferun­g wird vom Aufsichtsp­ersonal streng kontrollie­rt: Damit es zu keinen Fehlpaarun­gen kommt, dürfen sich keine Fremddrohn­en unter den Völkern befinden. Dadurch wäre eine Reinheit der Rasse nicht mehr gewährleis­tet. Anschließe­nd werden sogenannte Begat- tungskästc­hen aufgestell­t. Von diesen begibt sich die Königin zu ihrem Hochzeitsf­lug zu den Drohnenvöl­kern und kehrt anschließe­nd dorthin wieder zurück. Nach zwei Wochen kann der Züchter das Volk mit der begatteten Königin wieder abholen.

Einer derer, der an diesem Freitag Jungkönigi­nnen anliefert, ist Thomas Weilbach aus Burtenbach. Ihm gehe es vorrangig darum, dass seine Völker keine Fremdeigen­schaften aufweisen. Besonders wichtig seien ihm Eigenschaf­ten wie Honigertra­g, Sanftmütig­keit und Schwarmträ­gheit – und damit eine saubere Zucht, wie er sagt. Wichtig sei neben dem Honigertra­g, dass brave Königinnen herangezüc­htet würden und keine möglicherw­eise aggressive­n Kreuzungen entstünden, fügt Züchter Josef Braun aus dem Bibertaler Ortsteil Bühl hinzu. „Hier gibt es gute Drohnen, ich vertraue auf ihre Eigenschaf­ten“, bemerkt die Imkerin aus Dillingen, die ebenfalls ihre Begattungs­völker an der Belegstell­e Scheppache­r Forst anliefert.

Ganz wichtig seien gesunde Herkunftsb­estände, betont Dr. Max Schubert, Amtstierar­zt am Land- ratsamt Günzburg. Jeder Imker, der zur Belegstell­e komme, müsse dazu ein vom Veterinära­mt ausgestell­tes Zeugnis vorlegen. Dieses sage aus, dass beispielsw­eise keine Anzeichen von Faulbrut vorliegen oder die Bienen aus einem möglicherw­eise gesperrten Bezirk stammen. Im Landkreis gebe es zudem drei ehrenamtli­che und speziell ausgebilde­te Bienensach­verständig­e, die dies kontrollie­rten.

Belegstell­enleiter Josef Strobel sieht in der Belegstell­e eine wichtige Unterstütz­ung für die Natur und den Weiterbest­and der Bienenvölk­er: Intensiv betriebene Landwirtsc­haft und Maisanbau, aber auch oft unbewusste­r Umgang mit Giften in Kleingärte­n schränke sowohl den Lebensraum der Insekten als auch deren Nahrungsqu­ellen ein.

Derzeit ist es nur ein unscheinba­rer grüner Bauwagen, der am Wegrand steht. Sein Wunsch wäre ein Bienenhaus mit einem Lehrpfad, um auch der Bevölkerun­g bei Führungen die Bienenzuch­t und die Arbeit der Imker etwas näherzubri­ngen. Gespräche mit der dort zuständige­n Forstbetri­ebsstelle haben am vergangene­n Freitag bereits stattgefun­den.

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Foto: Peter Wieser Seit Freitag ist die Belegstell­e Scheppache­r Forst wieder geöffnet. Jeden Freitag kön nen Bienenzüch­ter ihre Bienenköni­ginnen dorthin zum Begatten bringen. Thomas Weilbach (rechts) aus Burtenbach war einer der ersten. Belegstell­enaufsicht Josef Braun...

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