Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Blutige Strategie geht auf
Machthaber Maduro erringt Wahlsieg im hungernden Venezuela
Caracas Um zu verstehen, was in Venezuela passiert ist, muss man sich noch einmal die Geschehnisse der letzten fünf Jahre vor Augen führen: Massenproteste gegen die katastrophale Versorgungskrise wurden tödlich niedergeschossen, die freie Wahl zum Parlament 2015 bei der die Opposition deutlich gewann einfach ignoriert. Deren Abgeordnete wurden aus der Nationalversammlung geprügelt und durch eine linientreue verfassungsgebende Versammlung ersetzt.
Mögliche Rivalen für die Präsidentschaftswahlen wurden ins Gefängnis gesteckt, mit Berufsverbot belegt oder ins Exil gezwungen. Wegen Devisenmangels kann das ölreichste Land der Welt kaum noch Lebensmittel und Medikamente einführen. Die Inflation geht durch die Decke, die Regale in den Supermärkten bleiben meist leer, viele Menschen hungern. Mehr als zwei Millionen Venezolaner sind deshalb allein in den vergangenen zwei Jahren aus dem Land geflüchtet.
Trotzdem hat Venezuelas sozialistischer Präsident Nicolás Maduro am Sonntag die Wahlen nach offiziellen Angaben mit 68 Prozent der Stimmen gewonnen. Möglich gemacht hat dies die brutale Strategie, seinen Gegnern jede Kraft und jedes Mittel zur Gegenwehr zu nehmen. Ihr blieb nur der Boykottaufruf: Stimmen die Schätzungen der Opposition, dann haben nur ein Drittel der Menschen in dem südamerikanischen Land gewählt. Offiziell wurde die Wahlbeteiligung mit 48 Prozent angegeben. Zudem gab es heftige Manipulationsvorwürfe.
Die Nachbarländer blicken mit Sorge vor einer weiteren Flüchtlingswelle nach Venezuela. Kolumbien, Chile und Panama sind besonders vom Flüchtlingsstrom betroffen und erkennen die Wahlen in Venezuela nicht an.