Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Evangelischer Pfarrer kommt bei Katholiken unter
Flüchtlingshilfe Koordinator Norbert Greim hatte sein Büro im Rathaus räumen müssen und war darüber alles andere als glücklich
Stadtbergen Wenn das nicht gelebte Ökumene ist: Der frühere evangelische Pfarrer Norbert Greim, der die Behördenhilfe der Stadtberger Flüchtlingshilfe koordiniert, bekommt ein Büro in der katholischen Pfarrei St. Nikolaus. Sie stellt einen Raum für persönliche Beratungsgespräche mit den Flüchtlingen zur Verfügung. Greim hatte seit September nur noch unter erschwerten Bedingungen seine freiwillige Arbeit erledigen können, nachdem er nicht mehr ins Personalratszimmer im Rathaus konnte.
Das Zimmer in der Verwaltung sei wegen der angespannten Raumsituation nur bedingt zur Verfügung gestanden. Für Greim war es ideal: Er konnte dort vertrauliche Gespräche mit den Flüchtlingen führen. Im Rathauszimmer Nummer 011 hatte Greim einen PC, mit dem er alles dokumentieren konnte. Außerdem hatte er einen Schrank, um Unterlagen und Schriftstücke verwahren zu können.
Ohne das Zimmer hatte der frühere evangelische Pfarrer doppelte Arbeit: Teilweise erledigte er den Schriftverkehr für die Flüchtlinge zu Hause, musste Briefe und Anträge dann in den jeweiligen Unterkünften übergeben, besprechen und abfotografieren, um am Ende daheim nochmals Ergänzungen vorzunehmen. Was ihm ebenfalls nicht behagte: Er musste Unterlagen daheim verwahren.
Nach Alternativen für die Anlaufstelle wurde gesucht. Sie im Generationentreff Beim Schlaugraben einzurichten, wurde vom Vermieter abgelehnt. Von einem Büro in einer der Asylbewerber-Unterkünfte wie in der Bismarckstraße hielt der Koordinator wenig: „Es gibt Flüchtlinge, die jetzt eine eigene Wohnung haben und nicht mehr dorthin zurückwollen.“In ihre frühere Unterkunft zu gehen, koste sie doppelte Überwindung.
Intensive Gespräche mit der katholischen Kirche hätten nun zum Erfolg geführt, teilt Grünen-Stadtrat Paul Reisbacher mit. Seine Fraktion hatte sich für ein eigenes Zimmer für den Koordinator stark gemacht und einen entsprechenden Antrag im Stadtrat gestellt. Reisbacher: „Damit kann die bisherige erfolgreiche Flüchtlingsarbeit in Stadtbergen weitergeführt werden.“
In der Woche nach Pfingsten wollen Norbert Greim und andere Ehrenamtliche das neue Büro einrichten. In den Räumlichkeiten der Pfarrgemeinde sollen jetzt alle Aktivitäten der Flüchtlingshilfe stattfinden. Greim plant bereits neue Vorträge und Workshops für den Integrationstreffpunkt „Go In“.
Auch die Behördengruppe, in der ehrenamtliche Helfer den Geflüchteten mit unzähligen Anträgen und Formularen helfen, soll sich hier treffen. Mit der Einweihungsfeier am Donnerstag, 7. Juni, ab 18.30 Uhr will sich Norbert Greim auch bei der Pfarrei mit Pfarrer Konrad Huber bedanken, „dass sie uns aufnehmen“.