Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Klimawandel nicht auf leichte Schulter nehmen
Zum Artikel „Seltene Wetterlage sorgt für starke Gewitter“vom 4. Juni:
Im Gegensatz zur Meinung des Meteorologen Hager, der kein Klimaforscher ist, ist der Einfluss des Menschen zwar nicht der alleinige Grund für den rasch voranschreitenden Klimawandel, aber die klar dominierende Ursache.
Als nachgewiesen gilt dieser Einfluss bei der Erwärmung der Atmosphäre und Ozeane, beim Anstieg des Meeresspiegels und der Versäuerung der Meere, beim Abschmelzen von Gletschern und der Arktis und auch bei Änderungen mehrerer, wenn auch nicht aller Klima-Extreme. Es ist richtig, dass es in der Vergangenheit auch Klimaveränderungen gegeben hat, allerdings immer mit derart geringen Geschwindigkeiten, dass sich die Natur im Verlauf von Jahrtausenden auf die Veränderungen einstellen konnte. Was aber am Ende der letzten Eiszeit vom Temperaturminimum bis zum darauffolgenden Maximum noch mehr als 10 000 Jahre dauerte, geschieht diesmal innerhalb von nur wenigen Jahrzehnten und, schlimmer noch, mit nach wie vor ansteigender Tendenz. Warum sollte man den Haupteinfluss des Menschen und der Industrialisierung bestreiten: Vor 100 Jahren lag die Weltbevölkerung bei ca. 1 Milliarde Menschen und beim Ende der letzten Eiszeit vor 25 000 Jahren weit darunter, heute nähern wir uns der 9-Milliarden-Grenze mit all den bekannten Begleiterscheinungen (Anhäufung von Treibhaus- und Giftgasen, Bodenverseuchung, Abfälle usw.). Nehmen wir den Klimawandel nicht auf die leichte Schulter!
Horst Köhler, Friedberg