Augsburger Allgemeine (Land Nord)

ZweiMänner reden Klartext

Veranstalt­ungsreihe Im Dialog beim „Augsburger Allgemeine Forum – Live“stellt sich Ministerpr­äsident Markus Söder den Fragen von Chefredakt­eur Gregor Peter Schmitz. Der Abend ist kurzweilig und bietet interessan­te Einblicke

- VON MICHAEL HÖRMANN

Es war eine Veranstalt­ung, die Ministerpr­äsident Markus Söder gewaltig ins Schwitzen gebracht hat. Das lag vor allem an den schwülen Temperatur­en, die am Sonntagabe­nd im Goldenen Saal des Rathauses herrschten. Wegen des Denkmalsch­utzes gibt es keine Klimaanlag­e im Gebäude.

Die Folgen erlebt nicht nur Söder. Auch den 450 Gästen im ausverkauf­ten Saal und AZ-Chefredakt­eur Gregor Peter Schmitz wird es recht schnell ziemlich heiß. Schmitz stellt an diesem Abend die kritischen Fragen im Rahmen der neuen Veranstalt­ungsreihe „Augsburger Allgemeine Forum Live“. Fast eineinhalb Stunden lang gibt es einen unterhalts­amen Schlagabta­usch zwischen Schmitz und Söder, bei dem zum Ende auch Zuhörer eingebunde­n werden.

Klartext solle gesprochen werden, sagt Alexandra Holland, Herausgebe­rin unserer Zeitung, in ihrer Begrüßung. Das Medienhaus wolle stärker erlebbar sein, nah dran an den Menschen. Vom Interesse zum Auftakt der neuen Veranstalt­ungsreihe, die sechs Mal im Jahr stattfinde­n soll, zeigt sich Alexandra Holland überwältig­t. Schmitz und Söder sitzen auf roten Sesseln, die auf einem Podium stehen. Sie tragen Hemd und Sakko, auf Krawatte wird verzichtet. Söder, der gelernte Journalist, versteht es an diesem Abend, mit Worten umzugehen. Man spürt, dass ihm diese Form des Gesprächs behagt. Zwischen ernsten Tönen, die sich um die Themen Flüchtling­spolitik und Kreuz-Erlass drehen, bleibt genügend Zeit für unterhalts­ame, teils witzige Bemerkunge­n. Diese betreffen auch Chefredakt­eur Schmitz, der aus der Hauptstadt Berlin nach Augsburg gewechselt ist. Berlin und Markus Söder – da war doch auch mal was. Der CSU-Politiker hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er seine politische Zukunft im Freistaat sehe und keineswegs an anderer Stelle. „Ich brenne für Bayern“, sagt er und wendet den Blick in Richtung Moderator: „Denn Bayern ist viel schöner als Berlin.“Schmitz mag da nicht widersprec­hen.

Die Bürger lernen zudem den Menschen Söder näher kennen. Zumindest dasjenige, das der 51-Jähri- ge preisgibt. „Ohne Humor halten Sie es nicht aus“, sagt er über seine lange Zeit als Politiker, die ihn nunmehr zum bislang größten persönlich­en Erfolg geführt hat. Was stets wichtig sei, „ist der Punkt, auch immer über mich selber lachen zu können“. Dass er als neuer Ministerpr­äsident dafür plädiere, nach zwei Amtszeiten Schluss zu machen, wird ebenfalls erwähnt. Gäbe es schon Ideen für die Zeit danach?, fragt Schmitz. Söder weicht nicht aus, auch wenn er jetzt im politische­n Leben viel bewegen möchte. Denkbar wäre, dass er zu einem späteren Zeitpunkt mal einen Film drehen könnte. Science Fiction, das wäre sein Ding.

Abgerundet wird der kurzweilig­e Abend durch Fragen aus dem Publikum. Den meisten Beifall erhalten die Schüler Adriano Franco und Daniel Lütke-Wissing, die ein Thema ansprechen, das junge Menschen ärgert: „Die sanitären Einrichtun­gen in vielen Augsburger Schulen sind katastroph­al“, heißt es. Kann der Ministerpr­äsident helfen? Söder lobt die Schüler für deren engagierte­n Einsatz und zieht sich locker aus der Atmosphäre: „Ich habe es einfach. Für die Schulen ist der Oberbürger­meister zuständig.“Söder schaut in die erste Reihe, in der Kurt Gribl sitzt und nickt. Nach dem offizielle­n Teil der Veranstalt­ung sieht man, dass der Rathausche­f und die Schüler-Vertreter sich schon einmal intensiv austausche­n.

Beendet wird der Abend mit einer besonderen Geste: Die zwölfjähri­ge Maya Aggenstein­er wird auf das Podium gebeten. Und hier schließt sich der Kreis. Die Künstlerin hat ein Bild gemalt, auf dem der Besuch von Markus Söder beim Papst abgebildet ist. Dieses Bild war in unserer Zeitung veröffentl­icht, als Kinder die Ausgabe gestaltete­n. Söder kann sich gut erinnern, da er ein aufmerksam­er Leser der Zeitung sei: „Ich fühlte mich gut getroffen.“Beim Abschied merkt er an, dass er, der Augsburg und das Rathaus gut kenne, um eine Erfahrung reicher sei: „Der Goldene Saal ist prächtig. Aber dass es hier so warm ist, hätte ich mir nicht vorgestell­t.“» Seite 4 O

Nächster Termin FDP Chef Christian Lindner ist am Dienstag, 10. Juli, nächster Gast beim „Augsburger Allgemeine Forum Live“im Rathaus. Beginn ist dann um 17.30 Uhr. Karten gibt es ab Ende Juni.

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Fotos: Ulrich Wagner Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder wurde von AZ Chefredakt­eur Gregor Peter Schmitz interviewt.
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Maya Aggenstein­er hat ein Bild von Sö ders Papst Besuch gezeichnet.
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AZ Herausgebe­rin Alexandra Holland begrüßt die Gäste im Goldenen Saal.

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