Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Leidenschaft zum Beruf gemacht
Interview Yannick Ludwicki ist neuer Manager im Golfclub Augsburg. Der 31-Jährige aus Münster hat viele Pläne, aber manchmal noch Probleme mit dem schwäbischen Dialekt
Seit 1. März sind Sie neuer Manager im Golfclub Augsburg Burgwalden. Wie hat es Sie hierher verschlagen? Ludwicki: Gebürtig komme ich aus Münster, Westfalen. Beruflich bin ich ein richtiges Kind des Golfsports. Ich habe eine kaufmännische Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann im Golfclub Brückhausen in NRW gemacht und bin dann immer einen Schritt weitergegangen über die Weiterbildungen des Deutschen Golfverbands zum Golfbetriebsassistent und zum Golfbetriebswirt. Meine Leidenschaft fürs Golfspielen hat auch tatsächlich erst mit dem Job angefangen. Da war ich schon 20. Leider, sonst hätte ich es spielerisch vielleicht weiter gebracht. Denn Golf ist die Sportart, die mich von Anfang an gefesselt hat. Dabei habe ich als Kind und Jugendlicher alles gemacht, Handball, Fußball, Tennis.
Aber beim Golfsport sind Sie hängen geblieben. Welches Handicap? Ludwicki: Aktuell 5,9. (Anfänger starten mit 54,0, Anm. d. Red.).
Was muss man sich unter der Arbeit eines Golfclub-Managers vorstellen? Ludwicki: Im Alltag geht es um alle Bereiche des Golfsports und der Vereinsführung: vom Marketing bis zu Golfregeln, vom Greenkeeping bis hin zur Betriebswirtschaft. Mittlerweile habe ich einige Berufserfahrung, denn in meinem Ausbildungsbetrieb habe ich insgesamt über zehn Jahre gearbeitet. Für mich war von Vorteil, dass mich in dieser Zeit viele sehr erfahrene Menschen begleitet haben, von denen ich viel lernen konnte. Deshalb war es für mich letztendlich auch eine schwierige Entscheidung, nach so langer Zeit zu gehen. Der GC Brückhausen ist über den langen Zeitraum zu einer Art Familie für mich geworden.
War es schwierig für Sie, sich in Schwaben einzuleben?
Ludwicki: (lacht) Es ist immer noch etwas schwierig. Ich bin jetzt seit 1. März da. Ich würde ja nicht sagen, dass die Münsterländer extrem extrovertierte Menschen sind, aber ich spüre, dass es da doch einen Unterschied zu Augsburg gibt. Wenn man unter anderem auch das Rheinland gewohnt ist, ist die Mentalität hier echt anders – ohne dass das böse gemeint ist. Es dauert halt etwas länger, bis man mit den Menschen warm wird.
Was sind Ihre ersten Eindrücke vom Golfclub Augsburg?
Ludwicki: Zurzeit taste ich mich in vielen Bereichen noch vorsichtig ran. Der GCA hat eine lange und vielseitige Historie, davon versuche ich zu lernen und die Denke und Mentalität zu verstehen. Bedauerlicherweise haben wir uns in personeller Hinsicht gerade etwas negativ entwickelt, woran wir aber arbeiten. Der Golfplatz ist absolut einzigartig und gefällt mir wirklich gut. Momentan bedeuten die Wetterkapriolen allerdings heftig viel Arbeit für uns und unser Greenkeeping-Team. So hatten wir kürzlich einen Blitzschlag in der Fairway-Beregnungsanlage. So etwas passiert mittlerweile leider immer häufiger und bringt extrem viel Arbeit mit sich. Aber wir liegen eben mitten im Wald, da müssen wir mit so etwas rechnen. In so einer Situation ist es mir wichtig, unsere Mitglieder entsprechend zu informieren und aufzuklären, wie beispielsweise die Platzpflege verlagert und angepasst werden muss.
Was ist Ihnen an Ihrer Arbeit noch wichtig?
Ludwicki: Für mich liegt der Reiz an diesem Job darin, dass man „Mädchen für alles“ist, ohne dass das negativ klingen soll. Man ist einfach Ansprechpartner und Anlaufpunkt für alle, ob für Mitarbeiter, Mitglieder oder Sponsoren. Jeder Tag ist anders und man hat ein sehr vielschichtiges Arbeitsfeld. Man muss sich mit Eventplanung auskennen, mit Marketing, mit Arbeitsrecht oder wie jetzt gerade ganz aktuell mit der neuen Datenschutz-Grundverordnung.
Sind Sie dann überhaupt schon zum Spielen gekommen?
Ludwicki: Ja, dazu mag ich Golf viel zu gerne, als dass ich das an den Nagel hängen würde. Das ist für mich eine Passion. Und es gehört für mich auch zu meinen Manager-Aufgaben, denn beim Spielen sieht man den Platz aus ganz anderer Sicht.
Wo liegen die nächsten Herausforderungen für Sie?
Ludwicki: Dieses Jahr kommen die Turniere im GCA sehr geballt. Wir haben jetzt die erste Phase mit den sportlichen Ligaspielen fast hinter uns. Von Juni bis August geht es dann mit den gesellschaftlichen Highlights, den Sponsorenturnieren, weiter. Auch diese erfordern viel Vor- und Nachbereitung. Wie beispielsweise der Preis des Präsidenten mit dem Sommerfest des Golfclubs oder der Pressecup. Und nebenbei schwebt immer noch die 60 über unseren Köpfen. Denn im nächsten Jahr feiert der Golfclub Augsburg sein 60-jähriges Bestehen. Dafür werden jetzt natürlich schon die ersten Ideen gesammelt und Vorbereitungen getroffen.
Was für Modernisierungen stellen Sie sich für den GCA vor?
Ludwicki: Grundlegend möchte ich gern an den Erfolg der letzten Jahre und Jahrzehnte anknüpfen. Hier und da kann ich sicherlich etwas Neues und immer wieder eine gute Idee einbringen. In ersten Gesprächen und den vergangenen Wochen ist klar geworden, dass auch der Vorstand des Golfclubs eine Weiterentwicklung anstrebt. Ich denke, als Team können wir gemeinsam noch viel erreichen. 60 Jahre Geschichte liefern viele Ansätze, darauf aufzubauen, aber auch zu modernisieren.
Welche Ideen haben Sie für den Golfclub Augsburg – etwa bei der Mitgliedergewinnung?
Ludwicki: Ich glaube, innerhalb des Clubs müssen wir uns darüber klar werden, was wir möchten. Nicht nur in vier Wochen, sondern in einem, vier oder zehn Jahren. Die Mitgliederund Neugolfergewinnung wird nicht einfacher. Ich bin der Überzeugung, dass wir da unseren Trumpf – den Namen und das Alleinstellungsmerkmal, der Golfclub Augsburg zu sein – ausspielen müssen. Für Augsburger und die Bürger in der Region muss klar sein: Wenn es um Golf geht, wähle ich den Golfclub Augsburg. Die Stadt liegt zwar nicht unmittelbar vor der Tür, aber wir könnten uns ja auch einmal in die Stadt begeben. Mir schweben da verschiedene Aktionen vor. Somit könnte man bei gewissen Veranstaltungen präsent sein. Wir könnten am Image und am Ruf arbeiten. Ich denke, da würden dann auch ein paar Hürden und Vorurteile fallen.
Wie klappt es generell mit der Verständigung mit den Schwaben? Ludwicki: (lacht) Also da muss ich gestehen, dass sich die Sprache für mich gelegentlich anhört wie von einem anderen Planeten. Als ich hier ankam, hatten wir ein Treffen mit allen Mitarbeitern. Als sich das gesamte Greenkeeping-Team untereinander im schwäbischen Dialekt unterhielt, habe ich gar nichts mehr verstanden. Glücklicherweise haben die Kollegen meinen hilflosen Blick registriert und das Tempo etwas rausgenommen.
Interview: Andrea Bogenreuther