Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Hormone sind ein schlechter Ratgeber
Der Kauf eines Kinderwagens ist die erste Feuertaufe für Eltern
Eigentlich bin ich ein pragmatischer Mensch. Auch beim Thema Einkaufen. „Veni - vidi - vici“, also „ich kam, sah und siegte“, lautet mein Motto. Doch jetzt bin ich schwanger. Und ich brauche einen Kinderwagen. Als ich in Gersthofen an einem Babyfachmarkt vorbeikomme, will ich Nägel mit Köpfen machen. Beim Betreten des Marktes ist es, als ob ich in ein anderes Universum eintauchen würde. Aufgeregte Menschen, viele mit dickem Bauch, wuseln umher, die Luft ist durchtränkt von Hysterie. Eingeschüchtert, aber dennoch todesmutig steure ich die Kinderwagenabteilung an.
Ich schnappe mir eine Verkäuferin. Sie klopft meine Vorstellungen ab: Bevorzuge ich eine Wanne oder Tasche? - Keine Ahnung! Drei oder vier Räder? - Auch hier muss ich passen. Soll es ein Kombikinderwagen sein, den man zum Sportsitz umbauen kann? - Äh, wir reden aber schon noch von einem Kinderwagen und nicht von einem Auto, oder? Ich komme mir reichlich blöd vor. Klein zusammenklappbar sollte er sein, höre ich mich sagen. Immerhin habe ich zumindest eine Vorstellung! Sie zeigt mir ein Modell: Einfach in der Handhabung, toll in der Haptik und unschlagbar im Design. Dazu geländegängig, mit großem Stauraum und superleicht. Für dieses Wunderwerk der Technik erscheint mir der Preis - ein unterer vierstelliger Betrag - durchaus angemessen. Jetzt nur noch die Frage nach der Farbe klären…. Ich solle mich jedoch bald entscheiden, denn die Lieferzeit betrage zwölf Wochen.
Daheim berichte ich meinem Mann glücklich von meinem erfolgreichen Erlebnis. Als ich Preis und Lieferzeit nenne, murmelt er etwas von „Wahnsinn“. Ich gerate ins Grübeln: Er hat recht, sagt die Pragmatikerin. Aber ich will doch nur das Beste für mein Baby, widerspricht die hormongeschwängerte Frau. Wir besuchen gemeinsam das Babyfachgeschäft. Das Reden solle ich ihm überlassen - na gut…
Pragmatisch und unmissverständlich macht er der Verkäuferin klar, was wir wollen: klein zusammenklappbar, einfach in der Handhabung und maximal 550 Euro darf das Ding kosten. Wir bekommen drei Modelle vorgestellt und entschieden uns für eines. Auch das Design ist schick: schwarz mit roten Sportnähten und roten Felgen. Hätte mein Mann auch gerne in seinem Auto, verrät er der Verkäuferin. Ich muss schmunzeln. Da es sich um einen Vorführwagen handelt, ist er sogar um 100 Euro reduziert. Und das Beste: keine Lieferzeit. Wie gesagt. „Veni - vidi - vici!“