Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Mayerhoffer darf sich freuen
Handball In der zweiten Liga wurde der Augsburger „Trainer des Jahres“, jetzt wartet eine neue Herausforderung auf ihn
Augsburg Hier kommt Hartmut Mayerhoffer zur Ruhe, in seinem Eigenheim in Leitershofen. Entspannt lehnt sich der 48-Jährige in die Sitzecke auf der Terrasse und erzählt von jener Spielzeit, die für ihn nicht besser hätte laufen können. Mit der SG BBM Bietigheim schaffte Mayerhoffer kürzlich ein zweites Mal den Aufstieg in die Bundesliga, obwohl ihm und seinem Team dies kaum einer zugetraut hätte.
Einmal mehr hat Mayerhoffer bewiesen, aus vorhandenen Mitteln das Optimum herausholen zu können. Wie zuvor in Aichach oder Friedberg – auch wenn in der Bayernliga und der dritten Liga alles eine Nummer kleiner war als in Bietigheim. An seinen Prinzipien hat Mayerhoffer stets festgehalten. Zuverlässigkeit und Professionalität zeichnen ihn aus. Wie viel Energie in ihm steckt, davon zeugt sein Engagement während der Spiele. Wenn er an der Seitenlinie entlangtigert, wenn er Spieler anweist, wenn er lenkt und mitunter leidet. Von seinen Mannen fordert er vor allem Tempo und Leidenschaft. Mit einem Lächeln sagt er: „Ich liebe es, wenn es kracht.“
Dass der Augsburger nach fünf Jahren den Klub aus der Kreisstadt nahe Stuttgart verlässt und eine Veränderung anstrebt, ist nicht weniger als logische Konsequenz seines bisherigen Werdegangs. „Ich verspüre einen ungemeinen Drang nach Weiterentwicklung in mir“, sagt Mayerhoffer und nippt an seiner Espressotasse. „Ich hatte das Gefühl, dass es Zeit für etwas Neues wird. Ich will den nächsten Schritt machen.“
Selbst spielte er in der zweiten Liga für den VfL Günzburg, später wechselte er zum TSV Aichach, wo er als Spielertrainer und später aus- als Trainer agierte. Nach zwei Bayernliga-Aufstiegen schloss er sich dem TSV Friedberg an und gewann die Meisterschaft. Der Klub im Osten Augsburgs verzichtete aber auf den Aufstieg, weil für die Zweitklassigkeit das Geld fehlte.
Mayerhoffer schloss sich im Sommer 2013 daher Bietigheim an. Auch dort stieß er jetzt an Grenzen, ihm fehlte die Perspektive. Weil die Rahmenbedingungen sich wohl nicht spürbar verbessern werden, befürchtete Mayerhoffer, wie nach dem Aufstieg 2014 geschehen, prompt wieder abzusteigen.
Bereits im Oktober teilte er daher den Verantwortlichen mit, den Klub am Saisonende zu verlassen. Den krönenden Abschluss bildete der Aufstieg. Zudem zeichneten Trainerkollegen und Manager in der Liga Mayerhoffer als „Trainer des Jahres“aus. Für den Augsburger eine Bestätigung der Arbeit seiner Mannschaft, aber auch seiner eige- nen. Im Mannschaftssport Handball verfolgt Mayerhoffer derzeit persönliche Ziele. Junge Spieler weiterentwickeln, Talente fördern, aus wenig viel machen, das bereitete Mayerhoffer Spaß. Nun will er aber in den elitären Kreis der Erstligaschließlich trainer aufsteigen und sich in diesem „Haifischbecken“, so nennt er das, beweisen. „Ich suche eine neue Herausforderung“, betont er. Erzählt der Handball-Experte von der ersten Liga, gerät er ins Schwärmen. In der Leistungsdichte und Breite gebe es keine bessere Liga auf der Welt, so der 48-Jährige. In Spanien oder Frankreich würden drei Mannschaften um den Titel ringen. „Aber in der Bundesliga müssen sich auch Top-Mannschaften anstrengen“, fügt Mayerhoffer hinzu.
Der A-Lizenz-Inhaber sieht sich für diese Aufgabe gerüstet. Seit vier Jahren konzentriert er sich ausschließlich auf Handball, nachdem er zuvor im Vertrieb eines italienischen Fahrradherstellers gearbeitet hat. Jetzt lebt er seinen Traum. „Ich betrachte das nicht als Job. Ich konnte mein Hobby, meine Leidenschaft zu meinem Beruf machen.“
Ende der Woche soll feststehen, welches Team Mayerhoffer künftig trainiert. Einen einwöchigen Urlaub in der Türkei hat er genutzt, um sich abschließende Gedanken zu machen. Eingebunden in Mayerhoffers Entscheidung ist seine Familie. Frau Alexandra und die beiden Töchter Leonie, 17, und Jannie, 11, sind gewohnt, etliche Tage unter der Woche auf den Mann im Haus zu verzichten.
Zuletzt trennte Mayerhoffer eine zweistündige Autofahrt von seinen Liebsten, künftig wird die Distanz wohl größer. Handball-Erstligisten sind im Süden Deutschlands rar gesät. Lebensmittelpunkt soll dennoch Augsburg bleiben, betont Mayerhoffer.
Mayerhoffer war Trainer in Aichach und Friedberg