Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Den Konzepten müssen Taten folgen
machen, und die Nahverkehrsgleise auszubauen.
Selbst anpacken will die Stadt die Förderung der Elektromobilität. Nachdem die Stadt bereits einen Plan beschlossen hat, das Ladestellen-Netz auszubauen (wir berichteten), stehen weitere Überlegungen an. In Neubaugebieten könnten Mobilitätsstationen eingeplant werden, wo es diverse Sharing-Angebote (vom Auto über E-Roller bis zum E-Rad) gibt, in der Innenstadt könnten Parkplätze für Elektroautos und Lastenräder entstehen, für Bürger könnte die Anschaffung eines E-Lastenrades bezuschusst werden, wie es etwa in München der Fall ist.
Zudem planen die Stadtwerke, ihr stationäres Carsharing (die Autos müssen zu festgelegten Standorten zurückgebracht werden) um ein sogenanntes Free-Floating-Modell zu erweitern. Die Nutzer erfahren via Smartphone, wo das nächste Elektroauto am Straßenrand steht und können es nach der Nutzung woanders abstellen.
Zudem sollen Bus, Tram, Carsharing und Leihrad besser miteinander verzahnt werden. Wie berichtet planen die Stadtwerke eine Mobilitätspauschale, bei der Kunden für einen Festpreis ein Abo bekommen und zudem Carsharing und Leihräder in einem gewissen Kontingent nutzen können. In einem ersten Schritt suchen die Stadtwerke jetzt 50 Testkunden, die das Angebot ab 1. Oktober für ein Jahr nutzen wollen. Der Preis: 75 Euro pro Monat. Dafür gibt’s ein Nahverkehrsabo in den Zonen 10 und 20, die Nutzung des Carsharings mit bis zu 30 Stunden pro Monat (ohne Kilometerbegrenzung) und das Ausleihen von Fahrrädern (pro Fahrt bis zu einer halben Stunde; mehrere Fahrten pro Tag sind möglich). Ziel der Testphase, so die Stadtwerke, sei es, Erkenntnisse über das Nutzungsverhalten zu gewinnen. Speziell die Frage, wie häufig das Carsharing tatsächlich genutzt wird, dürfte ausschlaggebend dafür sein, wie der spätere Preis der Mobilitätspauschale ausfällt, wenn sie für alle Kunden freigegeben wird (mehr Infos unter: www.sw-augsburg.de/ mobil-flat).
Wie berichtet steht die Stadt unter Druck, weil der Grenzwert für Stickoxid an der Messstation in der Karlstraße überschritten wird. Auch für mehrere andere Straßen wurde eine Überschreitung der Grenzwerte errechnet. Im vergangenen Jahr wurden in der Karlstraße 44 Mikrogramm im Jahresmittel gemessen, erlaubt sind 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. „An einem Fahrverbot sind wir bisher nur deswegen vorbeigeschrammt, weil die Überschreitung nicht hoch ist und weil wir Maßnahmen auf den Weg gebracht haben, um die Belastung zu senken, etwa die Erdgasbusse bei den Stadtwerken“, so Umweltreferent Erben. Kurs der Stadt ist es, ein Fahrverbot zu vermeiden und auf Alternativen zu setzen. Ohnehin ist der Schadstoffgehalt in der Luft seit Jahren sinkend. Der Umweltverband „Deutsche Umwelthilfe“, der mit Klagen in anderen Städten Druck für Fahrverbote macht, ist in Augsburg bisher nicht tätig geworden. »Kommentar O
Ausstellung Am Mittwoch, 25. Juli, gibt es ab 15 Uhr im Fürstenzimmer II des Rathauses eine Posterausstellung, die Inhalte des Masterplans näher vorstellt. Um 17 Uhr gibt es eine kurze Präsentati on.
Am Mittwoch wird die Stadtregierung ihren Masterplan zur Luftreinhaltung vorstellen, nachdem sie im Mai schon ein in mehrfacher Hinsicht dünnes Papier namens „Augsburger Agenda für Mobilität“vorgestellt hat, das wohl vor allem dazu diente, den geplanten Gratis-Nahverkehr in der KernInnenstadt in ein Verkehrskonzept einzubetten (und nicht als Reparaturversuch der Tarifreform dastehen zu lassen).
Man wird davon ausgehen dürfen, dass das, was am Mittwoch präsentiert wird, über eine Ansammlung von Schaubildern hinausgeht. Der Bund wird, wenn er Zuschüsse geben soll, mehr erwarten. Die Inhalte des Augsburger Masterplans sind weitestgehend bekannt, weil der Bund schon Ideen vorgegeben hat und sich die Masterpläne der Städte – so sie schon bekannt sind – ziemlich gleichen. Es geht jetzt nur noch um die Frage, was aus dem Maßnahmenstrauß als erstes angepackt werden soll.
Teils baut der Masterplan auf bestehenden Projekten wie dem Ausbau des Nahverkehrs auf, teils setzt er auf Neuerungen. In jedem Fall ist mit dem Masterplan alleine noch
Teils werden auch Neuerungen angepackt
nichts gewonnen. Papier macht noch keine saubere Luft. Der Plan lebt davon, dass die darin festgesetzten Einzelmaßnahmen Realität werden.
Inwieweit Augsburg hoffen darf, großzügig Fördermittel aus Berlin zu bekommen, ist aber offen – es gibt Städte, in denen der Bund angesichts höherer Schadstoffwerte weitaus mehr Handlungsbedarf erkennen wird. Entscheidend ist auch, wie beherzt die Stadtregierung die Maßnahmen angeht. Sie wird selbst Geld in Projekte stecken müssen. Und jeder im Masterplan festgesetzte Punkt muss später noch einzeln vom Stadtrat beschlossen werden, bevor es an die Umsetzung geht. Das wird Zeit kosten.
Möglicherweise sind die Schadstoffwerte bis dahin durch die ohnehin ständig laufende Flottenverjüngung des Pkw-Bestands unter den Grenzwert gefallen. Umsonst ist der Masterplan aber nicht: Vieles, was drinsteht, gibt die Richtung vor, wie Mobilität der Zukunft sein muss, unabhängig von der Stickoxid-Diskussion.