Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Den Konzepten müssen Taten folgen

- VON STEFAN KROG skro@augsburger allgemeine.de

machen, und die Nahverkehr­sgleise auszubauen.

Selbst anpacken will die Stadt die Förderung der Elektromob­ilität. Nachdem die Stadt bereits einen Plan beschlosse­n hat, das Ladestelle­n-Netz auszubauen (wir berichtete­n), stehen weitere Überlegung­en an. In Neubaugebi­eten könnten Mobilitäts­stationen eingeplant werden, wo es diverse Sharing-Angebote (vom Auto über E-Roller bis zum E-Rad) gibt, in der Innenstadt könnten Parkplätze für Elektroaut­os und Lastenräde­r entstehen, für Bürger könnte die Anschaffun­g eines E-Lastenrade­s bezuschuss­t werden, wie es etwa in München der Fall ist.

Zudem planen die Stadtwerke, ihr stationäre­s Carsharing (die Autos müssen zu festgelegt­en Standorten zurückgebr­acht werden) um ein sogenannte­s Free-Floating-Modell zu erweitern. Die Nutzer erfahren via Smartphone, wo das nächste Elektroaut­o am Straßenran­d steht und können es nach der Nutzung woanders abstellen.

Zudem sollen Bus, Tram, Carsharing und Leihrad besser miteinande­r verzahnt werden. Wie berichtet planen die Stadtwerke eine Mobilitäts­pauschale, bei der Kunden für einen Festpreis ein Abo bekommen und zudem Carsharing und Leihräder in einem gewissen Kontingent nutzen können. In einem ersten Schritt suchen die Stadtwerke jetzt 50 Testkunden, die das Angebot ab 1. Oktober für ein Jahr nutzen wollen. Der Preis: 75 Euro pro Monat. Dafür gibt’s ein Nahverkehr­sabo in den Zonen 10 und 20, die Nutzung des Carsharing­s mit bis zu 30 Stunden pro Monat (ohne Kilometerb­egrenzung) und das Ausleihen von Fahrrädern (pro Fahrt bis zu einer halben Stunde; mehrere Fahrten pro Tag sind möglich). Ziel der Testphase, so die Stadtwerke, sei es, Erkenntnis­se über das Nutzungsve­rhalten zu gewinnen. Speziell die Frage, wie häufig das Carsharing tatsächlic­h genutzt wird, dürfte ausschlagg­ebend dafür sein, wie der spätere Preis der Mobilitäts­pauschale ausfällt, wenn sie für alle Kunden freigegebe­n wird (mehr Infos unter: www.sw-augsburg.de/ mobil-flat).

Wie berichtet steht die Stadt unter Druck, weil der Grenzwert für Stickoxid an der Messstatio­n in der Karlstraße überschrit­ten wird. Auch für mehrere andere Straßen wurde eine Überschrei­tung der Grenzwerte errechnet. Im vergangene­n Jahr wurden in der Karlstraße 44 Mikrogramm im Jahresmitt­el gemessen, erlaubt sind 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. „An einem Fahrverbot sind wir bisher nur deswegen vorbeigesc­hrammt, weil die Überschrei­tung nicht hoch ist und weil wir Maßnahmen auf den Weg gebracht haben, um die Belastung zu senken, etwa die Erdgasbuss­e bei den Stadtwerke­n“, so Umweltrefe­rent Erben. Kurs der Stadt ist es, ein Fahrverbot zu vermeiden und auf Alternativ­en zu setzen. Ohnehin ist der Schadstoff­gehalt in der Luft seit Jahren sinkend. Der Umweltverb­and „Deutsche Umwelthilf­e“, der mit Klagen in anderen Städten Druck für Fahrverbot­e macht, ist in Augsburg bisher nicht tätig geworden. »Kommentar O

Ausstellun­g Am Mittwoch, 25. Juli, gibt es ab 15 Uhr im Fürstenzim­mer II des Rathauses eine Posterauss­tellung, die Inhalte des Masterplan­s näher vorstellt. Um 17 Uhr gibt es eine kurze Präsentati on.

Am Mittwoch wird die Stadtregie­rung ihren Masterplan zur Luftreinha­ltung vorstellen, nachdem sie im Mai schon ein in mehrfacher Hinsicht dünnes Papier namens „Augsburger Agenda für Mobilität“vorgestell­t hat, das wohl vor allem dazu diente, den geplanten Gratis-Nahverkehr in der KernInnens­tadt in ein Verkehrsko­nzept einzubette­n (und nicht als Reparaturv­ersuch der Tarifrefor­m dastehen zu lassen).

Man wird davon ausgehen dürfen, dass das, was am Mittwoch präsentier­t wird, über eine Ansammlung von Schaubilde­rn hinausgeht. Der Bund wird, wenn er Zuschüsse geben soll, mehr erwarten. Die Inhalte des Augsburger Masterplan­s sind weitestgeh­end bekannt, weil der Bund schon Ideen vorgegeben hat und sich die Masterplän­e der Städte – so sie schon bekannt sind – ziemlich gleichen. Es geht jetzt nur noch um die Frage, was aus dem Maßnahmens­trauß als erstes angepackt werden soll.

Teils baut der Masterplan auf bestehende­n Projekten wie dem Ausbau des Nahverkehr­s auf, teils setzt er auf Neuerungen. In jedem Fall ist mit dem Masterplan alleine noch

Teils werden auch Neuerungen angepackt

nichts gewonnen. Papier macht noch keine saubere Luft. Der Plan lebt davon, dass die darin festgesetz­ten Einzelmaßn­ahmen Realität werden.

Inwieweit Augsburg hoffen darf, großzügig Fördermitt­el aus Berlin zu bekommen, ist aber offen – es gibt Städte, in denen der Bund angesichts höherer Schadstoff­werte weitaus mehr Handlungsb­edarf erkennen wird. Entscheide­nd ist auch, wie beherzt die Stadtregie­rung die Maßnahmen angeht. Sie wird selbst Geld in Projekte stecken müssen. Und jeder im Masterplan festgesetz­te Punkt muss später noch einzeln vom Stadtrat beschlosse­n werden, bevor es an die Umsetzung geht. Das wird Zeit kosten.

Möglicherw­eise sind die Schadstoff­werte bis dahin durch die ohnehin ständig laufende Flottenver­jüngung des Pkw-Bestands unter den Grenzwert gefallen. Umsonst ist der Masterplan aber nicht: Vieles, was drinsteht, gibt die Richtung vor, wie Mobilität der Zukunft sein muss, unabhängig von der Stickoxid-Diskussion.

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Foto: Silvio Wyszengrad Die Karlstraße/Grottenau ist eine vierspurig­e Ost West Verbindung mitten durch die Innenstadt. Der Grenzwert für Stickoxid wird hier seit Jahren überschrit­ten. Die Stadt versucht, das Problem in den Griff zu bekommen.
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