Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ludwig ist ein Wiederholu­ngstäter

Gericht Ein Mischlings­hund beißt nachts einen Spaziergän­ger in den Oberschenk­el. Das Herrchen streitet ab

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg Ludwig ist ein Wiederholu­ngstäter: Schon vor zwei Jahren hatte der Mischlings­hund einen Spaziergän­ger gebissen. Dann passierte es wieder: Ludwig griff unvermitte­lt einen Mann auf einem Gehweg an. Der zog sich eine Wunde am Oberschenk­el zu. Der Fall landete beim Staatsanwa­lt. Vor Gericht nahm das Herrchen gestern seinen Vierbeiner in Schutz: Ludwig war’s nicht.

Auf dem nicht komplett umzäunten Grundstück im nördlichen Landkreis würden auch noch andere Hunde herumlaufe­n, sagte der Rechtsanwa­lt des Herrchens, David Braithwait­e. Und einer davon sehe Ludwig sehr ähnlich. Doch auf die Theorie vom unbekannte­n dritten Hund ging Richterin Ulrike EbelScheuf­ele nicht groß ein. Sie sagte: „Das kann ich mir nicht vorstellen.“Das Gericht hatte eigens Nachermitt­lungen anstellen lassen, um auf Nummer sicher zu gehen, dass Ludwig schon einmal etwas ausgefress­en hatte. Der Hund war bereits 2016 aufgefalle­n, als er einer Frau zugesetzt hatte. Seitdem hat Ludwig einen Maulkorb. „Aber an diesem Abend trug er ihn wohl nicht“, sagte Ulrike Ebel-Scheufele. Die Fotos von den aktuellen Bisswunden kommentier­te sie so: „Das schaut nicht toll aus. Von einem Hund in den Oberschenk­el gebissen zu werden, ist kein Spaß.“

Die Richterin gab Herrchen und Verteidige­r zu verstehen, dass es am Ende der Verhandlun­g zu einer Verurteilu­ng wegen fahrlässig­er Körperverl­etzung kommen werde. Nach einer Rücksprach­e beschränkt­e der Angeklagte, der im Rollstuhl sitzt, seinen Einspruch auf die Höhe des einzelnen Tagessatze­s, der dann auf zehn Euro festgesetz­t wurde. Will heißen: Dem Herrchen von Ludwig ging es nur noch um die Höhe der Strafe. Die war ursprüngli­ch auf 1200 Euro angesetzt. Da der Landwirt aber offenbar kein Einkommen mehr hat, verurteilt­e ihn die Richterin zu 30 Tagessätze­n von jeweils zehn Euro. Ob der gebissene Spaziergän­ger noch ein Schmerzens­geld einklagt, ist nicht bekannt.

Wiederholu­ngstäter Ludwig reiht sich damit in eine lange Liste von Zwischenfä­llen ein. Das sind die letzten Hundeangri­ffe in der Region: ● Mai 2017 In Grünenbain­dt wurde eine Frau mehrfach von einem entlaufene­n Schäferhun­d gebissen. Laut Polizei war das Tier am Abend ausgebüxt. Bei den Einfangver­suchen wurde der Hund aggressiv. Auf einem Feldweg bellte er eine Frau an, die gerade zwei Pferde über den Feldweg führte. Eine weitere Frau, die helfen wollte, wurde von dem Hund dreimal ins Bein und einmal ins Gesäß gebissen.

● Juni 2016 Ein Hund verletzte in Thierhaupt­en einen achtjährig­en Buben am Kopf und am Arm.

● April 2015 Jeder Jogger fürchtet diese Situation: Plötzlich taucht ein Hund auf und schnappt zu. So geschehen in Aystetten. Ein 52-jähriger Jogger wurde von einem Hund in den Unterschen­kel gebissen. Das Tier war nicht angeleint.

● Dezember 2014 Ein großer, frei laufender Hund verletzte an den Schmutterw­iesen bei Westheim einen 54-jährigen Jogger. Das Tier befand sich in Begleitung einer Frau. Die sagte dem Sportler, dass der Hund friedlich sei und nicht beiße.

● Dezember 2012 Ein acht Jahre alter Bub wollte in Biberbach Zeitungen austragen. Vor einem Garagentor schnappte ein Hund über den Zaun und biss dem Bub in die Oberlippe.

● Juli 2012 Seinen Besitzer griff ein Pitbull in Leitershof­en an. Das Tier biss seinem Herrchen in den linken Arm und ins rechte Bein.

● August 2012 Ein Hund biss einen Mann aus Gessertsha­usen vor einem Supermarkt in Stadtberge­n ohne erkennbare­n Anlass in den Oberschenk­el. Die Besitzerin gab falsche Personalie­n an.

● Dezember 2009 In Kleinaitin­gen verletzte ein Dobermann einen Dreijährig­en und seine ältere Schwester. Das Mädchen erlitt einen Wadendurch­biss. »Kommentar

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