Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Heißer Ausnahmeztand in Gersthofen
Wie die Vielfalt des Festivals die Besucher in Sn in die Stadt strömen ließ. Die Organisatoren hatten diesmal 75 Stunden mit Auftritten von durchweg exzellenten Mun, Kabarettisten und Straßentheaterakteuren aufgeboten
Ein traumhaftes Sommerwochenende, jede Menge heißer Kulturevents und drei Tage lang fröhlicher Ausnahmezustand in Gersthofen – dass auch dieses Jahr wieder Tausende Besucher auf die Kulturina strömten, lag sicherlich nicht nur am gut gelaunten Wettergott und den kulinarischen Spezialitäten der farbenfrohen Food Trucks, sondern vor allem am hochkarätigen Bühnenprogramm, das fast pausenlos an verschiedensten Locations die Besucher an sich zog.
Bereits in der sengenden Nachmittagshitze sorgte etwa das bayerische Urgestein Sepp Raith vor dem Ballonmuseum mit seiner eigenwilligen Liedermacherkunst für musikalische Erfrischungen und gehörigen Biss: Mit bitterbösen Heimatsongs und einer charismatischen Charakterstimme holte er zu einem sarkastischen Rundumschlag aus und brachte mit anarchistischem Sprachklamauk, bayerischen Bluesarrangements sowie regio- nalen Rock-‘n’-Roll-Perlen die Gäste zum Lachen – auch gerne mal mit Seitenhieben unterhalb der gesellschaftlichen Gürtellinie. Da musste so mancher Zuhörer aufpassen, dass er vor lachen nicht den frisch gemixten Cocktail verschüttete.
Auch wenige Häuserblocks weiter füllten sich rasch die Festzelttische vor der Rathausplatzbühne, die ganz unter dem Motto „Klingendes Gersthofen“stand und mit einer erstaunlichen Vielfalt an örtlichen Musikvereinen die Besucher verwöhnte.
Während sich die Kinder nebenan auf der Schatzinsel Tortuga auf spannende Freibeuterfahrt begaben und sich die großen Besucher einen erfrischenden Wurstsalat schmecken ließen, entführten die beliebtesten Orchesterformationen der Stadt mehrere Stunden lang in eine wohlklingende Welt voller bayerischer Bläserklänge, fulminanter Filmmelodien und groovender Big-Band-Arrangements. Und wem die opulenten Trompetenduelle noch nicht hart genug waren, der musste nur einige wenige Schritte in den Stadtpark machen, in welch zwischen Schmankerlständen u bunten Cocktailbars eine angesa Formation mit dem trügerischen N men Elusive Silence auf der Büh tobte, denn hier wurde alles andere eine sonore Stille auf die Zuscha losgelassen: Die Augsburger Ju präsentierten einen aufregenden M aus harten Rockbeats und progres ven Independentklängen, die au durchaus mal an den Kultsound v Nirvana oder die legendären Gitarre riffs von Iron Maiden erinnerten. D ses innovative Konzept funktionie zumindest wunderbar, denn tosen Jubelstürme bekam die Band am En von sämtlichen Altersstufen zu hör
Veronika Wanninger vom Kultu na-Team nahm indessen eine kle Verschnaufpause bei einem Cockt „Die Stimmung der Menschen ist w der sehr gut – die monatelange Vor reitungsarbeit hat sich gelohnt“, ze te sie sich zufrieden.
Aus einer ganz anderen Welt sch das niederländische Duo Wolf Moon entschwebt zu sein, denn w
Der Star war „David“von Michelangelo
beiden Musiker mit Keyboard und arre auf die Bühne zauberten, kann schwerlich irgendeiner Schublade eordnet werden: Sphärische Synsizerklänge, vermengt mit mystien Folkelementen und psychedelien Klangexperimenten im Stile der ors beschreibt wohl noch am ehesdie ungewöhnlichen Charakterzüdieser Band. Den zwei Interpreten ang es jedenfalls vom ersten Beitrag mit minimalistischer Eleganz groemotionale Wirkungen zu erzielen neue Fans in ihr musikalisches t zu ziehen. Und ob Zufall oder ht: Das Duo hatte für seine einvermende Kunst genau den richtigen tpunkt gewählt, da passend zu den stischen Klängen ganz allmählich Sonnenlicht am entschwinden war. Und das wiederum hieß: Zeit für tystimmung an der Stadthalle! Die pathische Reggaeband Mighty Viverstand es mit ansteckenden ythmen und einer einzigartigen hnenpräsenz den Rathausplatz soch in einen Open-Air-Tanztempel verwandeln und versprühte dabei eine Gute-Laune-Energie, wie man es nur selten erleben konnte. Die Mission der jungen Musiker, gängige ReggaeRhythmen mit zeitgemäßen DanceElementen anzureichern, funktionierte auch auf der Kulturina wunderbar – für das junge Tanzpublikum das ganz klare Highlight dieses Abends, für die Genussfreunde an den Speisetischen eine willkommene Musikuntermalung, bei der man unweigerlich mitschnippen musste.
Für viele Besucher wurde es dann aber Zeit, wieder etwas Ruhe und Entspannung einkehren zu lassen. Und dies am besten beim Auftritt des österreichischen Liedermachers Stefan Leonhardsberger, der mit viel Wiener Schmäh und einem kongenialen Genremix aus rotzfrechen „Liadln“, humorvoller Kabarettkunst und aberwitziger Körperperformance das späte Publikum in den Bann zu ziehen vermochte – ein lohnenswerter Abschluss des Kulturina-Abends, den man miterleben musste. Denn wie hat es der anfangs erwähnte Liedermacher Sepp Raith so schön gesagt: „Wer ausharrt bis ans Ende, der wird selig!“
Rudi und Annelies Tausend aus Gablingen saßen am Sonntagvormittag im Stadtpark und ließen sich das eigens gebraute Gersthofer Bier schmecken. Dazu gab’s zünftige bayerische Musik. Um die Ecke auf dem großen Rathausplatz umrahmten die Gersthofer Schwob’n Deifi den Frühschoppen mit krachlederner Musik. Einer der Stars war aber Michelangelos „David“. Das heißt eine goldglänzende Miniaturkopie der berühmten Skulptur auf dem erstmals aufgestellten Brunnen in der Brahmsstraße. Viele Besucher tauchten die Ellenbogen in das Wasser dort, um sich bei der Tropenhitze ein wenig abzukühlen.
Die Besucher hatten sich auch auf den deutlich verschärften Sicherheitsvorkehrungen eingestellt und kamen früher, sodass es keine Staus an den Eingängen gab.