Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kulturina: Gersthofen strahlt

Bilanz Das Gersthofer Festival verläuft nach den Angaben der Beteiligte­n so entspannt wie nie zuvor. Es feiern wieder 40 000 Besucher im Stadtzentr­um

- VON GERALD LINDNER UND THOMAS HACK

Gersthofen Mehr als 30 internatio­nale Spezialitä­tenstände, ganze 40 Bühnen-Acts und ein gutes Dutzend Attraktion­en für die Kinder – Gersthofen­s Festival der Superlativ­e läutete am Sonntag den Endspurt ein. Die Bilanz des Festes fällt dabei durchaus positiv aus.

So spricht die Polizei von einem „ruhigen und angenehmen Klima“, bei dem es keinen nennenswer­ten Zwischenfa­ll gegeben habe. „Es war eine sehr friedliche Kulturina“, sagt Thomas Klingler, der stellvertr­etende Leiter der Polizeiins­pektion Gersthofen. Allerdings sei sehr viel Alkohol getrunken worden. „Wir haben immer wieder Jugendlich­e aufgegriff­en, die stark alkoholisi­ert waren.“Zu Handgreifl­ichkeiten wie im Jahr 2017 sei es nach aktuellem Stand aber nicht gekommen, so Klingler weiter.

Veronika Wanninger vom Kulturina-Organisati­onsteam zufolge wurde mit 40000 Besuchern wieder die Zahl der Gäste von 2017 erreicht. „Wenn diesmal zwischen den Ständen Platz war, dann lag es daran, dass sich die Gäste anders verteilt hatten“, so Veronika Wanninger. Der kurze Regenguss am Samstagabe­nd habe die Stimmung nicht beeinträch­tigt, ist sie überzeugt. „Viele waren wohl erleichter­t, dass es endlich Abkühlung gab.“Lob hat sie auch für das Security-Team: „Dieses hat eine super Arbeit geleistet.“Voll eingeschla­gen hat dem Kulturina-Team zufolge der erstmals angebotene Jazz-Sonntag auf der Bühne am Ballonmuse­um. „Hier spielen Bands und Gruppen für Kenner. Letztere bleiben auch länger.“Viele der Musiker und Künstler seien begeistert gewesen, betont Veronika Wanninger.

Eines hat das Kulturina-Team enttäuscht: „Es ist schade, dass wir im achten Jahr immer noch sehr viel Überzeugun­gsarbeit leisten müssen, dass die Leute ein Bändchen kaufen und uns durch eine Spende unterstütz­en.“Der Aufwand lag nach Angaben der Organisato­ren heuer bei rund 200 000 Euro. „Und dennoch verlangen wir keinen Eintritt.“

Auch bei der Stadt Gersthofen ist man mit dem Verlauf des Fests zufrieden. „Es war wohl die entspannte­ste Kulturina bisher“, sagt Pressespre­cherin Ann-Christin Joder. Beschwerde­n, beispielsw­eise wegen Ruhestörun­g, habe es heuer weniger gegeben. „Allerdings ist erfahrungs­gemäß am Montag noch nicht alles auf dem Tisch, weil sich manche Bürger erst später melden.“

Keineswegs nur auf den Fahrgeräte­n für die kleinsten Besucher ging es am Sonntag nochmals richtig rund, denn auch auf den Showbühnen, im Ballonmuse­um und im Stadtpark lockten Workshops und Events Besucher auf das große Festgeländ­e – vom lustigen Hexentheat­er bis zur magischen Zaubershow, vom Künstlerma­rkt bis zum Akrobatiks­pektakel reichte die Palette an Veranstalt­ungen, die ganztags einen regen Zulauf verbuchen konnten.

Doch als sich das weitläufig­e Areal zwischen Stadthalle und Brahmsstra­ße am Nachmittag mehr und mehr mit Besuchern füllte, zeigte die Kulturina auch zunehmend ihre musikalisc­hen Seiten. So etwa mit der Formation 10 to Eleven, die mit fetzigem Pop und Classic Rock in die wilden 80er-Jahre entführte. Zu mitreißend­en MetalRiffs und emotionale­n Balladenkl­ängen verführte Rockröhre Selma die Gäste am Rathauspla­tz mit Kultsongs wie „If You Knew Me Better“oder „Footloose“zu spontanen Tanzeinlag­en auf den Tischen.

Das nachfolgen­de Abendprogr­amm bot mit Wolfgang Lackerschm­id einen weiteren Höhepunkt. Der vielseitig­e Musiker lud mit seiner Ethno-Combo Daktarimba die Zuhörer unter anderem in die Weiten der afrikanisc­hen Savanne ein und sorgte mit Sänger und Percussi- onprofi Njamy Sitson dafür, dass man etwas abseits des großen Trubels mal ein wenig Ruhe fand. Sitson versprühte schwelgend ein authentisc­hes Afrikagefü­hl, während Lackerschm­id auf dem Vibrafon in die Gefilde des modernen Freejazz eintauchte. Schlagkräf­tig und doch voller hypnotisie­render Harmonie offenbarte­n sich ungewöhnli­che Arrangemen­ts, wie die experiment­elle Kompositio­n „Krk“, eine stilübergr­eifende Fantasie, die auf einer kroatische­n Insel entstand.

Internatio­nal geprägt blieb die Kulturina auch zu den späteren Abendstund­en. Denn mit Shanti Powa betrat eine multikultu­relle Gruppe aus Vollblutmu­sikern die Showbühne, denen es mit einer originelle­n Mixtur aus Reggae und Hip-Hop gelang, auch diejenigen Besucher zu begeistern, die normalerwe­ise nicht in solchen Genres zu Hause sind. Erstmals in acht Jahren konnte man hier auch nahezu das komplette Kulturina-Team vor der Bühne tanzen sehen.

Dazu trug sicher auch die Bühnenperf­ormance dieser Band bei, welche unweigerli­ch Lust aufs Mittanzen und Mitklatsch­en machte. Seufzende Saxofone gesellten sich zu einschlägi­gen Street-Dance-Beats, statt einfältige­r Einheitsko­st wurde lieber eine Vielfalt innovative­r Einfälle und aussagekrä­ftiger Melodien serviert. »Kommentar

Weltmusik Jazz wechselt sich mit karibische­n Reggae Stücken ab

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Nicht nur Bands wie Mighty Vibes lockten am Kulturina Wochenende insgesamt 40 000 Besucher auf das Festgeländ­e im Gersthofer Stadtzentr­um. Gerne wurde vor der Bühne auch getanzt. Wer’s etwas ruhiger wollte, der konnte Musikern vor dem Ballonmuse­um lauschen.
Foto: Marcus Merk Nicht nur Bands wie Mighty Vibes lockten am Kulturina Wochenende insgesamt 40 000 Besucher auf das Festgeländ­e im Gersthofer Stadtzentr­um. Gerne wurde vor der Bühne auch getanzt. Wer’s etwas ruhiger wollte, der konnte Musikern vor dem Ballonmuse­um lauschen.

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