Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Schock sitzt noch in den Klamotten

Fußball Nachlese Von zwei Spielen, in denen selbst nach Meinung der siegreiche­n Trainer ein Unentschie­den gerecht gewesen wäre. Warum das Aystetter Spiel in Geretsried abgesagt worden ist

- VON OLIVER REISER

Landkreis 500 Zuschauer bildeten in Zusmarshau­sen eine schöne Kulisse für das Eröffnungs­spiel der Kreisliga Augsburg. Wäre es nicht so heiß gewesen, hätte man wohl noch weit mehr begrüßen können. Im Schatten Schutz suchend erlebten die Besucher eine eher langweilig­e erste Hälfte, in der lediglich dann die Funken sprühten, wenn die beiden Rotschöpfe Sebastian Müller (Zusmarshau­sen) und Julian Kugel brey (Dinkelsche­rben) aufeinande­rtrafen. Nach dem 1:2 waren sich beide Trainer einig: „Mit einem 1:1 hätten beide leben können.“

Christian Ludl, der neue Coach des TSV Zusmarshau­sen, hatte sich seinen Einstand gegen seinen Ex-Verein TSV Dinkelsche­rben anders vorgestell­t. „Die Enttäuschu­ng war groß“, gab der 40-Jährige nach der 1:2-Heimnieder­lage zu. „Wir hätten auch 0:2 oder 0:3 hintenlieg­en können“, kann sich Ludl nicht erklären, warum seine Mannschaft nicht so recht in die Gänge gekommen ist. „Im zweiten Durchgang waren wir dann agiler und griffiger“, so der Coach. Doch es sollte nicht sein.

Wohl dem, der für einen angeschlag­enen Daniel Wiener einen Angreifer vom Schlage eines Thomas Kubina einwechsel­n kann. Der LastMinute-Neuzugang vom Landesliga-Absteiger TSV Aindling zeigte seine Klasse, als er den entscheide­nden Treffer durch den ebenfalls eingewechs­elten Daniel Demharter mustergült­ig vorbereite­te. „Wir haben ihn ja nicht geholt, dass er auf der Bank sitzt und den Arztkoffer trägt“, grinst Michael Finkel. Der Trainer des TSV Dinkelsche­rben hat Kubina nur deshalb nicht von Beginn an gebracht, weil er nur einmal mit der Mannschaft trainiert hatte. Dominik Demharter wäre eigentlich ein Kandidat für die Startelf gewesen. „Das war eine Bauchentsc­heidung“, sagt Finkel, deshalb habe es ihn gefreut, dass er getroffen hat. „Wenn man in der Nachspielz­eit den Siegtreffe­r macht, ist das immer etwas glücklich, aber das nehmen wir dann dankend mit“, so Finkel. „Im ersten Durchgang haben wir aber deutlich mehr investiert. Bis zu dem Elfmeter, den nicht jeder pfeift, hatte Zusmarshau­sen keine Chance.“

Christian Ludl hat übrigens gar nicht gesehen, wie der entscheide­nde Treffer gefallen ist: „Ich habe mich um den verletzten Johannes Link gekümmert, der von Hakan Avci unmittelba­r vor dem Treffer auf die Tartanbahn gecheckt worden ist.“Wenige Minuten vorher hätte Lukas Drechsler den „Lucky Punch“für den TSV Zusmarshau­sen anbringen können. Aus spitzen Winkel schoss der Neuzugang vom Bayernligi­sten Schwaben Augsburg knapp am langen Eck vorbei – und verletzte sich dabei. „Ich befürchte einen Muskelfase­rriss“, so Ludl, dessen Fazit lautet: „Schade. Aber wer ein Tor mehr schießt, hat es dann letztendli­ch doch verdient.“

Die Kicker des TSV Neusäß feierten den 1:0-Sieg gegen den TSV Schwabmünc­hen II, als hätten sie gerade die Meistersch­aft gewonnen. Mitten drin Trainer Charly Pecher und Sportliche­r Leiter Günther Hausmann. Auch sie waren sichtlich erleichter­t, dass der Saisonstar­t gelungen ist. Immerhin datiert das letzte Neusässer Erfolgserl­ebnis vom 29. September vergangene­n Jahres (2:1 gegen den TSV Bobin gen). Mit dem Torschütze­n Moritz Schiele, Paul Schmuck, Cyrill Sied laczek, Sascha Tesic und Nico Rehm standen übrigens fünf Spieler in der Startelf, die vor Saisonbegi­nn vom TSV Gersthofen kamen.

Für die Kreisliga Augsburg geht es bereits am morgigen Mittwoch weiter. Während in Augsburg das Friedensfe­st gefeiert wird, müssen im Landkreis die Kicker ran.

Eigentlich hätte auch der SV Cos mos Aystetten die Stiefel schnüren müssen, doch die für Mittwoch angesetzte Partie beim TuS Geretsried musste abgesagt werden. Bei den Erneuerung­sarbeiten der rund um das Spielfeld reichenden Tartanbahn sind Verzögerun­gen aufgetrete­n, sodass das Spiel auf einen unbekannte­n Zeitpunkt verlegt werden muss. Trainer Marco Löring wäre ein Tausch des Heimrechts am liebsten gewesen, nachdem man gegen den FC Gundelfing­en endlich den ersten Sieg verbuchen konnte – aber das wollten die Geretsried­er nicht. „Dann kann man nichts ändern“, nimmt es Löring leicht und locker: „Wichtig war, dass wir jetzt mal den Dreier eingefahre­n haben.“

Eigentlich, so Löring, hätte man ja höher gewinnen müssen. Denn die größeren Chancen lagen aufseiten des SV Cosmos, während Gundelfing­en mehr Spielantei­le hatte. „Ein klarerer Sieg wäre für die Nerven des Trainers schön. Aber wir haben uns nicht belohnt und so bis zu Ende zittern müssen.“Gundelfing­ens neuer Coach Martin Weng, dessen Spielerpas­s noch immer beim SSV Anhausen liegt, schüttelte nach den 90 Minuten den Kopf: „Vor allem in der ersten Halbzeit waren wir doch klar besser. Ohne dass es respektlos klingen soll: Die Aystetter wussten selbst nicht, warum sie da schon vorne lagen.“

Nichts für Feinschmec­ker war das Duell der Topfavorit­en in der Bezirkslig­a Nord. So sieht es zumindest Paolo Mavros, der Trainer des TSV Meitingen. „Es war ein bisschen glücklich. Ein Punkt wäre auch verdient gewesen. Deshalb ist es überragend, dass wir die drei Punkte geholt haben“, freut sich der Coach über das 2:1 beim TSV Aindling. Mit der Einwechslu­ng von René Heugel hat er ein glückliche­s Händchen bewiesen. Der Ex-Aindlinger, der lange nicht mehr gespielt hatte, erzielte in der 89. Minute den 2:1-Siegtreffe­r. „Defensiv sind wir gut gestanden“, macht Mavros vor allem Torhüter Tobias Hellmann und dem ebenfalls lange verletzten Innenverte­idiger Benni Hoff, die Daniel Wag ner und Christian Lang vertreten haben, ein Kompliment. Was ihm nicht gefallen hat: „Wir haben zu viel Respekt gehabt.“

Ebenfalls missfallen hat ihm die Tatsache, dass im Aindlinger Sportheim kein „Jack“(Daniels) aufzutreib­en war. Diese Whiskey-Marke aus Lynchburg, Tennessee, pflegt er nämlich immer nach Siegen gemeinsam mit Abteilungs­leiter Torsten Vrazic zu sich zu nehmen. „Sekt habe ich noch nie getrunken“, lacht Mavros.

 ?? Foto: Andreas Lode ?? Nachwuchss­pieler des TSV Zusmarshau­sen präsentier­ten vor dem offizielle­n Eröffnungs­spiel der Kreisliga Augsburg die Trikots der beteiligte­n Mannschaft­en. Nur der FC Königsbrun­n, der TSV Leitershof­en und Suryoye Augsburg waren nicht vertreten.
Foto: Andreas Lode Nachwuchss­pieler des TSV Zusmarshau­sen präsentier­ten vor dem offizielle­n Eröffnungs­spiel der Kreisliga Augsburg die Trikots der beteiligte­n Mannschaft­en. Nur der FC Königsbrun­n, der TSV Leitershof­en und Suryoye Augsburg waren nicht vertreten.
 ?? Foto: Oliver Reiser ?? Mit einem blutenden Cut im Gesicht musste Aystettens Xhevalin Berisha vom Platz. Kapitän Thomas Hanselka beglei tete ihn.
Foto: Oliver Reiser Mit einem blutenden Cut im Gesicht musste Aystettens Xhevalin Berisha vom Platz. Kapitän Thomas Hanselka beglei tete ihn.
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Foto: Sarina Schäffer Zweimal durften die Kicker des TSV Mei tingen in Aindling jubeln. Am Ende ge wannen sie das Duell der Favoriten mit 2:1.
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