Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der Schock sitzt noch in den Klamotten
Fußball Nachlese Von zwei Spielen, in denen selbst nach Meinung der siegreichen Trainer ein Unentschieden gerecht gewesen wäre. Warum das Aystetter Spiel in Geretsried abgesagt worden ist
Landkreis 500 Zuschauer bildeten in Zusmarshausen eine schöne Kulisse für das Eröffnungsspiel der Kreisliga Augsburg. Wäre es nicht so heiß gewesen, hätte man wohl noch weit mehr begrüßen können. Im Schatten Schutz suchend erlebten die Besucher eine eher langweilige erste Hälfte, in der lediglich dann die Funken sprühten, wenn die beiden Rotschöpfe Sebastian Müller (Zusmarshausen) und Julian Kugel brey (Dinkelscherben) aufeinandertrafen. Nach dem 1:2 waren sich beide Trainer einig: „Mit einem 1:1 hätten beide leben können.“
Christian Ludl, der neue Coach des TSV Zusmarshausen, hatte sich seinen Einstand gegen seinen Ex-Verein TSV Dinkelscherben anders vorgestellt. „Die Enttäuschung war groß“, gab der 40-Jährige nach der 1:2-Heimniederlage zu. „Wir hätten auch 0:2 oder 0:3 hintenliegen können“, kann sich Ludl nicht erklären, warum seine Mannschaft nicht so recht in die Gänge gekommen ist. „Im zweiten Durchgang waren wir dann agiler und griffiger“, so der Coach. Doch es sollte nicht sein.
Wohl dem, der für einen angeschlagenen Daniel Wiener einen Angreifer vom Schlage eines Thomas Kubina einwechseln kann. Der LastMinute-Neuzugang vom Landesliga-Absteiger TSV Aindling zeigte seine Klasse, als er den entscheidenden Treffer durch den ebenfalls eingewechselten Daniel Demharter mustergültig vorbereitete. „Wir haben ihn ja nicht geholt, dass er auf der Bank sitzt und den Arztkoffer trägt“, grinst Michael Finkel. Der Trainer des TSV Dinkelscherben hat Kubina nur deshalb nicht von Beginn an gebracht, weil er nur einmal mit der Mannschaft trainiert hatte. Dominik Demharter wäre eigentlich ein Kandidat für die Startelf gewesen. „Das war eine Bauchentscheidung“, sagt Finkel, deshalb habe es ihn gefreut, dass er getroffen hat. „Wenn man in der Nachspielzeit den Siegtreffer macht, ist das immer etwas glücklich, aber das nehmen wir dann dankend mit“, so Finkel. „Im ersten Durchgang haben wir aber deutlich mehr investiert. Bis zu dem Elfmeter, den nicht jeder pfeift, hatte Zusmarshausen keine Chance.“
Christian Ludl hat übrigens gar nicht gesehen, wie der entscheidende Treffer gefallen ist: „Ich habe mich um den verletzten Johannes Link gekümmert, der von Hakan Avci unmittelbar vor dem Treffer auf die Tartanbahn gecheckt worden ist.“Wenige Minuten vorher hätte Lukas Drechsler den „Lucky Punch“für den TSV Zusmarshausen anbringen können. Aus spitzen Winkel schoss der Neuzugang vom Bayernligisten Schwaben Augsburg knapp am langen Eck vorbei – und verletzte sich dabei. „Ich befürchte einen Muskelfaserriss“, so Ludl, dessen Fazit lautet: „Schade. Aber wer ein Tor mehr schießt, hat es dann letztendlich doch verdient.“
Die Kicker des TSV Neusäß feierten den 1:0-Sieg gegen den TSV Schwabmünchen II, als hätten sie gerade die Meisterschaft gewonnen. Mitten drin Trainer Charly Pecher und Sportlicher Leiter Günther Hausmann. Auch sie waren sichtlich erleichtert, dass der Saisonstart gelungen ist. Immerhin datiert das letzte Neusässer Erfolgserlebnis vom 29. September vergangenen Jahres (2:1 gegen den TSV Bobin gen). Mit dem Torschützen Moritz Schiele, Paul Schmuck, Cyrill Sied laczek, Sascha Tesic und Nico Rehm standen übrigens fünf Spieler in der Startelf, die vor Saisonbeginn vom TSV Gersthofen kamen.
Für die Kreisliga Augsburg geht es bereits am morgigen Mittwoch weiter. Während in Augsburg das Friedensfest gefeiert wird, müssen im Landkreis die Kicker ran.
Eigentlich hätte auch der SV Cos mos Aystetten die Stiefel schnüren müssen, doch die für Mittwoch angesetzte Partie beim TuS Geretsried musste abgesagt werden. Bei den Erneuerungsarbeiten der rund um das Spielfeld reichenden Tartanbahn sind Verzögerungen aufgetreten, sodass das Spiel auf einen unbekannten Zeitpunkt verlegt werden muss. Trainer Marco Löring wäre ein Tausch des Heimrechts am liebsten gewesen, nachdem man gegen den FC Gundelfingen endlich den ersten Sieg verbuchen konnte – aber das wollten die Geretsrieder nicht. „Dann kann man nichts ändern“, nimmt es Löring leicht und locker: „Wichtig war, dass wir jetzt mal den Dreier eingefahren haben.“
Eigentlich, so Löring, hätte man ja höher gewinnen müssen. Denn die größeren Chancen lagen aufseiten des SV Cosmos, während Gundelfingen mehr Spielanteile hatte. „Ein klarerer Sieg wäre für die Nerven des Trainers schön. Aber wir haben uns nicht belohnt und so bis zu Ende zittern müssen.“Gundelfingens neuer Coach Martin Weng, dessen Spielerpass noch immer beim SSV Anhausen liegt, schüttelte nach den 90 Minuten den Kopf: „Vor allem in der ersten Halbzeit waren wir doch klar besser. Ohne dass es respektlos klingen soll: Die Aystetter wussten selbst nicht, warum sie da schon vorne lagen.“
Nichts für Feinschmecker war das Duell der Topfavoriten in der Bezirksliga Nord. So sieht es zumindest Paolo Mavros, der Trainer des TSV Meitingen. „Es war ein bisschen glücklich. Ein Punkt wäre auch verdient gewesen. Deshalb ist es überragend, dass wir die drei Punkte geholt haben“, freut sich der Coach über das 2:1 beim TSV Aindling. Mit der Einwechslung von René Heugel hat er ein glückliches Händchen bewiesen. Der Ex-Aindlinger, der lange nicht mehr gespielt hatte, erzielte in der 89. Minute den 2:1-Siegtreffer. „Defensiv sind wir gut gestanden“, macht Mavros vor allem Torhüter Tobias Hellmann und dem ebenfalls lange verletzten Innenverteidiger Benni Hoff, die Daniel Wag ner und Christian Lang vertreten haben, ein Kompliment. Was ihm nicht gefallen hat: „Wir haben zu viel Respekt gehabt.“
Ebenfalls missfallen hat ihm die Tatsache, dass im Aindlinger Sportheim kein „Jack“(Daniels) aufzutreiben war. Diese Whiskey-Marke aus Lynchburg, Tennessee, pflegt er nämlich immer nach Siegen gemeinsam mit Abteilungsleiter Torsten Vrazic zu sich zu nehmen. „Sekt habe ich noch nie getrunken“, lacht Mavros.