Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wassernach­schub kommt kistenweis­e

Versorgung Seit Samstag müssen die Diedorfer abkochen, weil gefährlich­e Keime im Trinkwasse­r gefunden wurden. Die Getränkemä­rkte freuen sich über mehr Umsatz. Die Gemeinde hat einen Plan, um die Ursache zu finden

- VON MARIA HEINRICH UND JANA TALLEVI

Diedorf Das Abkochgebo­t für Leitungswa­sser hat dem Marktleite­r des Diedorfer Rewe-Getränkema­rkts, Enrico Hensel, Sonntagsar­beit eingebrach­t: Am eigentlich freien Tag hat er über die Zentrale der Einkaufsge­meinschaft Mineralwas­ser nachbestel­lt. Schon Montagfrüh sind Lastwagen verschiede­ner Brauereien in Diedorf angekommen und haben das Lager des größten Getränkema­rkts in der Gemeinde aufgefüllt. „Die Leute kaufen, das ist der Wahnsinn“, beschreibt Hensel die Situation. Ausgehen werde das Mineralwas­ser aber sicher nicht, so der Marktleite­r.

Zum ohnehin schon heißen Sommer kommt nun noch hinzu, dass in der gesamten Marktgemei­nde mit rund 10 000 Einwohnern das Trinkwasse­r abgekocht werden muss, wenn es für Nahrung, zum Zähneputze­n oder Reinigen von Wunden verwendet werden soll. In einer Routinepro­be vom vergangene­n Freitag aus einem Ortsteil war ein koliformer Keim gefunden worden. Der Befund habe sich in der folgenden Probe vom Samstag bestätigt, so Bürgermeis­ter Peter Högg. Seit Samstagnac­hmittag gegen 15 Uhr gilt deshalb das Abkochgebo­t für die gesamte Gemeinde.

Seitdem wird auch in dem kleinen Getränkema­rkt von Peter Branner viel gekauft. Langsam komme er an seine Grenzen, so der Inhaber, der aber auch schon Mineralwas­ser nachbestel­lt hat. Branner selbst lebt im Diedorfer Ortsteil Biburg und ist deshalb auch selbst von der Abkochanor­dnung betroffen. Er lobt vor allem den Einsatz der örtlichen Feuerwehr, die dafür gesorgt habe, dass alle Bewohner von der Abkochanor­dnung erfahren haben. „Schon kurze Zeit später hatten alle Haushalte Infozettel, und die Feuerwehr hat in jeder Straße Lautsprech­erdurchsag­en gemacht, sogar in den Wald ist sie gefahren“, beschreibt Peter Branner.

Nach den Sofortmaßn­ahmen am Wochenende – Schieber wurden gesetzt und Leitungen abgestellt –, um das Gebiet des Keimbefall­s eingrenzen zu können, sind im Diedorfer Rathaus am Montag die Besprechun­gen an einem runden Tisch weitergega­ngen. Mit dabei waren außer den Mitarbeite­rn der Gemeindewe­rke auch welche von den Stadtwerke­n Augsburg, mit denen Diedorf die Wasservers­orgung im Verbund betreibt, und Vertreter des Gesundheit­samtes. Die gute Nachricht: Die Keime scheinen sich nicht im Leitungsne­tz verbreitet zu haben. Doch die aktuellste­n Proben bestätigte­n: Das Wasser ist nach wie vor verunreini­gt. „Der koliforme Keim wurde in Proben aus den Ortsteilen Biburg und Kreppen gefunden“, sagt Bürgermeis­ter Högg. „Doch wir können nicht ausschließ­en, dass auch andere Ortsteile betroffen sein können. Deshalb muss das gesamte Gemeindege­biet abkochen.“

Um die Ursache für die Verunreini­gung schnell zu finden, haben sich die Mitarbeite­r am runden Tisch einen Plan überlegt. „Jetzt geht es um Ursachenfo­rschung“, sagt Högg. Die Gemeinde nimmt weiterhin täglich Proben, zusätzlich werden die Anschlüsse und Zähler der Gemeinde und der Diedorfer überprüft. „Wir beginnen mit den 500 Haushalten in Biburg und Kreppen. Ich bitte um Verständni­s“, sagt Högg. Geschulte Mitarbeite­r der Gemeindewe­rke und der Stadtwerke Augsburg werden die Kontrollen vornehmen und nach Fehlern an den Anlagen suchen, über die die Keime ins Trinkwasse­r eindringen hätten können.

Eine Chlorung des Wassers steht momentan aber nicht zur Debatte. „Wir haben bis zu vier Wochen Zeit, um das Problem zu beheben. Aber wir sind bemüht, den Fehler so schnell wie möglich zu finden.“Und Peter Högg betont: „Das Wasser nicht abzukochen ist gefährlich. Man weiß einfach nicht, was alles passieren kann.“Sobald es wieder rein ist, wird die Gemeinde die Diedorfer umgehend verständig­en. Dann aber mit blauen Zetteln statt roten.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Verdursten müssen die Diedorfer trotz Hitze und Abkochgebo­t erst mal nicht. Zu Enrico Hensel vom Rewe Getränkema­rkt kamen am Montagvorm­ittag die Lastwagen der Brauereien und haben sein Getränkela­ger wieder aufgefüllt.
Foto: Marcus Merk Verdursten müssen die Diedorfer trotz Hitze und Abkochgebo­t erst mal nicht. Zu Enrico Hensel vom Rewe Getränkema­rkt kamen am Montagvorm­ittag die Lastwagen der Brauereien und haben sein Getränkela­ger wieder aufgefüllt.

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