Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Mehr Geschäfte, Büros und sogar ein Baugebiet?
Stadtentwicklung Was hat das Konzept ISEK mit dem Rainer Unternehmen Dehner zu tun? Für das riesige Firmenareal des Gartenspezialisten gibt es – wie für die gesamte Stadt – Ideen und Visionen, die langfristig entwickelt werden
Rain Spricht man in Rain von Stadtentwicklung, ist nicht selten auch die Firma Dehner ein Teil davon. Kein anderer Betrieb ist so stark in der Blumenstadt verwurzelt und prägt die urbanen Strukturen so nachhaltig mit wie das buchstäblich blühende Familienunternehmen, dem ein beachtlicher Teil der Gesamtfläche der Kernstadt gehört. Das damit auch Einfluss hat. Und so wird aktuell auch das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept ISEK, für das Politik und Verwaltung gerade die Weichen stellen, mit einem deutlichen Augenmerk auf Dehner entwickelt.
Von Anfang an hat das Unternehmen großes Interesse daran signalisiert, in dieses Konzept miteinbezogen zu werden und es aktiv zu begleiten – ja, hat es gar mit angestoßen. In einer lebendigen, zukunftsorientierten Stadt situiert zu sein verspricht schließlich auch Imagegewinn. Verspricht Standortattraktivität für einen Betrieb. Eine wichtige Voraussetzung, wenn es gilt, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und dort anzusiedeln. Schließlich übt ein in jeder Hinsicht vitaler Lebensmittelpunkt auf Menschen, die von außen zuziehen sollen, deutlich mehr Magnetwirkung aus als eine beschauliche Kleinstadt.
Umgekehrt profitiert Rain seit jeher von den zahlreichen Ideen und Möglichkeiten, die das Unternehmen seit seiner Gründergeneration bereit ist in die Stadt zu investieren. Und vom Tourismus, der jährlich 600 Busse mit rund einer Million Gästen den Blumenpark bringt. Das ist ein Pfund, mit dem es sich wuchern lässt – so es denn gelingt, diese Gäste an den Stadttoren abzuholen und ihnen neben dem Gartencenter auch noch andere Attraktionen Rains zu vermitteln.
Beide Seiten – die Stadt Rain wie auch die Firma Dehner – haben also großes Interesse, ihre Entwicklungen aufeinander abzustimmen. Die Ingenieure der ISEK-Studie haben diesen Aspekt berücksichtigt und ihre grundsätzlichen Vorschläge danach ausgerichtet. Um nichts anderes als um Vorschläge geht es sich im jetzigen Stadium des Konzepts. Visionen sind es, Möglichkeiten, die ins Auge gefasst, diskutiert, priorisiert, später vielleicht konkretisiert oder aber auch wieder verworfen werden.
Eines aber steht jetzt schon weit oben auf der Wunschliste: Dehner und die Stadt Rain wollen räumlich weiter zusammenwachsen. Der zentrale Versorgungsbereich mit Handel, Dienstleistung, Gastronomie – also die Hauptstraße zwischen Schwab- und Bayertor – soll durch einen direkteren Fußweg enger an Dehner angebunden werden, wo es auf 3000 Quadratmetern Verkaufsfläche ergänzende Sortimente gibt.
Vom Dehner-Parkplatz führt ja bereits eine Treppe zum Heimatmuseum hinauf und von dort direkt in die Hauptstraße. Ein zweiter Weg geht durchs Schwabtor. Eine ISEKÜberlegung ist es nun, dazwischen noch einen dritten Weg zu finden, der ins Obere Eck mündet.
Viel Entwicklungs-Potenzial steckt laut ISEK im gesamten Dehner-Areal zwischen Donauwörther und Unterpeichinger Straße. Dabei spielen zum einen Erschließungs- straßen eine Rolle. Drei Varianten haben die ISEK-Experten näher ins Auge gefasst: Zwei kommen vom Süden her aus der Unterpeichinger Straße.
Die eine von ihnen würde direkt entlang der westlichen ZiegelmoosGrenze zum Gartencenter führen, die andere parallel dazu weiter stadtauswärts entlang der Friedberger Ach. Beide Varianten haben Schwächen. Zwar würde der Lerin chenweg entlastet werden, aber unter anderem wären große Umwege in Kauf zu nehmen, und die Ziegelmoos-Siedlung wäre dann im Westen durch Verkehr belastet.
Deshalb empfehlen die ISEK-Ingenieure eine dritte Variante, nämlich die jetzt schon bestehende, von der Münchner Straße her kommend. Allerdings mit nur einer Zufahrt zu Dehner. Die soll direkt nach dem Gebäude, das die Stiftung St. Johannes derzeit im Lerchenweg baut, rechts zum Meisenweg abbiegen und größer ausgebaut werden. Die jetzige zweite Zufahrt – sie biegt weiter hinten vor der DehnerSchreinerei rechts ab – könnte dann wegfallen. Nachteil: Die Anwohner des Lerchenwegs hätten weiter den bisherigen Verkehr vor ihrer Haustüre. Und nicht nur den bisherigen, vielleicht sogar noch mehr, denn die ISEK-Experten sehen auf einem Großteil der Parkplätze am Lerchenweg – bis nach hinten zur Friedberger Ach – geeignete Flächen, um dort Handel, Büros und mehr zu etablieren. Das alles hat – wie gesagt – derzeit rein visionären Charakter, ist aber Bestandteil der gesamten Überlegungen.
Ein sehr umfangreiches Areal – wohl beinahe so groß wie das Wohngebiet Ziegelmoos – wird derzeit von der Firma Dehner für deren „Logistik-Zentrum Hartware“genutzt. Es liegt zwischen Friedberger Ach, Ziegelmoos und Unterpeichinger Straße. Lediglich eine Firmenstraße trennt es von der Wohnbebauung im Ziegelmoos. Firmeninternen Überlegungen zufolge kann sich Dehner grundsätzlich vorstellen, die dortigen Hallen aufzugeben, sie weiter südlich an die Unterpeichinger Straße zu verlegen, wo es ohnehin schon andere Unternehmensbereiche gibt. Das dadurch frei werdende Gelände würde sich unter Umständen als Neubaugebiet anbieten.
Zu all diesen Überlegungen soll die Bevölkerung mitreden dürfen. Wie bereits berichtet, wird es im Herbst eine Bürgerversammlung geben, bei der ausdrücklich der Dialog gewünscht ist. Sie soll in der zweiten Septemberhälfte stattfinden.