Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Zum Abschuss frei
Aus nächster Distanz Eine Agentin fliegt auf, Hamburg wird ihre Zuflucht – mit Begleitung
Der israelische Regisseur Eran Riklis hat so wunderbare und weise Filme wie „Die syrische Braut“oder „Lemon Tree“gemacht, die dem Zuschauer die scheinbar fremde und komplizierte Welt des Nahen Ostens in all ihren Facetten nahegebracht haben. Die regionalen Konflikte wurden auf eine menschliche Ebene heruntergebrochen und dadurch allgemein verständlich. Unterhaltsam waren die Werke obendrein. Wenn Riklis zur Abwechslung einen waschechten Thriller ins Rennen schickt, verfügt auch der wieder über all diese Stärken.
Beirut, Libanon. Eine Frau (Golshifteh Farahani) wird überstürzt außer Landes gebracht. Naomi (Neta Riskin), eine Agentin des israelischen Geheimdienstes Mossad, soll zwei Wochen lang die Babysitterin für die aufgeflogene Informantin geben, deren Gesicht einer plastischen Operation unterzogen wurde. Die beiden denkbar unterschiedlichen Frauen beziehen eine konspirative Wohnung in einer alten Villa in Hamburg.
Die Augen von Mona, der libanesischen V-Frau, blicken angsterfüllt zwischen den Verbänden hervor. Ihre Befürchtungen sind durchaus berechtigt, hat sie die Hisbollah doch zum Abschuss freigegeben. Ihren Aufenthaltsort hat man auch schon ausgemacht. Während sich die Frauen in ihrem Versteck menschlich immer näherkommen, zieht sich die Schlinge ihrer Verfolger permanent weiter zu. Auch der deutsche und der US-Geheimdienst schalten sich ein. Sie zeigen sich von ihrer unrühmlichsten Seite.
Der Thriller „Aus nächster Distanz“ist spannend und intelligent, auf Höhe der Zeit und im Kern zutiefst menschlich. Hier wird alles geboten: Action und Liebesgeschichten verschiedener Couleur, dazu überraschende Wendungen und die Perle Hamburg als Epizentrum internationaler Verstrickungen.
» Aus nächster Distanz (1 Std. 33 Min.), Thriller, Deutschland 2017
Wertung ★★★✩✩