Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Picknick-Müll: Eine riesige Umweltsauerei
ben, die beide Grundstückseigentümer sind; es ging darum, wer eigentlich zuständig ist. Nun wird die Stadt das Thema federführend in die Hand nehmen.
Die Verwaltung ist momentan dabei, vier neue Stellen beim städtischen Abfallwirtschaftsbetrieb zu besetzen (im Winter ersetzen diese Mitarbeiter einen Teil der Saisonkräfte im Winterdienst) und ein zusätzliches Fahrzeug zu kaufen. Die jährlichen Kosten dürften bei 112000 Euro liegen. Dann soll das Areal den Sommer über täglich gesäubert werden. Ausgenommen sind die Uferböschungen – wegen der Unfallgefahr.
Eigentlich ist das Grillen an der Wertach – abgesehen vom offiziellen Grillplatz auf Höhe Oberhausen – ohnehin verboten. Ein Grund ist die Brandgefahr und die Belästigung von Anwohnern durch Rauch. Momentan ist laut Ordnungsreferat der Ordnungsdienst im Bereich der Wertach zwei- bis dreimal pro Woche zu verschiedenen Uhrzeiten unterwegs. Wer dort beim wilden Grillen erwischt wird, muss mit 55 Euro Bußgeld rechnen. Auch das Liegenlassen von Abfall kann teuer werden: Wird man dabei erwischt, werden 40 Euro fällig.
Die Stadt denkt darüber nach, am Westufer der Wertach etwa auf Höhe der ehemaligen Goggelesbrücke einen Grillplatz einzurichten. Dort existiert neben den Localbahngleisen eine Grünanlage. Die CSU hatte wie berichtet gefordert, die Einrichtung mehrerer Grillplätze zu prüfen, um das „wilde Grillen“einzudämmen. Man wolle, so das Umweltreferat, zunächst einmal einen Platz einrichten, um zu sehen, wie es dort läuft. Allerdings seien dazu noch Gespräche mit dem Wasserwirtschaftsamt Donauwörth nötig. Und klar sei auch, dass man das Problem mit dem Müll auf diese Weise bestenfalls kanalisieren könne: Die Menge an Hinterlassenschaften gehe dadurch nicht zurück. »Kommentar
Die Idee, an der Wertach mindestens einen offiziellen Grillplatz einzurichten, ist richtig. Der Fluss hat sich zum Ausflugsziel entwickelt, was ein gewünschter Effekt war. Inzwischen zeigt sich aber, dass es nötig ist, diesen Naherholungsdruck auch zu kanalisieren. Die Wertach wird kein Einzelfall bleiben: Wenn Augsburg in Zukunft dichter bebaut wird, dann wird das zur Folge haben, dass mehr Menschen als heute pro Quadratkilometer leben. Der Druck auf Erholungsflächen wird zunehmen, weil anteilig weniger Bürger einen Garten zur Verfügung haben. Darauf wird die Grünplanung reagieren müssen.
Zurück zur Wertach: Es ist ein Unding, wenn Picknicker ihren Abfall herumliegen lassen. Es ist rücksichtslos gegenüber anderen und es ist eine Umweltsauerei. Appelle bringen wenig. Was also tun? Mehr Kontrollen als ohnehin schon? Wenn einem beim Ausflug ständig der Ordnungsdienst über die Schulter schaut, auch wenn man gar nichts Verbotenes macht, ist das wenig erholsam. Höhere Bußgelder? Über 1000 Euro fürs Wegwerfen von Müll wie in Singapur würden nicht in den Rahmen in Deutschland passen – auch für gefährliche Verkehrsdelikte kommt man günstiger weg. Mehr Reinigung? Man kann hinterfragen, ob es richtig ist, dass die Stadt nun 100 000 Euro Steuergeld jährlich in die Hand nimmt, um in den Grünanlagen den Dreck einiger wegzumachen. Aber es ist letztlich ein praktikabler Ansatz.