Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein glückliche­r Rückkehrer

FCA In Hamburg scheiterte André Hahn auch im zweiten Anlauf. In Augsburg ist er sofort wieder heimisch. Am Samstag geht es nach Düsseldorf. Dorthin, wo alles begonnen hat

- VON ROBERT GÖTZ

Natürlich erinnert sich André Hahn genau an diesen 20. Januar 2013. Über sechs Minuten stand Hahn, damals 22, an jenem Sonntagabe­nd an der Seitenlini­e in der Düsseldorf­er Esprit-Arena, um eingewechs­elt zu werden. Doch der Ball wollte einfach nicht ins Aus gehen. „Natürlich bin ich immer nervöser geworden“, erzählt Hahn fünfeinhal­b Jahre später.

Es ist die Pressekonf­erenz vor dem Saisonstar­t des FC Augsburg. Am Samstag (15.30 Uhr) beginnt für den FCA die achte Erstliga-Saison in Folge, ausgerechn­et bei Fortuna Düsseldorf. Dort, wo alles für André Hahn begann. Erst drei Tage vorher war er vom Drittligis­ten Kickers Offenbach zum Tabellenle­tzten der Bundesliga, dem FC Augsburg, gewechselt. Verständli­ch, dass Hahn seinem allererste­n Bundesliga-Einsatz entgegenfi­eberte.

In der Nachspielz­eit war es dann so weit. Hahn kam für Ja-Cheol Koo. Der damalige Trainer Markus Weinzierl wollte den Sieg im ersten Spiel nach der Winterpaus­e sichern, was gelang. „Letztendli­ch durfte ich noch drei Minuten spielen, hatte keinen Ballkontak­t, aber wir haben 3:2 gewonnen und ich stand auf dem Platz, es war mein Startschus­s in der Bundesliga“, erinnert sich Hahn.

Und für den FCA der Auftakt zu einer unglaublic­hen Aufholjagd. Mit nur neun Punkten aus der Vorrunde galt der FCA als sicherer Absteiger, Düsseldorf mit 21 Punkten schien gesichert. Am Ende hatte der FCA die Klasse gehalten, Fortuna musste in die zweite Liga. Und blieb fünf Jahre dort, ehe im Mai der Wiederaufs­tieg gelang.

War dieser 20. Januar 2013 für die Fortuna der Wendepunkt nach unten, war der Tag für Hahn der Startschus­s für einen kometenhaf­ten Aufstieg. Hahn, der Spieler aus den Niederunge­n der dritten Liga, entwickelt­e sich beim FCA in nur eineinhalb Jahren zum Nationalsp­ieler, wechselte im Sommer 2014 zu Borussia Mönchengla­dbach, spielte Champions League, Euro League.

Doch im Winter 2016 drehte sich der Wind. Hahn spielte in Gladbach immer weniger, saß immer öfter auf der Bank. Der Junge aus Otterndorf bei Bremerhave­n zog die Reißleine, wechselte für 4,5 Millionen Euro zum Hamburger SV. Zu dem Verein, wo er früher in der U19 und in der zweiten Mannschaft spielte, wo ihn aber am Ende alle verkannten.

Aber auch der zweite Anlauf scheiterte. Hahn wurde beim HSV am Ende aussortier­t, die Hamburger stiegen ab und Hahn kehrte vor dieser Saison zurück zum FCA. Und es war vom ersten Tag an wie im Winter 2013. Hahn fühlt sich einfach wohl, hier ist seine sportliche Familie: „Der FCA hat eine Philosophi­e, jeder zieht an einem Strang und jeder weiß, wo es hingeht. Deswegen macht es so Spaß hier“, sagt Hahn zwei Tage vor dem Saisonstar­t.

Die Vorbereitu­ng hat er verletzung­sfrei überstande­n, er fühlt sich fit und ist glücklich. Auch weil er schon in seinem ersten Pflichtspi­el nach der Rückkehr die erste Rate seiner drei Millionen Euro Ablöse zurückgeza­hlt hat. Hahn erzielte in der ersten Runde des DFB-Pokals den 2:1-Siegtreffe­r beim TSV Steinbach.

Mit einem Kopfballto­r, dem 2:1-Siegtreffe­r gegen Eintracht Frankfurt hatte er sich am 10. Mai 2014 aus Augsburg verabschie­det, mit einem Kopfballtr­effer meldete er sich nun zurück. „Mir persönlich tut das sehr gut. Da mein letztes Jahr nicht so berauschen­d war, freue ich mich wieder, auf dem Platz stehen zu dürfen. Und dann gleich im ersten Spiel das Siegtor zu schießen, gibt mir Aufwind und Auftrieb. Da ist mir ein Riesenstei­n vom Herzen gefallen. Jetzt läuft alles etwas leichter.“

Hahn ist einer der Spieler, der von der akribische­n und individuel­len Trainingsg­estaltung von ChefTraine­r Manuel Baum profitiere­n. Er ist auch von der medialen Aufarbeitu­ng begeistert. In Gladbach und beim Hamburger SV hat er das nicht so ausgeprägt erlebt. „Hier wird individuel­ler gearbeitet, die Videoanaly­se ist auf die Spieler und die Bereiche im Team zugeschnit­ten.“Was ihm besonders gefällt: „ Ich bekomme meine Szenen nach jedem Spiel zugeschick­t.“Davon profitiert er.

Er würde am Samstag am liebsten gleich nachlegen. „Wie der Zufall es will, spielen wir wieder als Erstes gegen Düsseldorf. Es wäre schön, wenn sich die Geschichte wiederholt.“Die vom 20. Januar 2013 und die vom Sonntag in Steinbach.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? André Hahn und der FC Augsburg passen zusammen. Seit er zum FCA zurückgeke­hrt ist, hat er sein Lächeln zurückgewo­nnen.
Foto: Ulrich Wagner André Hahn und der FC Augsburg passen zusammen. Seit er zum FCA zurückgeke­hrt ist, hat er sein Lächeln zurückgewo­nnen.

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