Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mann wollte Ehefrau achtmal vergiften

Prozess Immer wieder versetzt der Angeklagte die Getränke seiner Frau mit gefährlich­em Unkrautver­nichtungsm­ittel. Für seine Taten hat der Mann eine Erklärung

- VON MARIA HEINRICH

Langweid Um seine Ehe war es nicht gut bestellt, immer wieder kriselte es. Er wollte nur, dass seine Gattin sich unwohl fühlt, damit er sich um sie kümmern kann und man sich wieder annähert. Nur deshalb vergiftete er die Getränkefl­aschen seiner Frau mit Unkrautver­nichter.

So schilderte es am Donnerstag ein 65-jähriger Mann aus Langweid vor Richterin Rita Greser und ihren Schöffen im Amtsgerich­t Augsburg. Ihm wurde vorgeworfe­n, von 2016 bis 2017 Getränke seiner Ehefrau mit einem giftigen Unkrautver­nichter versetzt zu haben - versuchte gefährlich­e Körperverl­etzung in acht Fällen lautete die Anklage.

Das Paar ist seit 2005 verheirate­t, 2016 zieht es in das gemeinsame Haus nach Langweid. Doch schon kurz danach leben die Eheleute in getrennten Wohnungen im Haus. Der Angeklagte erkrankt am Burnout-Syndrom, trinkt an jedem Tag zehn Flaschen Bier. Die 57-jährige Ehefrau berichtet: „Die letzten drei Jahre unserer Ehe waren die Hölle. Er hat monatelang nicht mit mir gesprochen und mich wie Dreck behandelt.“

Immer wieder habe sie versucht, auf ihren Mann zuzugehen. Bis ihr das mit den Getränkefl­aschen aufgefalle­n sei. „Morgens habe ich die Flaschen geöffnet und daraus getrunken, dann bin ich in die Arbeit gefahren. Als ich wieder zu Hause war, hat das Getränk komisch geschmeckt. Ich habe es sofort ausgespuck­t. Irgendwann wusste ich, das war mein Mann.“Das Opfer brachte eine auffällige Flasche zu ihrem erwachsene­n Sohn, erzählte ihm von ihrer Angst. Gleich am nächsten Tag ging dieser damit zur Polizei mit dem Verdacht: Sein Stiefvater will seine Mutter vergiften. Die Beam- ten stellten in der Flasche das Herbizid fest. Sie nahmen den Angeklagte­n fest, seit Januar sitzt er in Untersuchu­ngshaft. Während der Vernehmung und in der Verhandlun­g gestand er alle Vorwürfe.

Im Prozess gibt er zu, dass er im Keller einen Unkrautver­nichter vom Vorbesitze­r fand. Er verdünnte das Mittel und testete es im Gras aus. Als es keine Wirkung zeigte, kam er auf die Idee, das Herbizid in kleinen Mengen seiner Frau zu verabreich­en. „Ich habe geglaubt, so kann ich meine Ehe retten. Ich hatte keine Tötungsabs­icht.“

Das Verhalten des Angeklagte­n wurde von einem Gutachter untersucht. Er attestiert dem 65-Jährigen eine asthenisch­e Persönlich­keitsstruk­tur. „Er besitzt ein geringes Leistungsv­ermögen und wenig Selbstwert­gefühl.“In Kombinatio­n mit viel Alkohol sei es möglich, dass der Angeklagte sein Handeln nicht richtig einschätze­n konnte. „Es liegen allerdings keine richtige Krankheit und keine schwere Sucht vor. Der Angeklagte ist steuerungs- und schuldfähi­g.“

Dass der 65-Jährige seine Ehe retten wollte, hielt Richterin Greser für unglaubwür­dig. „Auch wenn Ihre Frau keinen körperlich­en Schaden davon hat, leidet sie psychisch unter den Folgen. Sie haben sie im eigenen Haus hintergang­en und attackiert. Das ist moralisch auf der untersten Stufe.“Staatsanwä­ltin Julia Scholz plädierte für eine Freiheitss­trafe von dreieinhal­b Jahren, Verteidige­r Florian Engert forderte ein Jahr und zehn Monate auf Bewährung. Das Schöffenge­richt verhängte eine Freiheitss­trafe von zwei Jahren und drei Monaten für versuchte gefährlich­e Körperverl­etzung in acht Fällen. Richterin Greser sagte: „Das Opfer muss sich so etwas nicht bieten lassen.“

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