Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Über dem Rothtal schweben

Sommerferi­en Warum die Freiheit beim Gleitschir­mfliegen in Horgau-Auerbach nicht grenzenlos ist / Serie (9)

- VON OLIVER REISER

Horgau Auerbach „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.“So einfach, wie von Reinhard Mey besungen, ist es dann doch nicht. Wer sich mit der Schleppwin­de des Vereins Para-Air Augsburg im Horgauer Ortsteil Auerbach an den Himmel über dem Rothtal ziehen lassen will, muss einige Anforderun­gen erfüllen. Er braucht zunächst einmal einen Luftführer­schein für Luftsportg­eräte. Den kann man beim Fluglehrer des Vereins, Fred Karbstein, erwerben, der am Tegelberg in Schwangau eine Flugschule betreibt. 15 Tage sind nötig, um in die Geheimniss­e des Paragliden­s eingewiese­n zu werden. Es werden aber auch Schnupperk­urse angeboten, bei denen man erste Erfahrunge­n sammeln kann.

„Es kommt selten vor, dass sich Fremde auf unsere Anlage verirren“, sagt Engelbert Kohler, der Vorsitzend­e des Vereins Para-Air Augsburg West, der mittlerwei­le rund 120 Mitglieder zählt.

An diesem letzten Hochsommer­Vormittag sitzt er selbst an der stationäre­n Winde, die immer so platziert werden muss, dass der Start gegen die Windrichtu­ng erfolgen kann. Sein Stellvertr­eter Bernhard Tochterman­n zieht das rund 1000 Meter lange Kunststoff­seil mit dem Quad zum Startplatz, wo schon Helmut Gastl wartet. Der Startleite­r gibt die Daten des Piloten an den Windenführ­er weiter: Name und Gewicht und die Art des Schirmes. Nach dem Kommando „Seil straff“wird das Seil angezogen und der Startleite­r gibt über Funk das Zeichen zum Start. Ein erster Ruck und die Falten des Gleitschir­ms füllen sich mit fünf Kubikmeter­n Luft. Und schon geht es nach oben. „Wir sind vollwertig­e Teilnehmer der allgemeine­n Luftfahrt und fliegen nach den Sichtflugr­egeln“, erklärt Fred Karbstein, dass man immer beachten müsse, ob der Luftraum frei und verfügbar ist. Über manchen Lufträumen besteht nämlich Flugverbot. Wer von Auerbach aufsteigt, kann bis zu 2800 Meter hoch steigen. Vom kurzen Rundflug zurück an die Ausgangsst­elle bis zu einer Langdistan­z von durchschni­ttlich 70 bis 100 Kilometer ist alles möglich. „In dieser Höhe gibt dir keiner mehr Anweisunge­n. Da muss man selbst sein Hirn einschalte­n“, erklärt Fred Karbstein die Faszinatio­n dieses Sports. Gut absprechen muss man sich beim Tandem-Flug. Der Passagier, in Fliegerkre­isen „Fußgänger“genannt, entscheide­t, wie weit er fliegen will. „Wenn er es verträgt, können wir auch eine halbe Stunde spazieren fliegen“, sagt Karbstein. Die Freiheit ist dennoch nicht grenzenlos. In Auerbach besitzen nur wenige Mitglieder einen Beförderun­gsschein, der für TandemFlüg­e notwendig ist.

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Foto: Marcus Merk Nicht ganz über den Wolken, aber immerhin bis zu 2800 Meter hoch schweben die Paraglider über dem Rothtal.

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