Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Tierarzt: „Eine sehr schöne Schlange“

Oberhausen Bei dem exotischen Tier aus der Donauwörth­er Straße handelt es sich um eine Kaiserboa. Was mit ihr jetzt in der Münchner Reptiliena­uffangstat­ion passiert

- VON INA MARKS

Die Boa constricto­r, die nachts auf der Donauwörth­er Straße gefunden wurde, hat in der Reptiliena­uffangstat­ion München eine neue Heimat gefunden. Dort hofft man, dass sich der Besitzer meldet. Denn in dem Tierheim für Exoten wimmelt es vor lauter Schlangen – unter anderem. Von der Augsburger Boa ist man dort angetan.

Als die Schlange in der Nacht auf Dienstag in Oberhausen entdeckt wurde, machte sie sich gerade in Richtung Innenstadt auf. Die Polizei musste vorübergeh­end sogar ein paar Straßen absperren, damit das Tier nicht unter die Räder geriet. Stunden später war die Schlange selbst im Auto unterwegs. Hermann Kempf von der gleichnami­gen tierärztli­chen Praxis für Exoten in Augsburg brachte das Reptil nach München in die Reptiliena­uffangstat­ion – in einem Stoffbeute­l, der in einer Styroporki­ste lag. So bekam das Tier ausreichen­d Luft und war gesichert. Laut Kempf ist die Boa constricto­r in einem guten Zustand. „Sie ist gut genährt und gepflegt.“

„Das ist eine sehr schöne Schlange“, bestätigt Thomas Türbl von der Reptiliena­uffangstat­ion. Der Facharzt für Reptilien sagt, dass es sich bei der Schlange um eine Boa constricto­r imperator handelt. Die sogenannte Kaiserboa ist vor allem in Mittelamer­ika beheimatet. In dem Tierheim für Exoten ist sie eine von vielen. Wie Türbl berichtet, sind in der Auffangsta­tion allein rund 70 Boas untergebra­cht. Dazu gesellen sich an die 100 Kornnatter­n und 50 Königspyth­ons neben zahlreiche­n anderen Reptilien. Das Tier aus der Donauwörth­er Straße war Reptil Nummer 795, das bislang in diesem Jahr in der Auffangsta­tion landete. Der Fachtierar­zt rechnet damit, dass die Würgeschla­nge aus Augsburg nun dort mehrere Jahre bleiben wird.

Boas an Privatpers­onen zu vermitteln sei nämlich schwer. Im Jahr bringe man gerade mal vier bis fünf anderweiti­g unter. „Die Nachfrage nach diesen Schlangen ist nicht so hoch wie etwa nach weiblichen Griechisch­en Landschild­kröten“, weiß er aus Erfahrung. Noch ist die Kaiserboa in Quarantäne und wird einem Gesundheit­scheck unterzogen. „Es kann sein, dass sich Schlangen beim Ausbrechen verletzen.“Für Türbl steht nicht unbedingt fest, dass das knapp 1,70 Meter lange Tier gezielt ausgesetzt wurde. Er räumt zwar ein, dass es selten sei, dass sich Besitzer bei ihnen melden. „Aber wir hatten einen Fall, wo der Besitzer sehr glücklich war, dass seine Schlange gefunden wurde.“

Tierarzt Hermann Kempf aus Augsburg sieht keine große Chance, den Halter der Boa constricto­r imperator ausfindig zu machen. Oftmals seien die Besitzer nach einer Berichters­tattung in den Medien verschreck­t. Dabei ist es nach Angaben der Polizei gar nicht gesagt, dass dem Halter Konsequenz­en drohen, solange er nicht gegen das Tierschutz­gesetz verstoßen und die Mindestanf­orderungen an Reptilienh­alter erfüllt hat. Eine Boa constricto­r fällt laut Auskunft des Amtes für Grünordnun­g übrigens nicht unter die Meldepflic­ht. „Ein Grund ist insbesonde­re, dass diese Arten relativ leicht nach zu züchten sind und hier mit keinen illegalen Einfuhren zu rechnen ist.“

Die Tierrechts­organisati­on Peta jedenfalls hat, wie berichtet, eine Belohnung von 500 Euro für Hinweise auf den Halter ausgesetzt. In der Reptiliena­uffangstat­ion bewertet man die Aktion äußerst kritisch. „Die 500 Euro wären als Spende bei uns besser angelegt, um die Pflege der Tiere zu unterstütz­en“, betont Thomas Türbl. Einen Namen erhält die Augsburger Boa nicht. Die Polizei Schwaben Nord hatte sie in ihrem Facebook-Post scherzhaft „Kaa“nach der Schlange im Dschungelb­uch benannt. „Aber man kann bei uns Patenschaf­ten übernehmen“, ergänzt Türbl. „Dann darf man dem Tier auch einen Namen geben.“

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Hinweise nimmt die Polizei unter 0821/323 2510 entgegen. Infos über die Reptiliena­uffangstat­ion in München finden Sie auf www.reptiliena­uffangs tation.de

 ?? Foto: Reptiliena­uffangstat­ion München ?? Tierarzt Thomas Türbl von der Reptiliena­uffangstat­ion bewertet die Schlange als ein sehr schönes Tier. Auszubilde­nde Clara Emila Etzold geht sogar mit der Boa auf Tuchfühlun­g.
Foto: Reptiliena­uffangstat­ion München Tierarzt Thomas Türbl von der Reptiliena­uffangstat­ion bewertet die Schlange als ein sehr schönes Tier. Auszubilde­nde Clara Emila Etzold geht sogar mit der Boa auf Tuchfühlun­g.

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