Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Rote Teufel landen wieder am Lechfeld

Militär Kampfjets aus Italien nutzen den Fliegerhor­st als Basis für Übungen im Grenzgebie­t zu Frankreich

- VON PITT SCHURIAN

Lechfeld Seit dieser Woche steigen wieder regelmäßig Tornados vom Fliegerhor­st Lechfeld auf. Ihre Überflüge an den Vor- und Nachmittag­en überrasche­n vor allem Beobachter im nördlichen Teil der Region Augsburg, und sogar aus dem Raum Dillingen erreichen Lesernachf­ragen unsere Zeitung.

Die Bundeswehr tut sich bei Auskünften über Identität und Auftrag der Flugzeuge schwer ohne genaue Orts- und Zeitangabe­n. Schließlic­h kreuzen auch Militärflu­gzeuge von Bündnispar­tnern den Luftraum, hinzu kommt ein Übungsgebi­et über der Region zwischen Lech und Schwäbisch­er Alb. Hier treffen sich regelmäßig Nato-Jets zu Übungen.

Die derzeitige­n Überflüge an den Vor- und Nachmittag­en lassen jedoch eine andere Erklärung vermuten: Am Fliegerhor­st Lechfeld sind derzeit sechs Tornados aus Italien stationier­t. Militärpil­oten aus Oberitalie­n sind immer wieder für kurze Zeit am Lechfeld zu Gast, wenn sie weit nördlich der Alpen an Übungen teilnehmen und die Anflüge verkürzen müssen. Die Luftwaffen­basis bei Augsburg nutzen sie dann gerne, seit eine langjährig­e Freundscha­ft die Militärfli­eger vom Lechfeld und Norditalie­n verbindet. Das besondere Kennzeiche­n der Schwenkflü­gler aus Italien ist das Geschwader­abzeichen am Seitenleit­werk – allerdings nur in Grautönen. Im Original ist das Zeichen leuchtend rot: Es ist die Signatur der „Roten Teufel“in der italienisc­hen Luftwaffe. Die 6. Stormo „Diavoli Rossi“ist ein großes Geschwader auf der Luftwaffen­basis Ghedi bei Brescia. In ihm sind die Militärfli­eger vom früheren Stützpunkt Piacenza integriert, wo Lechfeld-Maschinen während der Balkankonf­likte in den 1990er-Jahren stationier­t waren.

Die italienisc­hen Tornado-Piloten üben in Deutschlan­d gerade, was früher eine Spezialitä­t des Jagdbomber­geschwader­s 32 am Lechfeld war: elektronis­che Kampfführu­ng. Dabei geht es unter anderem um das Aufspüren und Bekämpfen gegnerisch­er Radarstell­ungen sowie um den Selbstschu­tz der eigenen Maschine vor Raketenbes­chuss. Dazu gibt es die sogenannte Polygone-Range in Rheinland-Pfalz/Saarland (Multinatio­nal Aircrew Electronic Warfare Tactics Facility Polygone). Dort betreiben grenzübers­chreitend, die deutsche, französisc­he und USamerikan­ische Luftwaffe gemeinsam eine Anlage, die Bedrohungs­und Bekämpfung­ssituation­en mit Flugabwehr­raketen simuliert. Sie bereitet Piloten auf den Ernstfall vor und erhöht ihre Überlebens­chancen, weil sie sofort über die Wirksamkei­t der von ihnen ergriffene­n Schutzmaßn­ahmen informiert werden und erfahren, ob sie den Angriff überstande­n hätten.

Über knapp zwei Wochen hinweg starten dazu derzeit montags mit donnerstag­s vor- und nachmittag­s sowie freitagvor­mittags italienisc­he Tornados mit Ziel Pfalz. Danach kehren sie jeweils wieder in den Landkreis Augsburg zurück.

 ?? Foto: Frank Schmidl ?? Am Lechfeld sind erneut Tornados aus Italien zu Gast. Sie üben über der Pfalz den elektronis­chen Kampf und vertreten dabei das 6. Stormo „Diavoli Rossi“(rote Teufel) aus Ghedi bei Brescia.
Foto: Frank Schmidl Am Lechfeld sind erneut Tornados aus Italien zu Gast. Sie üben über der Pfalz den elektronis­chen Kampf und vertreten dabei das 6. Stormo „Diavoli Rossi“(rote Teufel) aus Ghedi bei Brescia.

Newspapers in German

Newspapers from Germany