Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Jasager aus Überzeugun­g

Mehrgenera­tionenhaus Werner Zahn leitet die Königsbrun­ner Freiwillig­en-Agentur und versucht, Hilfe zu organisier­en

- VON CLAUDIA DEENEY

Königsbrun­n Werner Zahn ist ein bekennende­r Jasager. „Bei Anfragen sage ich immer erst mal Ja“, erklärt der Leiter der Freiwillig­enAgentur in Königsbrun­n gegenüber unserer Zeitung und führt aus: „Ich habe die wunderbare Aufgabe Menschen zusammenzu­bringen.“Und zwar mit Herz und Verstand und unter dem Motto: „Helfen und Leben schöner machen“.

Seit 2012 betätigt sich Zahn als Netzwerker und arbeitet täglich zwei Stunden zu Hause und in seinem Büro, das im Mehrgenera­tionenhaus (MGH) untergebra­cht ist. Das ist aber nur die offizielle Zeit, die er auch von seinem Arbeitgebe­r vergütet bekommt. Der Bankkaufma­nn im Ruhestand zählt die Stunden, die er tatsächlic­h für die Agentur aufwendet, nicht. „Ich bin immer im Dienst“, erzählt er, und es passiere durchaus, dass er am Wochenende angerufen werde, um Menschen beim Lösen ihrer Probleme zu helfen. Das ist für Zahn selbstvers­tändlich, und hier engagiert er sich dann genauso ehrenamtli­ch wie viele seiner freiwillig­en Helfer.

Die Notfälle sind dabei durchaus unterschie­dlicher Natur: Es kommt vor, dass beispielsw­eise ältere Menschen am Sonntagnac­hmittag feststelle­n, dass sie am Montagmorg­en einen Arzttermin haben und wissen nicht, wie sie dort hingelange­n sollen. Dann versucht Zahn in seinem aufgebaute­n Netzwerk, einen seiner eigenen registrier­ten freiwillig­en Helfer zu rekrutiere­n. Wenn das nicht gelingt, greift er auf andere Organisati­onen und Institutio­nen zurück, mit denen er eng zusammenar­beitet.

Unter den Helfern der Freiwillig­en-Agentur sind auch etliche Bewohner des Generation­enparks in der Brunnensta­dt. Und auch mit Kümmerin Marcella Wolf steht Zahn in engem Kontakt. Also könnte in dem geschilder­ten Fall ein Helfer mit dem Auto des Fahrdienst­es der Wohnanlage den hilfesuche­nden Senior zum Arzt fahren. Klappt diese Logistik nicht, wendet sich Werner Zahn beispielsw­eise an den Verein Zeitbörse in Königsbrun­n. In deren Vorsitzend­en Jürgen Müller hat er einen zuverlässi­gen Kooperatio­nspartner, der ihm oft weiterhelf­en kann.

„Ich kann sehr viel bewegen und meist Lösungen anbieten, manchmal stoße aber auch ich an meine Grenzen“, gibt Zahn unumwunden zu. Viele Anfragen bekommt er auch gar nicht von den Privatpers­onen selbst, sondern über Ämter, wie dem Landratsam­t Augsburg. Die schicken beispielsw­eise einen Hilferuf für eine Königsbrun­ner Seniorin, die nach Köln zu ihrer Tochter ziehen möchte, aber mit dem Umzug komplett überforder­t ist. Deshalb hat sich Tochter erst mal in Köln nach Hilfe erkundigt, die Kölner fragen in Augsburg nach, und die Augsburger wenden sich an Werner Zahn – der dann auch tatsächlic­h den Umzug mit seiner Freiwillig­en-Agentur in die Wege leitete und stemmte.

Wobei er betont, dass generell bei den jeweiligen Anlaufstel­len geprüft werde, ob eine Hilfsbedür­ftigkeit vorliegt. Er selbst untersucht ebenfalls Anliegen oder fordere auch mal die Familienmi­tglieder auf, sich um Eltern oder Geschwiste­r zu kümmern. „Die ehrenamtli­chen Helfer schneiden keine Hecke eines Hauses, weil der Eigentümer kein Geld dafür aufwenden möchte“, stellt er klar.

Die Kontakte entstehen durch zahlreiche Institutio­nen. Als Beispiele nennt Zahn die Tafel, den Hilfsfonds, die Caritas, die beiden großen Kirchen, den Stadtrat, das Mehrgenera­tionenhaus, der Generation­enpark, den TSV Königsbrun­n, die Zeitbörse und das FritzFelse­nstein-Haus. Alle können hier aus Platzgründ­en nicht aufgezählt werden. „Die Bälle spielen wir uns gegenseiti­g zu“, sagt Zahn. Alle Partner helfen ihm, kommen aber auch auf ihn zu, wenn ihnen bekannt ist, das Personen Hilfe brauchen. Er erhält sehr viel Unterstütz­ung und dafür ist er sehr dankbar, sein Netz ist dichtgeweb­t und hält.

Die Freiwillig­en-Agentur Königsbrun­n wird nur für die Bürger der Stadt tätig, aber Zahn hält auch engen Kontakt mit den Augsburger und Bobinger Freiwillig­en-Agenturen und trifft sich regelmäßig zum Austausch. Auch gibt er zweimal jährlich einen Rechenscha­ftsbericht an die Stadt Königsbrun­n. Dort ist Klaus Förster für ihn als Mitarbeite­r zuständig, im MGH hat er Achim Friedrich als fachlichen Ansprechpa­rtner.

Auf seinem bisher höchst beeindruck­enden Werk ruht sich Werner Zahn nicht aus. Sein nächstes Projekt hat er schon im Visier, nämlich einen offenen Seniorentr­eff in den Räumlichke­iten des MGH abzuhalten. Die Planungen hierfür laufen schon, und im September soll es losgehen. Die ehrenamtli­chen Helfer hat er schon aus seiner eigenen Agentur dafür begeistert, und sie stammen auch dem Bewohnerkr­eis des Generation­enparks. Was nur zeigt, dass die Bälle, die Zahn in der Brunnensta­dt den Menschen und Organisati­onen zuwirft, erfolgreic­h aufgefange­n und zurückgewo­rfen werden. Ganz nach seinem Motto: „Ich bin dabei!“

» Mehr Informatio­nen zur Freiwillig­en Agentur finden Sie im Internet unter www.freiwillig­en agentur.st gregor.de

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Foto: Claudia Deeney Werner Zahn leitet die Freiwillig­en Agentur Königsbrun­n und hilft mit sei nem Netzwerk Menschen bei alltäglich­en und weniger alltäglich­en Problemen.

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