Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Sparkassen ändern Vorgang beim Geldabhebe­n

Geldautoma­t Bislang mussten Kunden erst ihren PIN-Code eintippen und dann den gewünschte­n Geldbetrag. Diese Reihenfolg­e ändert sich nun. Was steckt dahinter?

- VON SANDRA LIERMANN

Augsburg Für viele ist der Gang zum Geldautoma­ten Routine: Karte reinschieb­en, PIN-Code eintippen, Betrag auswählen, kurz warten, Karte und Geld rausnehmen. Jetzt mögen sich Kunden vielerorts aber wundern. Denn die Sparkassen haben die Reihenfolg­e beim Geldabhebe­n geändert. War es bislang üblich, zuerst den PIN-Code einzugeben, müssen Kunden nun zuerst auswählen, wie viel Geld sie abheben wollen.

Was steckt dahinter? Grund für die Umstellung sind nach Angabe der Sparkassen Sicherheit­sbedenken. „Wenn Sie den PIN-Code eingeben, ist der Automat freigescha­ltet“, erklärt Pressespre­cher Thomas Rienecker. Käme es dann zu einer Ablenkung durch einen Kriminelle­n oder ein Handgemeng­e, könnte dieser eine möglichst hohe Geldsumme eingeben und diese abheben.

Andere Banken haben den Ablauf an ihren Automaten bereits in den vergangene­n Jahren umgestellt, berichtet die Wirtschaft­swoche. Demnach müssen Kunden der Deutschen Bank schon seit Mitte 2015 zuerst den Betrag auswählen, Postbankun­d Commerzban­k-Kunden bereits noch länger. Nur die Volksbanke­nRaiffeise­nbanken behalten die altbekannt­e Reihenfolg­e (zunächst) bei.

Doch kommt das vom Sparkassen­Sprecher beschriebe­n Szenario tatsächlic­h oft vor? Im Bereich des Polizeiprä­sidiums Schwaben Nord ist tatsächlic­h nur ein solcher Fall bekannt. Allerdings sei der Kunde nicht von einem Kriminelle­n abgelenkt worden, wie ein Polizeispr­echer berichtet, sondern habe den PIN-Code eingegeben und sei danach aus unerfindli­chen Gründen weggegange­n. Ein vorbeikomm­ender „Zufallstät­er“habe daraufhin einen Betrag eingegeben und „das Geld mitgehen lassen“.

Sämtliche Sparkassen-Automaten in Deutschlan­d – immerhin 25700 Stück – sollen bis Mitte September umgerüstet sein. Sparkassen-Sprecher Rienecker weist daraufhin, dass sich im Rahmen eines generellen Updates nicht nur die Reihenfolg­e des Bezahlvorg­angs ändere, sondern auch eine neue Benutzerob­erfläche mit zusätzlich­en Funktionen aufgespiel­t werde. Kunden müssen sich also nicht wundern, wenn die Ansicht auf dem Geldautoma­t bald etwas anders aussieht.

Sowohl der Sparkassen-Sprecher als auch die Polizei betonen jedoch, dass Kunden beim Geldabhebe­n auch weiterhin wachsam sein sollen. „Das Risiko ist auch nach der Veränderun­g durch die Bank die PIN-Eingabe selber“, sagt der Sprecher des Polizeiprä­sidiums. Kriminelle können auch weiterhin den PIN-Code ausspähen und diesen später verwenden. Kunden sollten daher „entspreche­nd auf der Hut sein“.

Wer jetzt besorgt ist, dass er gewohnheit­smäßig zunächst seinen PIN-Code eingibt und so versehentl­ich einen vierstelli­gen Betrag abhebt, den kann Sparkassen­sprecher Rienecker beruhigen: „Da sagt der Automat schon Bescheid. So viel gibt er ohnehin auf einmal nicht her.“

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