Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Abschied vom Sommer

- VON JOSEF KARG jok@augsburger allgemeine.de

Wenn man Rainer Maria Rilke wäre, könnte man dieser Tage Verse für die Ewigkeit schmieden, wie den des „Herbstgedi­chts“: „Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhre­n, und auf den Fluren lass die Winde los …“, heißt es da so wunderschö­n.

Leider ist man nicht Rilke und kann auch nicht so gut dichten. Darum wird nüchtern auf die Fakten geschaut. Und so stellt man beim vorläufige­n Abschied des Sommers fest, dass vor allem die Unternehme­n sich übers HitzeEnde freuen dürfen, denn dort kann endlich wieder ordentlich gearbeitet werden. Denn während ein Büroangest­ellter bei 23 Grad die volle Leistung erbringt, sinkt dieser Wert bei zunehmende­r Temperatur und erreicht bei 30 Grad nur noch 70 Prozent. Experiment­e haben ergeben, dass Bürokräfte bei mehr als 30 Grad sogar nur noch halb so schnell tippen wie bei 20 Grad Raumtemper­atur. Kaum zu glauben, dass da jeden Tag eine Zeitung erschienen ist.

Doch der Hitze-Sommer hat auch andernorts seine Spuren hinterlass­en – vor allem auf den Straßen. Denn je heißer es ist, desto kaputter werden dieselben. Wenn Sonnentage den Asphalt auf bis zu 60 Grad aufheizen, wird der Belag weich. Die Folge sind Spurrillen. Über die freuen sich nur Stoßdämpfe­r-Hersteller, Straßenbau­firmen und vielleicht Markus Söder – weil er sich als Retter der Landstraße­n inszeniere­n kann. Froh sein über die kühleren Tage werden die Produzente­n von Schokolade­n-Weihnachts­männern und Lebkuchen. Denn die bringen ihre Ware gerade in die Supermärkt­e. Da richtet sich unser Blick unwillkürl­ich nach vorne und wir stellen erschreckt fest: In 121 Tagen ist Heiligaben­d!

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