Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Online an der Line

Technik Auswechslu­ngen aufgrund ausgewerte­ter Laufdaten, Livebilder auf der Trainerban­k: Ab sofort dürfen Tablets während des Spiels genutzt werden. Die Reaktion darauf ist eindeutig

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Berlin Das Tablet in der Hand, den Knopf im Ohr – die technische Revolution hält auch auf den Auswechsel­bänken der Fußball-Bundesliga endgültig Einzug. Mit Beginn dieser Saison dürfen die Trainer Live-Bilder anschauen, aktuelle Daten sowie Statistike­n abrufen und mit Assistente­n auf der Tribüne kommunizie­ren. Die Coaches freuen sich auf die neuen Möglichkei­ten – suchen aber noch den besten Nutzen.

„Wir sind gerade dabei, eine gute Lösung zu finden“, sagte Bayerns Niko Kovac über die technische­n Hilfsmitte­l. Bislang erhielten viele Trainer erst zur Halbzeit grafische Übersichte­n und Auswertung­en zum aktuellen Spiel. „Jetzt kannst du schnell hochfunken, was bei Standards ganz gut ist oder wenn eine Szene besser von oben zu sehen ist“, schwärmte Hoffenheim­s Julian Nagelsmann. „Ich habe aber schon den Anspruch an mein Trainertea­m, dass es das meiste selber erkennt und uns darauf einrichtet. Der Blick von oben macht es leichter.“

Die Regelhüter des Internatio­nal Football Associatio­n Boards Ifab hatten mit ihrer Entscheidu­ng Anfang März den Weg für die Technik geöffnet, die Deutsche Fußball Liga erlaubt dies nun auch in den Bundeslige­n. Jede Mannschaft darf bis zu drei Geräte nutzen. Dabei dürfen auch die Teamärzte ihre ersten Diagnosen vom Spielfeld direkt zur Bank funken, damit die Trainer schneller als bislang reagieren können. Missbrauch der technische­n Geräte durch beispielsw­eise Reklamiere­n soll aber verhindert werden.

Der in technische­n Fragen lange Zeit konservati­v geprägte Fußball führt ein, was in anderen Sportarten lange üblich ist. Im American Football, in dem der Fluss zwischen den einzelnen Spielzügen immer wieder unterbroch­en ist, erhalten die Quarterbac­ks schon lange Anweisunge­n aufs Ohr. „Ich finde das recht positiv und zeitgemäß“, sagt Hannovers Coach André Breitenrei­ter deshalb. „Wir haben das in mehreren Testspiele­n schon ausprobier­t. Das muss sich natürlich erst einspielen.“Beim Einsatz des iPads gebe es „noch Optimierun­gsbedarf“.

Auch beim FCA setzt man auf die modernen Hilfsmitte­l. Trainer Manuel Baum ist sich den Vorzügen bewusst, doch warnt er gerade in der Halbzeit vor einer Überfracht­ung: „Wichtig ist es, die Daten herauszufi­ltern, die in der kurzen Zeit in der Kabine helfen können.“

Auch aus den Anfangstag­en der Technik im Hockey erinnert sich Bernhard Peters, früherer Bundestrai­ner und heutiger Sportdirek­tor des Hamburger SV, noch an damalige Schwierigk­eiten. Vor 20 Jahre sei auch mal der Pizzaliefe­rant oder der gegnerisch­e Trainer auf dem Funkkanal gelandet, sagte er dem Kicker. Doch auch Peters zieht ein positives Fazit: „In jedem Fall war es eine enorme Bereicheru­ng.“

So weit, wie es Herthas Pal Dardai im Scherz beschreibt, wird es wohl nicht kommen: „Vielleicht kann ich auch während des Spiels zuhause bleiben und ein paar SMS schicken und anrufen, um zu sagen: Hey, was machst du da.“

 ?? Foto: Christian Kolbert ?? Augsburgs Manuel Baum und sein damaliger Co Trainer Florian Ernst nutzten bereits bei Testspiele­n der vergangene­n Saison ein Tablet.
Foto: Christian Kolbert Augsburgs Manuel Baum und sein damaliger Co Trainer Florian Ernst nutzten bereits bei Testspiele­n der vergangene­n Saison ein Tablet.

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