Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Viele Augsburger blicken in Röhre
Wirtschaft Die Abschaltung des analogen Kabelfernsehens überrascht viele TV-Nutzer. Obwohl sie vorher angekündigt war. Wie Elektrohändler auf die hohe Nachfrage jetzt reagieren
Die Kabelnetzbetreiber schalten deutschlandweit nach und nach das analoge TV-Signal ab. Am 14. August war es auch im Raum Augsburg so weit: Seitdem können VodafoneKabelkunden ausschließlich digitale Sender empfangen. Doch trotz der Ankündigung scheinen viele Zuschauer von der Digitalumstellung überrascht worden zu sein. Augsburger Elektrohändler berichten von einem regelrechten Ansturm auf Fernseher und Receiver.
Wolfgang Eichner, Geschäftsleiter des Expert TechnoMarkts in Augsburg in der Eichleitnerstraße erzählt: „In der Nacht zum Dienstag wurde das analoge Kabelfernsehen abgeschaltet. Morgens um zehn Uhr, als wir den Markt öffnen wollten, standen schon sehr viele Menschen vor der Tür und warteten.“Viele Kunden kaufen Receiver, aber etliche steigen auch auf neue Fernseher um.
Der Umsatz stieg um 30 Prozent an. Die Filiale musste sogar Artikel nachordern. „Wir haben zwar eine höhere Nachfrage erwartet, doch nicht in einem solchen Maße“, sagt der Geschäftsleiter. Der Großteil der Betroffenen seien ältere Menschen. „Manche haben Röhrenfernseher, von denen ich nicht wusste, es die noch gibt“, sagt Wolfgang Eichner und lacht.
Auch die Filialen des Elektronikkonzerns Saturn in Augsburg und Friedberg verzeichnen nach dem großflächigen Umstieg auf das digitale Fernsehen höhere Einnahmen. „Wir haben uns mit Kollegen aus Regionen, in denen die Analogabschaltung schon vollzogen wurde, ausgetauscht und konnten die Nachfrage dadurch gut abschätzen“, sagt der Gesamtverkaufsleiter der Filialen.
Der Bestand sei erhöht worden. „Einige Kunden waren über die Umstellung informiert und kamen schon vorzeitig zu uns, doch die Mehrheit war unsicher, ob sie nun betroffen sind oder nicht und haben deshalb abgewartet“, erklärt der Gesamtverkaufsleiter. Zumeist seien Receiver gekauft worden, doch bei der Gelegenheit hätten sich auch zahlreiche Kunden für teurere TVVarianten entschieden.
Wolfgang Reiser, Geschäftsführer der Mediamarkt-Filiale in Augsburg Oberhausen, berichtet, dass viele Kunden zwar von der AnalogAbschaltung wussten, doch ihnen nicht klar war, wie das Problem nun zu beheben sei: „Wir haben oft im Internet nachrecherchieren müssen, da nicht alle Kunden wussten, welche Anschlüsse ihr TV-Gerät bedass sitzt.“Die Nachfrage sei schon vor der Volldigitalisierung gestiegen, aber eine noch deutlichere Erhöhung sei nach dem 14. August zu beobachten gewesen. „Wir haben einen überdurchschnittlicher Umsatz im Vergleich zum Vormonat gemacht“, bilanziert Wolfgang Reiser. Auch beim Elektrohändler Mediamarkt sind mehrheitlich Receiver verkauft worden.
Um keinen schwarzen Fernsehbildschirm zu haben, müssen sich Fernsehnutzer, die noch kein TVGerät mit eingebautem Digital-Kabelempfänger haben, entweder einen neuen Fernseher oder einen digitalen Kabel-Receiver kaufen.